Elektronik und Zigarren

Elektor: Ok, wir haben bislang über 8-bit-Mikrocontroller gesprochen. Nun zu Ihrem Hintergrund und Ihren Interessen: Wann haben Sie sich zum ersten Mal für Elektronik interessiert? Wurden Sie von jemandem inspiriert? Oder entwickelte sich Ihre Liebe zur Elektronik durch eigene Bastelei?
 
Hanna: In den 1990er und 2000er Jahren wurden technikinteressierte Menschen automatisch als internetsüchtige Soziopathen geschmäht. Die Professionalisierung meines Interesses an Elektronik und IT war ein Weg, dem zu entkommen. Mikrocontroller und PDAs kümmern sich nicht viel darum, wer sie bedient. Solange der Quellcode oder die Schaltungskonfiguration stimmt, funktioniert das System. Dieses leistungsbasierte System war ein willkommener Ausweg für mich und hat mich seither glücklich und gewinnbringend bei der Arbeit gehalten.

 
Tam Hanna's oscilloscopes
Für jede Aufgabe ein Oszilloskop.
Ich habe mir selbst eine Menge Sachen beigebracht, indem ich experimentierte. Dabei will ich aber die Verdienste der Ingenieurschule TGM in Wien nicht abwerten. Damals war der Zugang zur Werkstatt leider problematisch, aber im Nachhinein habe ich da viele Dinge gesehen, die ich anderweitig nicht gesehen hätte.
 
Es wäre unfair, wenn ich mich nicht bei all den Leuten bedanken würde, die mich auf meiner Bahn als Ingenieur begleitet haben – ob es nun um den Kauf von Apps für PDAs, Handy-Anwendungen, Bücher oder meine vielen, vielen Beratungskunden ging. Vielen Dank an Sie alle. Danke auch an all die Autoren von Büchern, die es mir ermöglicht haben, von ihnen zu lernen. Und last but not least danke ich Ihnen, dass Sie dieses Interview gelesen haben und den Kauf meines Buches in Erwägung ziehen. Es würde mich sehr freuen, wenn mein Buch Ihnen dabei hilft, Ihre Ziele zu erreichen.
 
Elektor: Mit was beschäftigen Sie sich gerade?
 
Hanna: Das wird eine lange Geschichte. Eines der großen Dinge im Leben dieses Elektro-Ingenieurs ist, dass es ihm einfach nie langweilig wird. Es ist einfach so viel los.
 
Sie interviewen mich in einer etwas komischen Zeit. Meine Firma befindet sich derzeit freiwillig in Quarantäne, wie auch die meisten unserer Lieferanten. Das ist aber nicht so schlimm. Vor kurzem habe ich meine Werkstatt gegen ein großes unterirdisches Labor in Ungarn eingetauscht. Ich sitze dort und arbeite an allen möglichen Ingenieurprojekten. Bevor ich auf einige Einzelheiten eingehe, möchte ich Sie auf meinen Instagram-Account aufmerksam machen. Damit bleiben Sie immer auf dem Laufenden, was das „Crazy Electronics Lab“ gerade so macht.
 
Dank der Bevorratung kann meine Firma normal weiterarbeiten. Der Schwerpunkt liegt auf der technischen Beratung unsere Kunden, um damit diese ihre Prozesse am Laufen halten können. Zusätzlich zu den unten besprochenen neuen Produkten nutze ich die Gelegenheit, um einige Wartungsarbeiten durchzuführen. Vielleicht sollte ich auch mein Solartron-Tischmultimeter überholen, verstopfte Extruderköpfe von 3D-Druckern reparieren, Innenrenovierungen durchführen und überfällige Dinge in der Küche installieren. Schließlich könnte ich auch mein Labor endlich damit der Boden mal gewischt werden kann.
 
Elektor: Haben Sie irgendwelche technischen Tipps oder Ratschläge für Elektor-Leser?
 
Hanna: Auf die Gefahr hin, mir Feinde zu machen – mein Labor sieht aus, als ob es in Havanna (Kuba) beheimatet wäre. Mein Rat: Zögern Sie nicht, gebrauchte Dinge zu kaufen. Ein eigener Vektor-Network-Analyzer oder ein eigener Spectrum-Analyzer ist Gold wert. Sie brauchen solche Geräte genau dann, wenn Sie sie nicht haben und Ihr Freund in Urlaub ist.
 
Darüber hinaus möchte den alten, aber klugen Ratschlag wiederholen, Aufgaben in kleinere Problemeinheiten aufzuteilen. In vielen Fällen ist es effizienter, Schritt für Schritt vorzugehen. Wie ich schon in meinem Buch dage: Sie sollten sich nicht scheuen, zwischen der Hardware und Software zu wechseln. Und haben Sie keine Hemmungen, Systeme zum Debugging zu missbrauchen. Ein wirklich gutes Beispiel für diesen Ansatz war das Debugging einer Kinect-Anwendung. Es war beabsichtigt, ein Bild stückweise auf verschiedene Threads aufzuteilen. Also behandelte Thread 1 den ganz linken Teil, Thread 2 den mittleren und Thread 3 den ganz rechten Teil. Wir lösten das Problem, indem wir jeden Thread vorübergehend dazu veranlassten, jeden erfassten Pixel auch zu zeichnen. Als wir den modifizierten Code ausgeführt hatten, wurde klar, dass die Bildgrenzen der Threads nicht korrekt waren - dies zu beheben war dann ein Kinderspiel.
 
Haben Sie keine Angst vor „großen Maschinen“ und vor Mechanik. Etliche meiner Geräte waren in schlimmem Zustand, als ich sie bekam. Jetzt aber sind sie in einem mehr als anständigen Zustand. Meine Erfahrungen mit mechanischen Arbeiten vom Zusammenbau und der Anpassung von Möbeln bis hin zur Montage von Lüftungsöffnungen an Circo-Geyser-Heizkörpern ließen sich direkt auf meine Arbeit mit Elektronik übertragen.
 
Elektor: Ingenieure und Maker wissen, dass es wichtig ist, aus Fehlern zu lernen. Was war der lehrreichste technische Fehler, den Sie je gemacht haben? 
 
Hanna: Das wird sich schräg anhören. Normalerweise plädiere ich dafür, einfach los zu legen. Aber mein dümmster Fehler in der jüngeren Geschichte war der Versuch, eine en einem Abschwächer des Typs TDS754D alleine durchführen zu wollen, obwohl ich das aufgrund eines Tremors zu der Zeit offensichtlich nicht gut tun konnte. Wenn man um Hilfe bittet oder eine Aufgabe an einen Kollegen weitergibt, kann oft Zeit und Geld sparen.

 
Danaher missing
Klein, aber wichtig (und unersetzlich).
Ein weiterer Fehler bestand darin, schwer zu ersetzende Teile bei der Reparatur nicht sklavisch mit Klebeband am Gehäuse zu fixieren. Vor kurzem verbrachte ich eine Woche damit, eine kleine Messingabdeckung für einen 576 (Kennlinienschreiber von Tektronix) zu suchen - ohne diese könnte die Netzsicherung nicht installiert werden.
 
Schließlich sollte man keine Schau vor echtem Neuland haben. 3D-Drucks bei Consumer-Anwendungen wurde bisher nicht praktikabel angesehen. Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass Besitzer von Humidoren es bald zu schätzen wissen werden, dass sie Farbe ihres Hygrometers auswählen können.
 
Elektor: Wie geht es weiter? Haben Sie ein neues Buch, Produkt oder Projekt in Arbeit?
 
Hanna: Was als nächstes für mich ansteht? Ich werde mir eine Zigarre anzünden. Und während ich das tue, betrachte ich eines meiner zukünftigen Produkte; den HygroSage. Es ist das erste Humidor-Hygrometer, das überhaupt keine Kalibrierung benötigt. Es verfügt über einen Farbbildschirm und hat eine garantierte Genauigkeit von 2% über die gesamte Lebensdauer. 
he next-generatioTgrometer
Hygrometer der nächsten Generation.
 
Projekt Nummer 2 ist die Stinkely-Serie von Ersatz-Displays. Der Konzern Danaher verdient ein ordentlich mit dem Verkauf von Kathodenstrahlröhren für die 57x-Kennlinienschreiber von Tektronix – da werde ich mich einmischen. Außerdem gibt mir die Rettung dieser Geräte vor der Mülldeponie immer ein warmes und gutes Gefühl.
 
Schließlich arbeite ich für ein amerikanisches Modeunternehmen, das sich aus rechtlichen Gründen immer noch im Stealth-Modus befindet – das USPTO (United States Patent and Trademark Office) ist eine seltsame und faszinierende Institution) Aber glauben Sie mir, wenn ich behaupte, dass wir Sonnenbrille und Aschenbecher neu definieren werden. Wenn Sie derzeit an die Anschaffung eines Aschenbechers oder einer Sonnenbrille im Preisbereich von 200$ denken, warten Sie besser ab und lassen Sie sich überraschen. 
 
 
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