Mir hat es vor allem die Funktion als Messdatenlogger angetan, denn das ist, was in meiner Messgeräte-Sammlung noch fehlt – und was ich schon mehrfach hätte gebrauchen können. Also wollte ich dieses Teil gerne testen. Kaum hatte ich diesen Wunsch geäußert, stand auch schon der Mini-Karton in Form eines kleinen Papp-Würfels (Bild 1) auf meinem Tisch.
 

Bild 1. Durchs Klarsichtfenster sieht man das eigentliche Messgerät.


Viel mehr, als hier zu sehen ist, steckt nicht in der Schachtel. Schaut man sich die Verpackung genauer an (Bild 2), ist man schon informiert darüber, mit was man es zu tun bekommt. Rechts in Bild 2c sieht man die komplette gelieferte Hardware. Dort ist der schon in Bild 1 sichtbare, knapp 18 mm hohe Puck mit 48 mm Durchmesser zu sehen.
 

Bild 2. Auf einer Seite steht, dass man damit messen könne, und zwar alles und überall (a). Eine andere Seite strotzt vor Funktionen (b). Die geöffnete Verpackung (c) zeigt den Lieferumfang.


Links und rechts befinden sich zwei Klemmen und rechts oben eine winzige Merkwürdigkeit: die Ersatzsicherung (Bild 3). Dieses kleine SMD-Bauelement auf einer Mikroplatine sollte man ganz schnell mit Tesa irgendwo fixieren, bevor es weg ist. Ich habe die Sicherung sicherheitshalber auf die Bedienungsanleitung geklebt.
 

Bild 3. Nicht verlieren: Ersatz-SMD-Sicherung auf Miniplatinchen.



Inbetriebnahme

Bild 4 zeigt den kompletten Inhalt der Verpackung: Neben dem schon Erwähnten ist links oben eine praktische kleine Transport-Box mit leichtem Gelbstich zu sehen, in die man Pokit samt Klemmen verstaut, wenn man unterwegs ist oder es gerade nicht braucht. Den 8 x 22 cm große Fetzen Papier links oben „Bedienungsanleitung” zu nennen, wäre massiv übertrieben. Er enthält außer den technischen Daten lediglich den Hinweis, dass man eine App plus Smartphone unter iOS oder Android braucht, dass man eine Batterie in Form einer CR2032-Knopfzelle einlegen soll und dass sich der Ort für die Sicherung unterhalb dieser Batterie befindet. Weder Link noch QR-Code – schade! Aber auch verständlich. Denn die App „pokitMeter“ findet man auch ohne die Hilfe von Sherlock Holmes im jeweiligen App-Store. Auf der Homepage des Herstellers Pokit Innovations ist auch so gut wie keine weiterführende Info zu finden; auch wenn dort auf ein Forum verlinkt wird. Immerhin weiß ich jetzt, dass dieses Messgerät das Resultat einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne ist, dass ich die schwarze aus einer Reihe von vier Farbversionen habe und dass es demnächst eine Pro-Variante geben soll.
 

Bild 4. Der komplette Inhalt aus der Verpackung genommen.


Wenn Sie sich jetzt fragen, wie man die beiden Klemmen an den Puck bekommt: Der rote und der schwarze Rand links und rechts lässt sich abklappen. Zieht man an diesen Teilen, rollen wie bei einem Staubsauger die Messschnüre aus. Das ist sehr praktisch, denn ein Druck auf einen unten eingelassenen Knopf zieht die Schnüre per Federkraft wieder ein. Die beiden Plastikteile an den Schnüren sind mit einem spitzen Pin versehen, den man in die jeweilige Klemme steckt. Fertig und anwendungsbereit sieht das Ganze dann so aus wie in Bild 5. Mit den Klemmen ergibt sich eine brauchbare Spannweite von etwa 56 cm. Insgesamt macht diese Konstruktion einen sehr durchdachten Eindruck.
 

Bild 5. Sind die beiden Klemmen angesteckt, ist Pokit messbereit.


Vor der Inbetriebnahme muss laut „Handbuch“ angeblich die Batterie eingelegt werden. „Leider keine passende Knopfzelle dabei!“ war mein erster Gedanke. Doch der täuschte, denn jemand in der Produktion hatte die Batterie schon eingelegt, wie nach dem Öffnen des Batteriefachs klar war. Hätte ich jetzt frohlockt und laut Anleitung die App runtergeladen und ein Pairing via Bluetooth versucht, hätte ich wohl geflucht. Doch aufgrund der Diskrepanz von Anleitung und Realität war ich misstrauisch geworden und suchte nach einem Stückchen isolierender Plastikfolie, das verhindert, dass die Batterie schon auf dem Transportweg oder im Lager leergezogen wird. Zunächst war nichts Derartiges zu sehen, doch nach Entfernung der Knopfzelle wurde ein rundes Stück gewachstes Papier in grüner Farbe sichtbar (Bild 6), das diese Funktion übernimmt.
 

