Das Eval-Kit von STMicroelectronics

Nun wurde es Zeit, sich einmal den Boards von STMicroelectronics zuzuwenden. Auf der ST-Website findet man alle Infos in kompakter und übersichtlicher Form. Dort kann man auch das nötige Software-Package herunterladen, das unter anderem die neueste Firmware und die PC-Software STSW-S2LP-SFX-DK zur Evaluierung enthält (Registrierung mit Name und E-Mail ist erforderlich). Näheres zum Software-Paket findet man hier.
Nach Installation der PC-Software und Anschluss des Boards über ein Mini-USB-Kabel an den PC bekamen wir eine Warnung angezeigt, dass die Firmware nicht die richtige sei. Die neue Firmware war aber sogleich aufgespielt. Das ST-Board meldet sich nämlich als Laufwerk beim PC an; man muss nur das Binary-File aus dem heruntergeladenen Software-Package herüberziehen.
Als Nächstes musste das Board bei Sigfox eingetragen werden, aber woher die ID und die PAC nehmen? Ein Aufkleber auf dem Board war nicht vorhanden. ST sieht vielmehr ein Procedere vor, das wir so noch nicht gesehen haben: Man muss eine E-Mail in einem bestimmten Format an eine bestimmte E-Mail-Adresse schicken und bekommt von dort eine automatisch versandte E-Mail zurück, die wiederum eine Zeichenkette enthält, aus der das PC-Programm die ID und die PAC generieren kann. Das ist sicher und zuverlässig, hört sich aber zuerst einmal kompliziert an. Aber keine Angst, man wird von mehreren Fenstern durch das mehrstufige Verfahren geleitet, und alles ist prima erklärt (Screenshot). Für einen Nutzer mit etwas technischem Grundverständnis ist es kaum möglich, hier etwas falsch zu machen.



Nachdem wir auch das ST-Board im Sigfox-Backend aktiviert hatten, war alles bereit für die erste Nachricht. Das geht unserer Meinung nach noch einfacher als beim Radiocrafts-Board. Die PC-Software ist etwas übersichtlicher, auch um ein Längenbyte oder ein bestimmtes Format bei der Eingabe muss man sich nicht kümmern. Die Uplink- und Downlink-Nachrichten werden in der PC-Software von ST sehr übersichtlich dargestellt. Der Screenshot zeigt, dass wir ein paar Versuche mit den Nachrichten „Hello!“ und „ABC“ gemacht haben.
























Die Antwort enthält wiederum die ID des Funk-Gateways und die Feldstärke.
Interessant: Unter dem Menüpunkt „Location“ kann man sich im Sigfox-Backend die ungefähre Position seines Geräts anzeigen lassen. Diese hat der Netzbetreiber anhand der jeweiligen Basisstationen, die die Sigfox-Nachricht mehrfach im Frequenzsprungverfahren redundant empfangen haben, herausgefunden (Screenshot).
 

Callbacks

Das Sigfox-Backend bietet freilich noch viel mehr Möglichkeiten. Ein herausragendes Feature des Sigfox-Ökosystems sind die sogenannten Callbacks. Diverse Ereignisse (zum Beispiel wenn von einem Gerät eines bestimmten Typs eine Nachricht eingeht) lassen sich flexibel mit Aktionen verknüpfen. Sehr mächtig ist die Möglichkeit, einen Webserver oder Webservice anzusprechen, den sich der Benutzer selbst programmiert hat. Damit lassen sich die Daten einer Sensor-Flotte zum Beispiel zur Webplattform eines Unternehmens weiterleiten. Darüber hinaus lassen sich auch Schnittstellen zu einschlägigen Cloudplattformen wie die Amazon Web Services (AWS) einrichten.
Wir haben eine einfache E-Mail-Benachrichtigung ausprobiert. Der Screenshot zeigt die Konfiguration der E-Mail, bei der wir uns die ID des Geräts, die Nutzdaten (Payload) und die Empfangszeit anzeigen lassen.





















Die entsprechende E-Mail ist im Screenshot unten zu sehen.


Beide Evalboards sehen auch die Möglichkeit vor, diese ohne PC zu betreiben, was ja auch Sinn und Zweck einer autarken Sensorplattform ist. Das ST-Board ist wie schon erwähnt sowieso frei programmierbar, etwa mit der CUBE-Entwicklungsumgebung. Bei dem Radiocrafts-Modul ließe sich ohne Probleme ein anderes Controllerboard, das Sensordaten sammelt, an die UART-Schnittstelle anschließen, beides wäre Stoff für weitere Artikel.

Fazit

Bis auf ganz wenige Stolpersteine wie die etwas veraltete Quickstart-Anleitung bei Radiocrafts verlief die Aktivierung und Konfiguration von Sigfox-Geräten sehr nutzerfreundlich. Das Sigfox-Backend wirkt aufgeräumt und übersichtlich, was sich vor allem bei der Verwaltung einer großen Zahl von Sensorknoten bezahlt machen wird. Besonders punkten kann das System mit der mächtigen Callback-Funktion, über die sich Sensorknoten mit kundenspezifischen Webservern oder bekannten Cloud-Plattformen verbinden lassen. Schließlich wollen Anwender ja auch nur die applikationsspezifischen Daten und Services auf ihrer Plattform sichtbar machen.
Das Radiocrafts-Evalkit ist zu empfehlen, wenn man erste Versuche mit Sigfox machen möchte und optimalerweise bereits über einen Sensorknoten verfügt, der Daten über eine UART-Schnittstelle ausgeben kann. Noch flexibler zeigt sich das Kit von STMicroelectronics, da hier der STM32 Devicecontroller umfassende Möglichkeiten mit sich bringt, was bei einem Starterkit allein für die Sigfox-Logik natürlich nicht der Fall sein kann.