Der Aufbau wird von einer Anleitung unterstützt, die via URL auf einem Smartphone oder Tablet angezeigt wird, wenn man den QR-Code auf dem Karton scant. Bemerkenswerterweise wird dies nirgendwo erwähnt, noch wird die URL vollständig ausgedruckt. Was man mit einem QR-Code machen soll, ist wohl selbsterklärend. Es gab wenig am Online-Handbuch zu meckern, abgesehen von einigen kleineren Tippfehlern und Ausdrücken, die zeigten, dass die Kit-Hersteller keine englischen Muttersprachler sind. Das umfangreiche Dokument wurde also nicht dem kritischen Blick der Elektor-Redaktion unterzogen.



Glücklicherweise erläutern die Fotos und andere Illustrationen den größten Teil der Geschichte ziemlich gut und einige zusätzliche Ratschläge zu den verwendeten Bauteilen sind ebenfalls vorhanden. Dieses Dokument ist wohl nicht als Ersatz für den Zeitschriftenartikel gedacht, sondern als rein auf die Montage bezogene Ergänzung. Obwohl ich mich hier gar nicht so viel auf den Elektor-Artikel beziehe, sollten Sie ihn vor der Montage lesen. Das Kit enthält zum Beispiel sieben "collars aus Acryl", um die IN-9-Röhre am oberen Ende der C/F-Skala zu befestigen. In guter russischer Tradition gibt es eine große Toleranz bezüglich des Außendurchmessers der IN-9 Röhre. Sie sollten also ausprobieren, welches der sieben Acryl-Klemmen am besten passt.
Die vollständigen Credits müssen an (1) die Hersteller der Acrylplatten-Stücke gehen, die lasergeschnitten sind und zu einem hohen Standard verarbeitet wurden und (2) die freundlichen Seelen, die persönlich die IN-9 Röhre in jedem Kit getestet haben.

Der konkrete Aufbau ist so weit einfach, als es z. B. die Bestückung der Platine betrifft. Es gibt keine SMDs, sondern nur bedrahtete Bauteile. Der delikateste und gleichzeitig spannendste Teil ist die Montage der "Basis", in der die Elektronik untergebracht ist und die Thermometer-Anzeige (IN-9) gehalten wird. Die im Elektor-Artikel angegebene Bauzeit von etwa zwei Stunden erwies sich für mich als unrealistisch – ich arbeite viel langsamer, besonders was Mechanik und Verkabelung angeht, aber wen interessiert das?
Das Thermometer enthält ein komplettes Arduino-Nano-Board, um die Temperaturmessungen via Sensor durchzuführen und die PWM-Steuerung der IN-9-Spannung für die gewünschte Nixie-Bargraph-Anzeige zu realisieren. Obwohl das im Vergleich zu einem dedizierten (AVR-)Mikrocontroller etwas übertrieben und teuer ist, kann ich mir vorstellen, dass die Entwickler den Nano als einfache Möglichkeit sehen, so ein Projekt zu entwickeln und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Auch die Thermometer-Software ist offen für jeden und für eigene Experimente oder Anpassungen bzw. individuelle Erweiterungen.

Keine Knöpfe?

Meine (kleine) Kritik besteht lediglich darin, dass die Konfiguration, der Betrieb, die Kalibrierung und das Testen des Thermometers nur per Software möglich sind. Außerdem funktioniert das Projekt nicht sofort: Man muss zuerst die Firmware hochladen. Das typische Vorgehen ist:
• Schließen Sie das Thermometer an Ihren PC an, auf dem die Arduino-IDE Version 1.8.5 installiert ist.
• Wählen Sie die serielle Schnittstelle, die dem Thermometer zugeordnet ist.
• Wählen Sie den Arduino-Nano-Board-Typ.
• Öffnen Sie den seriellen Monitor in der Arduino-IDE.
• Wählen Sie 9600 bit/s und setzen Sie EOL (Zeileende) auf etwas anderes als "no line ending ".
• Öffnen Sie die Skizze und laden Sie die Firmware. Die Ausgabe der Skizze wird im seriellen Monitor angezeigt.

Jetzt können Sie (auch) Befehle an das Thermometer senden. Es sind etliche verfügbar, nicht alle sind wirklich nützlich und einige scheinen nur für Tweaker ausgelegt zu sein. Sie sind in der kostenlos downloadbaren Quelldatei cmd_proc.ino entsprechend dokumentiert.
Ich hätte gerne zwei kleine versenkte Tasten für eine grundlegende Benutzerschnittstelle sowie eine auf dem Arduino vorinstallierte Standardversion der Firmware gesehen, so dass die Sache direkt beim Einschalten funktioniert. Auf der anderen Seite ist das Programmieren eines Arduino heute gleichbedeutend mit der Entnahme eines BC547 aus der Schublade, oder etwa nicht?

Zurück zu den Anwendungen, um damit diese Rezension abzuschließen:
• Anzeige der relativen Luftfeuchtigkeit
• Barometer
• AEX-Indexanzeige
• Zen-Stimmungs-Anzeige
• Anzeige des Bitcoin-Wechselkurses
• Trumpscher Tweet-Counter mit Rot/Grün-Alarm

Alle Anwendungen benötigen spezifische Sensoren und eine passende Indikatorskala. Aber mit der riesigen Menge an Arduino-Software-Bausteinen, der heutigen enormen Bandbreite an Sensoren und Google SketchUp brauchen Sie nur etwas kreatives Denken und eine kleine E-Mail an Elektor, um uns zu sagen, was Sie damit realisiert haben.
 
 
Das Nixie Bargraph Thermometer wird in der kommenden Elektor-Ausgabe 7-8/2018 am 15. Juni 2018 veröffentlicht.

Das Nixie Bargraph Thermometer Kit kann im Elektor-Shop bestellt werden. Die Montageanleitung zum Nixie Bargraph Thermometer Kit finden Sie hier.

Der Kit-Preis beträgt 69,95 € – Elektor-Mitglieder zahlen 62,96 €.