Mit diesem neuesten Oszilloskop von Fnirsi haben es die chinesischen Entwickler geschafft, noch mehr Funktionen in ein einziges Gerät zu packen als in ihren vorherigen Modellen. Das DPOS350P ist nicht nur ein Zweikanal-Oszilloskop mit 350 MHz Bandbreite, sondern auch ein 50-MHz-Funktionsgenerator, ein Frequenzanalysator (Bode-Plotter) bis 50 MHz und ein Spektrumanalysator bis 350 MHz. Und das alles steckt in einem kompakten Gehäuse mit einem 7-Zoll-Touchscreen für rund 270 Euro. Das macht neugierig, oder? Zeit, all diese Funktionen auszuprobieren!

KOMPLETTES PAKET

Wie wir es von Fnirsi gewohnt sind, wird das DPOS350P mit einer ganzen Reihe an Zubehör geliefert. Alles ist in einem stabilen Transportkoffer verpackt, ähnlich wie bei manchen anderen Fnirsi instruments. Neben dem Oszilloskop enthält der Koffer zwei Oszilloskop-Tastköpfe, ein Prüfkabel mit Krokodilklemmen, ein Netzteil und ein USB-Ladekabel. Es liegt auch ein zweisprachiges Handbuch bei, das leider ziemlich klein ist. Es ist einfacher, das PDF herunterzuladen und zu lesen.
 
Fnirsi DPOS350P -2
Das DPOS350P kommt mit viel Zubehör und einem stabilen Transportkoffer.

Das Oszilloskop-Gehäuse misst ungefähr 19 x 13 x 4 cm und ist sauber mit Aluminium-Seitenwänden verarbeitet. Auf der Vorderseite befindet sich ein 7-Zoll-Touch-Display, das ein scharfes Bild mit einer Auflösung von 1024 x 600 Pixeln liefert. Bedient wird das Gerät über den Bildschirm; an der Seite gibt es nur einen Ein-/Aus-Schalter und darunter einen USB-C-Anschluss zum Laden des Akkus und zum Anschluss an einen PC. Oben befinden sich drei BNC-Anschlüsse: zwei für das Oszilloskop und einer für den Generator. Auf der Rückseite ist ein ausklappbarer Halter sowie eine Öffnung für einen kleinen Lüfter, der die interne Elektronik kühlt. Leider ist dieser nicht besonders leise – er läuft dauerhaft mit voller Leistung.

ERSTER EINDRUCK

Nach dem Drücken des Netzschalters startet das DPOS350P sehr schnell, in 2 bis 3 Sekunden. Das Display ist hell, kontrastreich und auch aus einem Winkel gut ablesbar. Der Touchscreen reagiert präzise; laut Fnirsi ist der Bildschirm sogar mit gehärtetem Glas beschichtet, um ihn besonders kratzfest zu machen. Der Hauptteil des Displays ist für die Anzeige der gemessenen Signale reserviert. Alle Bedienelemente befinden sich an drei Seiten. Unten sind die wichtigsten Bedienfelder für die beiden Eingangskanäle, Zeitbasis, Abtastrate, Triggerung und Generator. Durch Antippen eines dieser Felder öffnet sich ein Panel mit allen Optionen für diese Funktion.
 
Die Bedienelemente
Die Bedienelemente sind sehr logisch aufgebaut und bieten viele Konfigurationsmöglichkeiten.

Auf der rechten Seite befinden sich einige häufig genutzte Tasten, wie Auto-Setup, Empfindlichkeit und Start/Stopp. Oben gibt es einige allgemeine Einstellungen, wie die System- und Funktionsmenüs. Es gibt auch ein Menü zur Einstellung der Messparameter, die unten eingeblendet werden können. Zudem können Messwerte für einen X- und Y-Cursor aktiviert, die angezeigte Signalform als Daten oder Screenshot gespeichert und mit einem Browser alle gespeicherten Signale angesehen oder bearbeitet werden.

OSZILLOSKOP

Die Abtastrate des Oszilloskop-Teils beträgt 1 GSamples/s bei einer Eingangsbandbreite von 350 MHz. Das ist ziemlich gut für ein Gerät in dieser Preisklasse. Die Bandbreite habe ich nicht überprüft, da mein Funktionsgenerator nur bis 60 MHz geht (laut einigen Testern im Internet erreicht das Gerät diese Bandbreite problemlos). Im Zweikanalbetrieb werden die Eingangskanäle automatisch auf 150 MHz begrenzt, was darauf hindeutet, dass der A/D-Wandler tatsächlich mit 500 MSamples/s arbeitet – was übrigens in dieser Preisklasse nicht schlecht ist. Das Oszilloskop reagiert schnell auf alle Arten von Eingangssignalen und liefert ein sehr scharfes Bild. Die Auto-Setup-Funktion findet fast immer schnell die richtigen Einstellungen, sodass ich selten selbst etwas anpassen musste.
 
Fnirsi DPOS350P -4
Die Zoom-Funktion ist praktisch, um einen Bereich zu vergrößern.

Eine nützliche Funktion ist die Zoom-Option (oben rechts auf dem Bildschirm). Das gemessene Signal erscheint dann oben auf dem Bildschirm, sodass ein Abschnitt ausgewählt und vergrößert darunter angezeigt werden kann. Dies funktioniert für einen oder beide Kanäle.