Bild 6. Entfernt man die Knopfzelle, kommt darunter ein isolierendes, grünes Papier (a) zutage. Nach seiner Entfernung kommt die Batterie wieder an ihren Platz (b).


Also Papier entfernt, App gesucht und geladen (Bild 7) – achten Sie auf die im Screenshot zu sehende Demo-Messung mit „3.222 mV“. Das sind doch eindeutig drei Nachkommastellen, oder etwa nicht? Vorab sei verraten: Das macht die App nicht – sie begnügt sich mit zwei Nachkommastellen. Diese Inkonsistenzen gaben wieder Wasser auf der Mühle meines Skeptiker-Mantras „Trau keinem Handbuch, weder gedruckt noch online!“
 

Bild 7. Die App pokitMeter, gefunden im Apple-App-Store. Hier haben die Messwerte noch drei Nachkommastellen…


Ab jetzt gab es keine großen Überraschungen mehr. Die App führt logisch und schnell zum Pairing und schon kann man Pokit mit der App bedienen. Es mag zwar sinnvoll sein, aber mich hat es trotzdem enttäuscht: Die Darstellung bleibt konsequent im Querformat, egal wie man das Handy dreht. Zumindest für die Option Multimeter fände ich das Hochformat praktischer, denn so könnte man das Handy schön bequem in einer Hand halten.
 


Auffallendes 

Beim ersten Ausprobieren fiel auf, dass sich im Betrieb als Multimeter in manchen Messbereichen weder bei offenen noch bei kurzgeschlossenen Klemmen eine eindeutige Null ergibt. Bild 8 zeigt den Bildschirm für die Messung von Wechselstrom mit der Anzeige von 60 µA bei offenen Klemmen. „Da muss also der Nullabgleich beim Umschalten der Messverfahren etwas buggy sein“, dachte ich mir. Dennoch maß das Gerät richtig.
 

Bild 8. In der Firmwareversion 1.2 geht die Anzeige bei Wechselstrom nicht auf null. Links oben die Warnung vor höheren Spannungen als 60 V. Darstellungsfehler: Rechts sieht man, dass die Messmodi unten angeschnitten sind.


Zu den Messeigenschaften: Pokit kann den „echten Effektivwert“ von Wechselspannungen und Wechselströme erfassen. Sehr löblich. Und nach Vergleichsmessungen mit kalibrierten Multimetern kann ich sagen: das stimmt!

Ein bisschen Rumspielen ergab, dass beim Umschalten von „Durchgangsprüfung“ auf einen anderen Modus oft der Piepston (bei Kurschluss der Klemmen) nicht abgeschaltet wurde. Man musste dazu diesen anderen Modus ein zweites Mal anwählen, dann war Ruhe und alles in bester Ordnung. Kein schwerwiegender Bug also, nur eine lästige Nachlässigkeit irgendwo im Code.

Im Multimeter-Modus ist Autoranging als Standard eingestellt. Man kann aber den Messbereich auch manuell wählen. Im Betrieb als Oszilloskop ergaben sich gelegentlich Redraw-Fehler des GUI. Bild 9 zeigt, dass man die ausgewählte Zeitbasis manchmal kaum lesen kann.
 

Bild 9. Auch bei der Auswahl der Zeitbasis im Oszilloskop-Modus kommt es gelegentlich zu Darstellungsfehlern.


Als Oszilloskop wird entgegen üblichen Bräuchen nicht kontinuierlich gemessen und der volle Bildschirm überschrieben (oder horizontal gescrollt), sondern man muss jede Messung einzeln durch Tippen auf den weißen Kreis auf rotem Grund rechts starten – dann wird exakt 1 Bildschirm gemessen und dargestellt. Als Option wäre das ja okay, aber das Fehlen von kontinuierlichen Messungen empfinde ich schon als (vermeidbares) Manko, das mit etwas Code behoben werden könnte. Auf der Messkurve kann man übrigens durch Antippen einen Cursor setzen (Bild 10) und sich die gemessene Amplitude anzeigen lassen – interessanterweise nun doch mit drei Nachkommastellen. Auch ein zweiter Cursor ist möglich. Beide sollen sich mit dem Finger auf der Kurve horizontal verschieben lassen, was aber zunächst nicht klappte. Wieder ein Bug?
 

Bild 10. Der Cursor kann erst ab FW 1.5 gut verschoben werden.

