Junge Elektronikfans aufgepasst: Der Fachverband für Design, Leiterplatten & Elektronikfertigung (FED) lobt zum zweiten Mal den PAUL Award aus, für Projekte in den Bereichen Smart Energy oder Energy Harvesting. Teilnahmeberechtigt sind Personen zwischen 15 bis 25 Jahren, einzeln oder im Team. Insgesamt sind Geldpreise im Gesamtwert von 6000 Euro zu gewinnen. Die Bewerbungsphase läuft bis zum 31.10.2021, Bewerbungsunterlagen und Teilnahmebedingungen findet man unter www.paul-award.de.

Wer könnte besser für die Teilnahme werben als der Gewinner des letztjährigen Wettbewerbs? Der 19-jährige Paul Goldschmidt hat Elektor gern ein paar Fragen beantwortet!

 
Paul Goldschmidt, Gewinner des Paul Awards 2020.




Elektor: Hallo Paul, was ist Dein Hintergrund und wie kam es, dass Du beim Wettbewerb mitgemacht hast?

Paul Goldschmidt: Moin! Ich komme aus Heidelberg und besuche die 13. Klasse eines technischen Gymnasiums. Ich interessiere mich für Hardwareentwicklung und eingebettete Systeme. Sonst bin ich aktiv im Triathlon und in der Politik. Beim PAUL Award habe ich aufgrund einer Empfehlung der Hackathon-Reihe „Jugend hackt“ teilgenommen, bei „Jugend hackt“ habe ich schon in der Vergangenheit häufiger mitgemacht. Ich fand den PAUL Award wegen der einzigartigen Ausrichtung sofort interessant und habe mich daraufhin für den Wettbewerb angemeldet.
 

Elektor: Kannst du uns etwas über Dein Gewinner-Projekt erzählen?

Paul Goldschmidt: Gerne: Im Grunde genommen handelt sich bei dem TemperatUHR Projekt um eine mobile Temperaturmesssonde, die sich mit dem Internet verbinden lässt und dabei mit einer Smartphone-App ausgelesen werden kann. Der Trick ist nun, dass bei einer vom Nutzer bestimmten Zieltemperatur eine Nachricht gesendet werden kann. Klingt alles viel komplexer als es ist, deshalb erkläre ich das Projekt gerne mit einem Beispiel: Stellt euch vor, ihr wollt auf einem alten Herd Nudeln zubereiten. Allein das Wasser zu erwärmen braucht bei solchen alten Kochplatten zwischen 5-10 Minuten, in der Regel wartet man diese Zeit in der Küche ab. Mit der TemperatUHR-Messstation stellt man einfach 100°C als Zieltemperatur ein und kann, bis das Wasser kocht, anderen Beschäftigungen nachgehen. Die Messstation misst nun mehrmals pro Sekunde die aktuelle Temperatur und versucht vorherzusagen, wann das Wasser die Zieltemperatur erreicht hat. Unter der Berücksichtigung der vom Standort des Sensors entfernten Distanz kriegt man dann rechtzeitig die Nachricht, dass die Zieltemperatur erreicht ist. Wenn man vom Sensor 30 Sekunden Gehzeit entfernt ist, bekommt man die Nachricht über die baldige Erreichung der Zieltemperatur genau 30 Sekunden, bevor das Wasser kocht. So kann man seine Zeit gut einteilen und Energie sparen. In die andere Richtung funktioniert das System auch, wenn also etwas abkühlt und eine bestimmte Temperatur zum Weitermachen erreicht werden muss, kann die TemperatUHR-Messstation ebenso helfen.

 

Elektor: Hattest du die Idee schon vorher oder hast du das Projekt speziell für den Award entwickelt?

Paul Goldschmidt: Die Idee hatte ich schon vor dem Wettbewerb, richtig ausgereift wurde sie dann aber erst zum Paul Award. So kam mit dem Wettbewerb die WLAN-Funktionalität hinzu, außerdem habe ich für den Wettbewerb eine Leiterplatte entwickelt, so können auch andere das Projekt einfach nachbauen.

 

Elektor: Wie viel Entwicklungszeit hast du in dein Projekt investiert?

