Lesetipp: Vintage Radio Equipment von Giovanny Becattini
05. August 2025
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Faszinierende Technik vergangener Jahrzehnte
Professionelle Empfänger und Sender von 1940 bis 1970, Röhrentechnik für Militär, Luft- und Seefahrt werden im Buch „Vintage Radio Equipment“ mit wunderbaren Bildern und hervorragenden Erläuterungen vorgestellt. Becattini ist Elektronik-Ingenieur und Sammler solcher Geräte und beschreibt auch die Restaurierung einzelner Empfänger im Detail.Ich kannte die Funktechnik anfangs vor allem von alten Röhrenradios und moderneren Amateurfunkgeräten. Meine ersten Kurzwellengeräte habe ich aus den Teilen alter Radios gebaut und mich an der Technik käuflicher Sender orientiert. Damals habe schon von Surplus-Geräten gelesen, und dass viele sie für den Amateurfunk verwendet oder umgebaut haben. Aber solche Geräte habe ich nie von innen gesehen. Umso spannender ist es jetzt, die Details zu erfahren. Einige Bauteile aus militärischer Funktechnik konnte ich als Jugendlicher bei Radio Fern in Essen kaufen, vor allem Quarze und Kopfhörer. Später sind mir auch einige vormals militärisch eingesetzte Röhren in die Hände gefallen.
Neue Einblicke: ZF-Filter und PTO
Von mechanischen ZF-Filtern und ihren hervorragenden Flankensteilheit hatte ich schon gehört, aber jetzt weiß ich endlich, wie sie aussahen. Aber der PTO (Permeability Tuned Oscillator) war mir völlig unbekannt. Da wurde ein Ferritkern über eine Spindel mehr oder weniger tief in die Oszillatorspule geführt. Man hatte z.B. zehn Umdrehungen am Abstimmknopf, und die Abstimmung war über ein Megahertz absolut linear, sodass man jede Frequenz genauer als 1 kHz einstellen konnte. Das war bei solchen Geräten wichtig, weil sie die ganze Kurzwelle nutzen konnten.
Die Collins-Geräte und ihre Bedeutung
Einer der Schwerpunkte im Buch sind die militärischen Empfänger von Collins. Aber auch die Collins S-Line kommt darin vor, und die habe ich bei meiner Amateurfunk-Ausbildung im Einsatz gesehen. Da waren Empfänger, Sender und das Netzteil mit dem Lautsprecher getrennte Geräte. Die S-Line war damals die Königsklasse im Amateurfunk, und auch mechanische Filter waren da drin. Tatsächlich hat wohl die militärische Technik auch den Amateurfunk vorangebracht.Filterqualität damals und heute
Extrem wichtig war die Qualität der ZF-Filter. Collins hat auf mechanische Filter gesetzt, aber Siemens ist zu der Zeit einen ganz anderen Weg gegangen. In einem Dreifach-Super wurde die tiefste ZF auf 30 kHz gesetzt. Und da wurden die ZF-Filter für SSB und CW mit Spulen und Kondensatoren realisiert. Auf den Fotos konnte ich die Teile erkennen, von den einige noch in meiner Bastelkiste liegen: Siemens-Schalenkerne und Styroflex-Kondensatoren. Kaum zu glauben, was damals schon erreichbar war. Dagegen haben wir es heute leichter. Bei einem SDR werden die Filtereigenschaften allein durch Software bestimmt.Ein Buch voller Leidenschaft und Detailtreue
Becattini schreibt sehr anschaulich und lebendig über seine Leidenschaft für die alte Technik, welche Geräte er selbst hatte, wie sie restauriert wurden, wie sie zu bedienen waren und welche Empfangseigenschaften sie hatten. Die Liebe zum Detail ist eine der Stärken des Buchs. Dazu kommen die hervorragenden Fotos. Als ich das Buch einmal aufgeschlagen hatte, konnte ich nicht mehr davon lassen. Fast 600 Seiten voll mit spanender Technik. Es ist unglaublich, wieviel Arbeit und Energie in die Entwicklung der Funktechnik geflossen ist.Mehr anzeigen
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