Leider ist die Trigger-Funktion etwas eingeschränkt. Es kann nur zwischen steigender oder fallender Flanke gewählt werden, was erweiterbar wäre.

Im Acquisition-Menü gibt es die Möglichkeit, die 8-Bit-Auflösung des A/D-Wandlers per Software durch Mittelung mehrerer Samples auf maximal 16 Bit zu erhöhen. Für jeden Eingang kann auch eine FFT-Anzeige aktiviert werden, allerdings fehlt eine Skala, sodass diese nicht sehr aussagekräftig ist.

SIGNALGENERATOR

Der Funktionsgenerator im DPOS350P ist eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren Fnirsi-Modellen mit integriertem Generator. Er liefert saubere, hochauflösende Signale. Insgesamt stehen 14 vorprogrammierte Wellenformen zur Verfügung, und das Signal ist auch perfekt symmetrisch (max. +/-2,5 V), wobei der Offset separat einstellbar ist. Zudem können mit der Save-wave-Funktion gespeicherte Wellenformen angezeigt werden (laut Handbuch bis zu 500 Wellenformen).

DPOS350P-FREQUENZGANGANALYSATOR

Das DPOS350P bietet eine Bode-Plot-Funktion, die in Verbindung mit dem integrierten Funktionsgenerator verwendet werden kann. Damit lässt sich das Frequenz- und Phasenverhalten eines Filters oder Netzwerks (bis 50 MHz) einfach bestimmen. Der Generatorausgang wird mit dem ersten Oszilloskop-Eingang und dem Eingang der zu messenden Schaltung verbunden; der Ausgang der Schaltung kommt an den zweiten Oszilloskop-Eingang. Den Rest erledigt das Gerät!
 
der Bode-Plotter ist ein nettes Extra.
Trotz einiger Schwächen ist der Bode-Plotter ein nettes Extra.

Es klingt sehr einfach, und die Erstellung der Kurve geht schnell, aber es gibt ein paar Einschränkungen. Zum Beispiel liegt die unterste Frequenz bei 100 Hz, was HiFi-Fans sicher enttäuschen wird. Außerdem kann zwar eine Start- und eine Stoppfrequenz gewählt werden, doch wird dieser Bereich immer logarithmisch auf drei Dekaden aufgeteilt, was manchmal zu sehr merkwürdigen Werten führt. Die vertikalen Skalen (dB/Grad) sind immer automatisch eingestellt, was ebenfalls zu seltsamen Ergebnissen führen kann. Es wäre schön, wenn dies vom Benutzer angepasst werden könnte.

Das Scannen des gewählten Frequenzbereichs geht sehr schnell, es gibt jedoch kein Averaging, sodass bei jedem Durchlauf unterschiedliche Ergebnisse angezeigt werden. Insgesamt ein guter Anfang, aber an der Software muss hier und da noch gefeilt werden.

SPEKTRUMANALYSATOR

Laut Handbuch deckt der integrierte Spektrumanalysator einen Bereich von 200 kHz bis 350 MHz ab, das Display zeigt aber einen Bereich bis 500 MHz an. Hier kann zum Glück die vertikale Skalierung selbst gewählt werden, sowohl der Referenzwert als auch die Dämpfung pro Division. Außerdem können Start- und Stoppfrequenz sowie Mittenfrequenz und Bandbreite festgelegt werden. Diese Einstellungen sind verknüpft: Wird die Bandbreite verändert, werden automatisch andere Werte für Start und Stopp gewählt. Meiner Meinung nach wäre eine dieser Einstellungen überflüssig.
 
Der Spektrumanalysator
Der Spektrumanalysator ist für höhere Frequenzen brauchbar – für tiefe Frequenzen ist die Auflösung zu gering.

Die maximale FFT-Länge des Spektrumanalysators beträgt 32k. Das klingt nach viel, doch verwendet der Analysator immer diese Länge für das gesamte Band. Wird ein schmaleres Band, z. B. 10 bis 16 MHz, gewählt, gibt es in diesem Bereich nur wenige Samples, sodass nur relativ breite Kämme sichtbar sind. Je niedriger der Frequenzbereich, desto schlechter wird es. Der Analysator ist daher nur zum groben Durchmustern des gesamten Frequenzbands bis 500 MHz geeignet. Auch hier gibt es Verbesserungsbedarf bei der Software.

FAZIT

Das Fnirsi DPOS350P ist ein sehr schönes Zweikanal-Oszilloskop mit einem brillanten Touchscreen, großer Eingangsbandbreite und hervorragendem Funktionsgenerator. Der Frequenzganganalysator und der Spektrumanalysator sind nette Extras, die auf dem Papier gut klingen, in der Praxis aber noch nicht ganz ausgereift sind. Nett zum Ausprobieren, aber nicht wirklich nützlich. Dennoch sind die beiden Grundfunktionen des DPOS350P – Oszilloskop und Generator – so gut, dass sich dieses Gerät definitiv für 270 Euro lohnt. Und wenn Fnirsi noch etwas mehr Zeit in die Softwareentwicklung der beiden Analysatoren investieren würde, bekäme man ein fantastisches Kombi-Gerät aus vier praktischen Messinstrumenten!