Paul Goldschmidt: Über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten habe ich an vielen Wochenenden und Abenden an dem Projekt gesessen, dabei musste ich mir aber auch erst noch viele Sachen beibringen und mehrmals Ideen verwerfen. Ohne diese Verzögerungen hätte ich das Projekt wahrscheinlich auch in zwei Monaten gut umsetzen können.

 

Elektor: Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung?

Paul Goldschmidt: Mich hat anfangs vor allem die App-Entwicklung vor Probleme gestellt. Ich komme selber nicht aus dem Bereich der Anwendungsentwicklung, das Projekt war aber dank der Hardware-Anbindung gleich vergleichsweise komplex für einen Einstieg. Nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen kam ich dann jedoch auf einen Baukasten, der sehr gut für solch ein Projekt gepasst hat, damit konnte ich das Problem der App zügig lösen.

 

Elektor: Hattest du Hilfe von einem anderen Elektroniker oder hast du irgendwoher noch Tipps bekommen?

Paul Goldschmidt: Hilfe bei dem Projekt habe ich nicht direkt in Anspruch genommen, jedoch habe ich bei mehreren Problemen in Foren schnell Hilfe gefunden. So hatte ich beispielsweise Probleme mit der richtigen Konfiguration der Batterieschutzschaltung. Ansonsten gab es noch einige YouTube-Kanäle, die mich mit dem nötigen Hintergrundwissen versorgt haben, sodass ich zum Beispiel die WLAN-Kommunikation verstehen und implementieren konnte.

 

Elektor: Wie lange hast Du für die Dokumentation/die Projektunterlagen benötigt?

Paul Goldschmidt: Die Dokumentation habe ich an einem Wochenende gut hinbekommen, also 8-10 Stunden insgesamt.

 

Elektor: Du hast dann dein Projekt eingereicht, wie ging es danach weiter?

Paul Goldschmidt: Nach der Einreichung des Projektes herrschte pandemiebedingt erst einmal Unklarheit, wie die Siegerehrung ablaufen könnte. Diese musste dann leider in den digitalen Raum verlegt werden. Im Hintergrund lief die Jurytagung ab, von welcher die Teilnehmer kaum etwas mitbekamen: Es sollte spannend bleiben.

 

Elektor: Wie hast Du von dem Gewinn erfahren?

Paul Goldschmidt: Tatsächlich erst am Abend der Preisverleihung. Durch eine Einladung zu dieser Preisverleihung wusste ich, dass mein Projekt in den Top 10 der Einreichungen gelandet war, der Gewinn hat mich dann aber doch komplett überrascht.

 

Elektor: Planst Du weitere Projekte? Eventuell auch beruflich?

Paul Goldschmidt: Ich arbeite weiter an der Hardwareentwicklung von verschiedenen Projekten, im Moment beschäftige ich mich zudem noch mit künstlicher Intelligenz und Webentwicklung.

Gerade sitze ich an einer Luftqualitätsmessstation für Innenräume und an dem Bau einer digital gesteuerten Modellrakete, welche Geschwindigkeiten von bis zu 600 km/h erreicht. Nach dem Abitur nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall den Ingenieurwissenschaften treu bleiben, ich schwanke zwischen einem Studium der Elektrotechnik und der Luft- und Raumfahrttechnik. Es gibt so viele interessante Studienfächer, da wird mir die Auswahl echt schwer fallen!

 

Elektor: Was würdest Du anderen jungen Elektronikern raten, die eine gute Projektidee haben?

Paul Goldschmidt: Das Beste ist, einfach mal anzufangen. Aus meiner Sicht stattet man sich am besten anfangs mit einem breiten Bausatz von elektronischen Komponenten aus, dann ist man später flexibler.

Früher oder später wird man sich in dem riesigen Gebiet der Elektrotechnik spezialisieren - ich habe mich mit eingebetteten Systemen und dem „Internet der Dinge“ tiefer auseinandergesetzt, andere finden ihr Interesse in der Nachrichtentechnik oder der elektrischen Antriebstechnik. Doch egal, in welchem Bereich man sich später als Hobby oder Beruf spezialisiert: Spannend wird es auf jeden Fall!

Hier kommt noch das komplette Interview als Video: