Im Jahr 2013 wurde Ron Justin mit sehr hohen Mindestbestellmengen für wichtige Bauteile konfrontiert und gründete mit einem Freund die Firma GroupGets. Heute erleichtert GroupGets den Einkauf von Elektronikern, Entwicklern und Herstellern auf der ganzen Welt.

CJA. (Elektor Business): Sie sind ein Ingenieur und Erfinder. Was genau bedeutet das?

Ron Justin: Ich bin ein Elektronik-Ingenieur, dessen Erfahrung von der Spitzenforschung bis hin zu Low-Cost-Consumer-Geräten reicht. Als ich mit der Firma TrackR, Inc. anfing, gab mir das die Sicherheit, GroupGets zu starten und hochzufahren.

CJA.: Was ist GroupGets?

Ron: GroupGets ist eine zweiseitige Plattform für Gruppenkäufe. Jeder kann Gruppeneinkäufe für bestehende Produkte initiieren. Unternehmen steht es frei, Produkte an Gruppenkäufer zu verkaufen. Da unser Kernteam aus Produktentwicklern und Hardware-Enthusiasten besteht, wurde das zu unserem Image, weshalb sich gerade diese Art von Benutzern angesprochen fühlen.

CJA.: Was war der Anstoß für die Gründung des Unternehmens?

Ron: Ich wollte einige ASICs kaufen, die 2013 nur auf einem Wafer verkauft wurden. Da ich mir keinen vollen Wafer leisten konnte, der über 100.000 $ gekostet hätte, wollte ich das erst per Crowdfunding finanzieren, konnte aber keine geeignete Plattform dafür finden. Es war frustrierend, denn es gab viele Plattformen, auf denen man eine neue Produktidee bekannt machen konnte, aber eben nicht jedes hoch spezielle Produkt. Unser Base-Use-Case ist also der Crowdfunding-Zugang zu Dingen mit wirklich hohen Mindestbestellmengen wie z. B. hochmoderne ICs. Jetzt nutzen die Leute das System auch dazu, Produktionsläufe von Boards zu finanzieren, was wir nicht antizipiert haben.

CJA.: Was ist mit dem aktuellen Team. Bieten Sie Jobs an?

Ron: Wir sind eine schlanke und effektive Firma und liegen immer noch im einstelligen Bereich. Wir planen jedoch bald eine kleine Einstellungsrunde. Wir haben ein Netzwerk von Auftragnehmern mit Sitz in den USA, mit denen wir seit mehr als einem Jahrzehnt in unseren anderen Berufen zusammenarbeiten, und wir schalten sie ein, wenn ein Impuls benötigt wird. GroupGets ist meist nur ein Netzwerk von Freunden, die Dinge realisieren.

CJA.: Was unterscheidet GroupGets von Mitbewerbern?

Ron: Wir sind nicht etwa nur ein weiterer Kickstarter-Klon. Wir bestehen bei unseren Kampagnen auf Produkte, und wir prüfen sie und den Hersteller. Wir erstellen sogar selbst kundenspezifische Produkte, wenn sich die Möglichkeit zur Schließung von Technologie-Lücken für Kampagnenprodukte ergibt. Wir helfen auch einigen unserer Kampagnen-Initiatoren, ihre Platinen-Produktion effizienter zu gestalten, indem wir das Auftragsvolumen unserer Bauteile nutzen, um bessere Preise zu ermöglichen. Auf Wunsch führen wir sie auch in unser Auftragsfertigungsnetzwerk ein.

CJA.: Was ist Ihr Umsatzmodell?

Ron: Wir berechnen eine Gebühr für Kampagnen, die erfolgreich abgeschlossen werden, wir produzieren und verkaufen Elektronik an größere Distributoren, wir lizenzieren einige Technologien, die wir entwickelt haben, und wir haben einen großen Vertriebsvertrag mit FLIR Systems für einige ihrer Wärmebildkameras wie Lepton und Boson. Wir bieten einen Mehrwert für ihre Produkte und ihr Ökosystem mit maßgeschneiderter Hardware/Software und Support, was gut zur Firma passt.

CJA.: Im Jahr 2015 erzielte GroupGets innerhalb von vier Monaten einen Umsatz von 250.000 $. Das ist ein erstaunlicher Start. Was gibt es jetzt für Zahlen?

Ron: Das anfängliche Glück überraschte uns und gab die Grundlage für den weiteren Betrieb und Ausbau. Der Umsatz ist heute definitiv höher als 2015, und wir machen alles, ohne Anzeigen zu verkaufen oder mit Nutzerdaten Schindluder zu treiben.

CJA.: Wie ist die Maker-Community von GroupGets zusammengesetzt?

Ron: Unsere Community ist überraschend international und reicht vom Pro-Maker bis zum CTO, vom späten Teenager bis zum Rentner. Wir versenden regelmäßig in über 60 Länder.

CJA.: Wie bildete sich die Community? Welche Marketingstrategien verfolgen Sie?

Ron: Wir bauen auf Inhalte und strategische Partnerschaften, um unsere Nutzerbasis aufzubauen. Klassisches Marketing funktioniert für uns nicht, weil wir in einer Nische operieren. Wir veröffentlichen Projekte auf Websites wie Hackster und anderen Blogs, veröffentlichen freien Code bei Github, verbessern das Produkt von Partnern mit benutzerdefiniertem Zubehör und führen unsere Opt-in-Mailing-Liste monatlich fort.

