Die COVID-19-Krise hat die gesamte Elektronikindustrie vor Herausforderungen gestellt. Deshalb bietet die electronica 2020 (10. Bis 13. November 2020) alteingesessenen Unternehmen, Start-ups und Innovatoren spannende Möglichkeiten, Technologie zu demonstrieren und sich über neue technische Lösungen zu informieren. Falk Senger, Geschäftsführer der Messe München, erläutert die Planungen seiner Organisation und verrät, was Aussteller und Besucher erwarten können.

 
Falk Senger talks about electronica 2020
Falk Senger (Geschäftsführer der Messe München)

Vorbereitungen zur electronica 2020

Elektor:
Aufgrund der COVID-19-Krise war 2020 ein herausforderndes Jahr, insbesondere für Veranstaltungen. Nun wird wohl die electronica 2020 (10. bis 13. November) eine der ersten großen Branchenveranstaltungen sein wird. Können Sie uns dazu etwas sagen?
 
Senger:
Die Vorbereitungen für die electronica sind in vollem Gange. Die Messe wird in diesem Jahr die erste wirkliche Gelegenheit für die Akteure der Branche sein, direkte Kundenkontakte zu knüpfen und Innovationen zu präsentieren. Die Resonanz ist sehr positiv: Die Zahl der angemeldeten Aussteller liegt fast auf dem Niveau der Vorjahre. Das diesjährige Motto der electronica lautet „driving sustainable progress“. Mit neuen Impulsen werden wir auf der Messe zeigen, wie Elektronik mit ihren Innovationen einen entscheidenden Beitrag zum nachhaltigen Fortschritt leisten kann. Weitere Schwerpunkte sind Medizin-Elektronik, intelligente Energielösungen und 5G für das IIoT (Industrial Internet of Things). Auf vier Konferenzen - der eAC (electronica Automotive Conference), der eEPC (electronica Embedded Platforms Conference), dem Wireless Congress und der eMEC (electronica Medical Electronics Conference) - stellen Experten die neuesten Entwicklungen in der Elektrotechnik vor. 
 
Elektor:
Welche Vorkehrungen treffen Sie, um die Risiken bezüglich COVID-19 auf der electronica 2020 zu reduzieren? Haben Sie aus anderen Veranstaltungen gelernt, oder waren Sie weitgehend auf sich allein gestellt? Und gibt es Maßnahmen, die wahrscheinlich auch für zukünftige Veranstaltungen in Kraft bleiben werden?
 
Senger:
Gemeinsam mit der Bayerischen Staatsregierung und den zuständigen Behörden haben wir für alle unsere Veranstaltungen ein Sicherheits- und Hygienekonzept erstellt, das ständig an die aktuelle Situation angepasst wird. Es sieht eine Reihe von konkreten Maßnahmen vor, damit wir auch in Zeiten von COVID-19 Messen wie die electronica mit dem gewohnten Erfolg und der Sicherheit für alle Beteiligten durchführen können. Im Wesentlichen geht es dabei um drei Dinge: Abstand halten, Hygiene und Rückverfolgbarkeit aller Teilnehmer. Neben den behördlichen Auflagen fließen auch unsere Erfahrungen aus früheren Messen im ersten Quartal dieses Jahres in die Planung ein, wie z.B. verlängerte Reinigungsintervalle. 
 
electronica 2020 is slated for November
Die electronica 2020 findet vom 10. bis 13. November 2020 in München statt (Bild: Messe München)
Elektor:
Zum Aspekt Buchungen für die electronica 2020: Ggibt es Industriezweige, die aufgrund von COVID-19 stärker vertreten sein werden? Gibt es bestimmte Branchen, oder vielleicht Regionen, die zurückhaltender sind als andere?
 
Senger:
Die Anmeldung für die electronica 2020 laufen noch. Erst am Ende werden wir einen vollständigen Überblick über die vertretenen Branchen und die Herkunftsländer der Aussteller haben. Die aktuelle Zahl der Anmeldungen liegt auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren.
 
Elektor:
Die Gefahr einer zweiten Welle bedroht den Markt. Wie reduziert die Messe München ihre eigenen Risiken?
 
Senger:
Die letzten Monate, in denen wir mit der Corona-Pandemie leben und arbeiten, haben gezeigt, dass die Situation täglich neu bewertet werden muss und gegebenenfalls eine schnelle Reaktion erfordert. Aus diesem Grund stehen wir in engem und ständigem Kontakt mit der bayerischen Staatsregierung und den Behörden.
 