An dieser Stelle poppte eine Update-Anfrage auf. Nachschauen ergab, dass ich die Hardware-Version 1.6 mit Firmware-Version 1.2 hatte. Angeboten wurde Firmware 1.5. Nach dem Update verschwand bei mir der Redraw-Bug und der Cursor ließ sich jetzt wie vorgesehen verschieben. „Sie pflegen die Software also tatsächlich!“ war mein anerkennender Gedanke dazu. Tatsächlich ist noch etwas weitere Pflege nötig, denn das hängende Piepen beim Umschalten von Durchgang auf einen anderen Messparameter war immer noch da, wenn auch subjektiv nicht mehr so häufig.
 


Genauigkeiten und Inkonsistenzen 

Angeblich soll Pokit Spannungen und Ströme mit einer Genauigkeit von 1% messen – egal ob Gleich- oder Wechselwerte. Das kann ich durch Vergleichsmessungen bestätigen: Bei 1 V= und 5 V= war der Fehler jeweils ≤0,2% und bei 12 V= lag er sogar unter 0,1%. Die Ströme blieben ebenfalls etwa bei 0,2% Fehler. Bei den Wechselspannungen habe ich die Frequenzempfindlichkeit gemessen: Im Bereich bis 500 Hz lag der Fehler unter 1%. Bei 5 kHz hingegen stieg er auf gut 5% an. Messungen im oberen Bereich des Audiofrequenzbandes kann man also nicht wirklich trauen, doch das ist kein spezielles Manko von Pokit. Besseres kann man lediglich von professionellem Messequipment jenseits der 1-k€-Grenze erwarten. Alles in allem bin ich also mit der Messgenauigkeit sehr zufrieden.

Dass zu einem „richtigen Oszilloskop“ etliche Features fehlen, die sich per Software realisieren ließen – geschenkt. Mehr kann man von einem Gerät dieser Preisklasse nicht wirklich erwarten. Auch die Funktion als Spektrum-Analyser (Bild 11) ist eher rudimentär und eine Zugabe.
 

Bild 11. Spektrum des Netzbrumms an meinem Zeigefinger: Die Oberwellen bei den ganzzahligen Vielfachen von 50 Hz sind gut zu sehen. Wo da etwas geclippt hätte, erschließt sich nicht.


Nun zu der mir besonders wichtigen Funktion: Dem Logging von Messwerten über eine längere Zeitspanne. Schaut man auf die technischen Daten der Hardware, ist man vielleicht etwas enttäuscht: Nur 8.000 Messpunkte können aufgezeichnet werden. Das klingt nach nicht viel. Aber die einstellbaren Intervalle sind: 1/2/3/4/5/10/30 s und 1/5/10 m sowie 1 h. Das ergibt rechnerisch eine maximale Zeitspanne von 8.000 s = 2:13:20 h:m:s bis 8.000 h = knapp über 333 d, also etwa 11 Monate. Pokit interessiert Mathe nicht. Es werden bei einem 1-s-Intervall kürzere 103 m (= 6.180 s) und bei einem 1-h-Intervall nur 8 Monate (≈ 5,850 h) angezeigt. Bei den technischen Angaben auf der Webseite findet man dann „up to 6 months”). Nicht dass mir das nicht ausreichen würde. Zwar ist mehr immer besser, aber in meinen Fällen komme ich wirklich gut mit dem Gebotenen klar. Trotzdem ärgern die Inkonsistenzen, denn sie implizieren eine heiße Nadel und vielleicht auch jugendliche Hudelei bei der Dokumentation.

Und das war noch nicht alles: Wo die Webseite der Elektor-Shops die Auflösung des integrierten A/D-Wandlers korrekt mit 12 bit angibt, gaukelt die in der App integrierte Seite mit den „TECH SPECS“ glatt 14 bit vor - was es garantiert nicht sind. Diese Seite birgt noch mehr Lustiges, denn dort wird das maximale Sample-Intervall für den Datenlogger mit „1 s - 1 day“ und die maximale Logzeit mit „1 year (at 6 hours/sample)“ angegeben - was alles nicht stimmt. Und überhaupt: Wie soll man bei einer Batterielebensdauer von etwa 6 Monaten länger als die auf der Webseite angebenen 6 Monate aufzeichnen können?

Der Screenshot in Bild 12 zeigt ein Oszillogramm eines 50-kHz-Sinussignals bei maximaler zeitlicher Dehnung; man sieht, dass immerhin die angegebene Samplerate von 1 MS/s stimmt. Das heißt also, dass die Oszilloskopfunktion ausreichend ist, um Audiosignale darzustellen. Als „richtiges Oszilloskop“ müsste es zwar mindestens zehn Mal schneller sein und etliche Triggerfähigkeiten zusätzlich aufweisen; doch mit dem Pokit hat man immerhin ein Mini-Oszilloskop in der Tasche und kann so fernab aller Stromnetze Änderungen von Spannungen oder Strömen im Sub-HF-Bereich betrachten. Dafür ist es nützlich.
 