CJA.: Wie funktioniert eine Kampagne auf GroupGets?

Ron: Es ist recht einfach. Erstellen Sie einfach einen Account auf unserer Website, und klicken Sie auf die große grüne Schaltfläche „Start Campaign“ auf der Startseite. Ein Online-Formular fragt nach Details, die wir zur Überprüfung des Produkts benötigen, bevor wir es annehmen können. Normalerweise benötigen wir Muster, es sei denn, es handelt sich um ein bekanntes Produkt, das wie ein eingeführtes IC oder Sensor schon einige Zeit auf dem Markt ist.

CJA.: Wie funktioniert eine Gruppenkauf-Kampagne aus? Wie macht ein Kunde mit?

Ron: Das ist noch einfacher. Nachdem Erstellen eines Accounts, klickt man einfach auf den Button „Join this Buy“ in der Kampagne. Obwohl wir zu diesem Zeitpunkt Zahlungsdetails benötigen, wird solange nichts berechnet, bis die Kampagne erfolgreich ist. Wir ermutigen unsere Unterstützer, aktiv zu sein und Details über die Kampagne zu teilen. Daher haben wir viele Social-Media-Share-Schaltflächen in der Benutzeroberfläche integriert.

CJA.: GetLab ist Ihr internes Design-Team. Woran arbeitet das Team gerade?
PureThermal 2

Ron: An unserem neuesten hackbaren Board für die Wärmebildkamera FLIR Lepton mit der Bezeichnung PureThermal 2. Es war nicht beabsichtigt, so viel mit Wärmebildtechnik und FLIR zu tun zu haben, aber wenn etwas funktioniert, warum nicht? Dies ist ein weiterer Unterschied zu unserer Firma und Plattform. Wir sind in der Lage, mit den richtigen Hightech-Partnern wie FLIR tiefe technische Verbindungen zu knüpfen. Wir können ihr Produkt-Ökosystem mit unseren technischen Marketing- und Vertriebsmöglichkeiten erheblich verbessern.

CJA.: Was waren die größten Herausforderungen bei GroupGets?

Ron: Wo fange ich da an? Unser CTO Kurt und ich haben uns von Schreibtisch-Ingenieuren zu einer erfolgreichen Firma entwickelt (zusätzlich zu unseren normalen Jobs), so dass viele Herausforderungen damit verbunden sind. Es war aber fast alles auf Anhieb erlernbar, doch das Wachstum einer Nutzerbasis was definitiv eine Herausforderung. Man muss auch eine dicke Haut haben. Viele unserer Entwicklungen werden von größeren Unternehmen offensichtlich kopiert, weshalb wir innovativ bleiben müssen. Jammern bringt nichts. Einer meiner Lieblingsmetaphern stammt von Steve Ballmer zum Thema "den Bären reiten". Bis man die Firma hat, die Partnerschaften mit größeren schmiedet, hat man wirklich keine Ahnung, was das bedeutet. Die Metapher macht den Prozess sehr deutlich.

CJA.: Was ist GetSparked? Welche Partnerschaft gibt es mit SparkFun?

Ron: GetSparked ist eine direkte Produkt-Pipeline von GroupGets zu SparkFuns Katalog nach erfolgreicher Marktvalidierung auf GroupGets. Es ist etwas, was ich seit Jahren sehen wollte, und es brauchte viel Geduld, Beharrlichkeit und noch mehr Glück, um das zu schaffen (zum Beispiel, als ich 2017 bei der DEFCON auf ihren Gründer traf). Wir haben nicht die Absicht, eine große Elektronik-Distributionsplattform zu werden, da es schon so viele großartige gibt. Gleichzeitig möchten wir, dass einige unserer Kampagnen-Initiatoren, die interessante Elektronik produzieren, nach GroupGets einen integrierten Weg zu einer größeren Vertriebsplattform haben. Da wir eine ziemlich heterogene Mischung an Entwicklern haben, passen nicht alle ihre Produkte zu einem Mainstream-Distributor oder einer Kette. Das Gefühl und die Community von SparkFun sind besser auf das ausgerichtet, was wir sind, und sind somit ein idealer Partner.

CJA.: Was kommt als nächstes? Wo sehen Sie GroupGets in einem Jahr?

Ron: Hoffentlich werden wir eine Menge cooler neuer elektronischer Produkte von Online-Händlern zu Start-ups bringen, um von unserer Plattform zu SparkFun zu gelangen. Und hoffentlich werden wir mehr Innovation schüren, indem wir Zugang zu modernster Technologie ermöglichen, die für kleinere Produktentwickler mit großen Ideen unerschwinglich hohe Mindestbestellmengen aufweist. Wir sind immer noch ziemlich unbekannt und alle unsere Anwendungsfälle sind nicht sofort von der Homepage aus zu erkennen, daher bin ich wirklich dankbar, dass Elektor sich die Zeit nimmt, unsere Arbeit ins Rampenlicht zu stellen. Man kann GroupGets dazu verwenden, um Mindestbestellmengen per Crowdfunding zu hacken, Produktionsläufe für geprüfte Betas und ausgereifte Produkte durchführen, Produkte mit einem begrenzten Aktionsrabatt vermarkten oder gar Inventar liquidieren.