Elektor:
Viele Eventmanagement-Unternehmen haben sich in diesem Jahr virtuellen Veranstaltungen zugewandt. Was halten Sie von virtuellen Veranstaltungen für die Elektronikindustrie?
 
Senger: 
Wir arbeiten hart daran, eine sichere und erfolgreiche Veranstaltung für alle Beteiligten zu organisieren, so wie es Aussteller und Besucher der electronica seit vielen Jahrzehnten gewohnt sind. Für unser umfangreiches Konferenzprogramm planen wir eine teilweise virtuelle Durchführung, um auch diejenigen teilnehmen zu lassen, die in diesem Jahr nicht die Möglichkeit haben, dabei zu sein. Tatsächlich gibt es in der aktuellen Situation langfristig keine 100%ige Sicherheit. Sollte sich die Situation wider Erwarten verschlechtern, werden wir die Branche rechtzeitig über weitere Schritte informieren. 
 
elecctronica Fast Forward
electronica fast forward, die Startup-Plattform powered by Elektor, bietet Start-ups die Möglichkeit,
ihre Lösungen zu präsentieren. (Bild: Messe München)

e-ffwd 2020

Elektor: 
Da Start-up-Event bzw. electronica Fast Forward (e-ffwd) wird von Jahr zu Jahr größer und professioneller. In diesem Jahr widmen Elektor und die Messe München den Start-ups noch mehr Quadratmeter. Wie erklären Sie sich den Erfolg?
 
Senger:
Start-ups sind Innovationstreiber für die Branche und tragen entscheidend zu ihrem Erfolg bei. Mit unserer Partnerschaft und der Entwicklung des Start-up-Programms sind wir den Anforderungen und unserem Anspruch als Weltleitmesse und wichtigste Branchenplattform absolut gerecht geworden. Die electronica bietet den perfekten Rahmen, um junge, agile Unternehmer mit etablierten und renommierten Unternehmen zusammenzubringen - der Erfolg gibt uns Recht.
 
Elektor:
Diese Veranstaltung ist zweifellos eine der größten Gelegenheiten für Start-ups, mit der Industrie persönlich in Kontakt zu treten und der Industrie die Chance zu geben, neue Technologien, innovative Ansätze und die agilen Start-ups dahinter kennen zu lernen. Was wird Ihrer Meinung nach bei diesem Matchmaking anders sein, insbesondere nachdem COVID-19 beide Seiten vor so viele Herausforderungen gestellt hat?
 
Senger:
Das Konzept des Matchmaking und die damit verbundenen Möglichkeiten bleiben wie gewohnt. In Anbetracht der bestehenden unsicheren Situation sind die richtigen Kontakte und Netzwerke für den eigenen Geschäftserfolg noch relevanter als bisher. Wir erwarten, dass die Situation mit den ungewohnten Rahmenbedingungen auf der Messe als weniger irritierend empfunden wird, da sie bereits bekannt und alltäglich geworden sind.
 
Elektor:
Haben Sie noch einen Rat oder ein paar ermutigende Worte für Unternehmen, die sich noch nicht entschieden haben, auf der electronica 2020 im November auszustellen?
 
Senger:
Messen sind ein wichtiger Motor für die Wirtschaft und geben der Industrie Impulse. Die electronica ist eine unverzichtbare internationale Branchenplattform und in diesem Jahr die einzige Gelegenheit, Innovationen zu präsentieren und persönliche Kontakte zu knüpfen. Nach dem coronabedingten Umsatzrückgang in der Branche ist dies heute wichtiger denn je.
 
Angesichts der Besucherzahlen gehen wir davon aus, dass sich der positive Trend gerade in Europa, fortsetzt und sich die Situation bis zum Herbst weitgehend normalisiert haben wird. Während in den letzten Monaten umfangreiche Reisebeschränkungen verhängt wurden, werden nun - zumindest für die europäischen Länder, aus denen die Mehrzahl der electronica-Besucher kommt - die Grenzschließungen und Reisewarnungen schrittweise aufgehoben. Mit unserem Hygienekonzept und umfassenden Maßnahmen sorgen wir zudem für einen sicheren Messeauftritt!

Kostenloser  Download: Elektor Industry (Elektronik in herausfordernden Zeiten)

Dieses Interview erscheint in der Juli-Ausgabe 2020 der Zeitschrift Elektor Industry. Möchten Sie mehr lesen? Sie können die gesamte Ausgabe vom Juli 2020 kostenlos herunterladen. Dieses Angebot erfolgt Rahmen der Initiative Elektor Helps.
electronica Fast Forward 2020