Bild 12. Ein 50-kHz-Sinus kann gerade noch akzeptabel mit einer Samplerate von 1 MS/s dargestellt werden. Hier eine Vollbildschirmdarstellung ohne Bedienelemente.


Testweise habe ich die 12-V-Bordspannung meines Prius direkt am Akku im 1-s-Takt geloggt, weil ich Toyota verdächtige, das nicht so ganz genau zu nehmen. Vorab zeigte sich noch ein Bug: Beim ersten Loggen werden falsche Werte (bei mir 7,5 V Akkuspannung) angezeigt. Abhilfe: Abbrechen und die Aufzeichnung nochmal starten. Beim zweiten Anlauf gibt es keine Probleme. Während des Loggens werden die einlaufenden Daten übrigens noch nicht angezeigt, sondern erst, wenn man die Aufzeichnung stoppt. Das könnte man besser machen.

Bild 13 zeigt, was sich bei der siebenminütigen Fahrt auf der Landstraße tat. Die Spannung schwankt zwischen 11,7 V und 14,55 V. Beim Anschließen von Pokit betrug die Bordspannung genau 12,23 V. Am Anfang sieht man einen schwachen Einbruch auf 12,175 V beim Einsteigen ins Auto, denn da zieht die hydraulische Pumpe zum Aufbau des Bremsdrucks beim Öffnen der Fahrertür für einige Sekunden bis zu 15 A. Beim Start geht die Spannung durch die Aktivierung der kompletten Elektronik kurz unter 12 V und dann wird der Akku geladen. Wenn der Akku voll ist, wird die Ladung beendet und die Akkuspannung sinkt auf etwa 13,4 V. Auch wenn die Ladeschlussspannung für meinen Geschmack etwas hoch ausfällt – die Kurve von Bild 13 ist ganz schön aufschlussreich. Für solche Einblicke ist der Logger also sehr gut geeignet und bei weitem genau genug.
 

Bild 13. Plot des Datenloggers: Sieben Minuten im Leben meines Autoakkus im 1-s-Takt.

 

Fazit

Mit ein paar Einschränkungen beim GUI finde ich das Pokit Meter durchaus brauchbar und sein Geld – knapp unter 100 € - vollkommen wert. Die kleinen Inkonsistenzen nerven zwar, aber man kann damit leben. Das GUI ist auch in Version 1.5 immer noch suboptimal, aber da wohl noch mehr Updates kommen werden, kann man wohl berechtigt auf stetige Verbesserung hoffen. Was ich nicht verstehen kann, ist der Bug mit dem Piepston – der hätte echt auffallen müssen. Zumindest in der App für die iDevices von Apple steckt er nach wie vor drin. Und warum kann man im Oszilloskop die Zeitbasis nicht bis aufs Minimum von 20 µs/division einstellen? Schluss ist da bei 1 ms pro Screen = 200 µs/division. Die 20 µs pro horizontalem Teilstrich erreicht man nur durch Zoomen mit der Zweifingergeste. Die Hardware kann es, doch die Software ist etwas hinterher bzw. umständlicher als nötig.

Insgesamt finde ich die Hardware gut, vor allem unterwegs bin ich für meine Zwecke gut bedient. Wie ich schon vermutete, gefällt mir der Betrieb als Datalogger am besten. Etwas mehr Speicherplatz wäre nicht schlecht, das Ganze geht aber für mich so in Ordnung. Höhere Sampleraten brauche ich nicht unbedingt, da diese vermutlich schwer auf den Stromverbrauch gehen würden. Pokit Innovations hat in meinen Augen bei der Hardware vieles richtig gemacht, aber bei der Qualität des GUI hapert es noch und man kann nur auf Besserung hoffen. Dafür ist die Bedienung wirklich intuitiv und ein Elektroniker braucht dafür kein Handbuch – das es in der Form gar nicht gibt, denn der Zettel schweigt sich bezüglich Bedienung aus.

Bin ich auf die Pro-Version gespannt? Überraschenderweise gar nicht so sehr, denn mir gefällt die Form, die Aufgräumtheit und die Kleinheit des Pokit Meters sehr gut. Ein Gehäuse im deutlich größeren Pen-Stil würde mich nicht wirklich reizen. Aber die Geschmäcker sind da wohl verschieden.

Pokit Meter ist sicherlich keine Wollmilchsau mit integrierter Eiproduktion, aber zum Wollmilchferkel reicht es ganz sicher. Es ergänzt meinen über die Jahrzehnte gewachsenen Messgerätepark prima. Für Studenten und Anfänger ist es sogar so umfassend, dass sie zunächst kein anderes Messgerät brauchen werden, denn mit diesem kleinen Ding kann man wirklich viel anfangen.


Sie haben Fragen oder Kommentare?

Haben Sie technische Fragen oder Kommentare zu diesem Artikel? Sie können eine E-Mail senden an editor@elektor.com.