Zum Preis von drei Raspberry Pis bekommen Sie von Allo den DigiOne, eine HAT (Hardware Attached on Top) für den Raspberry Pi, die ein auf dem RPi abgespieltes Audio- als digitales S/P-DIF-Signal zur Verfügung stellt. Warum das so interessant ist? Nun, der DigiOne soll den Raspberry Pi in einen High-End-Transporter verwandeln, in ein Gerät, das Audiodaten vom Speichermedium (USB-Stick, Festplatte, NAS, Internet-Stream und so weiter) in bestmöglicher Qualität zu einem DAC überträgt.

Wenn Sie wirklich Wert auf Klangqualität legen, verwenden Sie bestimmt nicht den digitalen Stream über den HDMI-Anschluss und schon gar nicht das Audiosignal über den Analogausgang des RPi. Nein, dann nutzen Sie den I²S-Ausgang des Controllers, der über den GPIO-Verbinder verfügbar ist, isolieren ihn von allen anderen elektrischen Signalen, erzeugen ein neues Taktsignal und kombinieren dieses mit dem digitalen Audiosignal. Durch diese Herangehensweise erreichen die Ingenieure von Allo Minimalwerte für Jitter und Rauschen auf dem digitalen Signal. Auf einen Jitter von nur 0,6 ps und ein Rauschen von nur 50 µV kann DigiOne wirklich ein wenig stolz sein. Um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln: In 0,6 ps legt das Licht im Vakuum nur 0,18 mm zurück!
 


Der DigiOne stellt das neu getaktete S/P-DIF-Signal über eine Standard-Cinchbuchse und eine BNC-Buchse (ohne Wordclock-Signal) zur Verfügung. Auf die Toslink-Schnittstelle wurde bewusst verzichtet. Laut Allo-Ingenieuren ist ein optischer Ausgang einfach mit zu viel Jitter behaftet. Zwar kann man den Einfluss von Jitter ausführlich und kontrovers diskutieren, da D/A-Wandler bis zu einem gewissen Grad damit umgehen können sollten, der Verzicht ist aber natürlich eine sichere Wahl im Design.

Das I²S-Signal wird genau wie die Spannungsversorgung über den GPIO-Anschluss des RPi geführt. Die Spannungsversorgung erfolgt über einen isolierten DC/DC-Wandler mit Filtern und LDOs (Low-drop-out-Spannungsregler, bei dem wenig Spannung zwischen Eingang und Ausgang verloren geht). So werden die erheblichen Störungen beseitigt, die die 5-V-Stromversorgung des Raspberry Pi bekanntermaßen plagen. Zu diesem Zweck werden nicht weniger als zehn LDOs der Typen LT3042 von Linear Technology und (wahrscheinlich, wenn ich den SMD-Aufdruck „LLVB“ richtig entziffert habe) LP5907MFX-3.3 von Texas Instruments eingesetzt. Zwölf Tiefpassfilter helfen, die Störungen noch weiter zu unterdrücken. Auch das I²S-Signal ist galvanisch getrennt, um Störungen zu vermeiden. Zur galvanischen Trennung der Signale verwendet der DigiOne einen Si8641 von Silicon Labs.
 
Ein zentraler Baustein ist der „S/PDIF Digital Interface Transceiver“ WM8805 von Cirrus Logic. Es kann praktisch jede heutzutage übliche digitale Audio-Samplerate verarbeiten und akzeptiert das I²S-Datenformat. Dieser Chip wandelt das I²S-Signal in das S/P-DIF-Signal, das Standardformat für HiFi-Geräte um.

Ich habe den DigiOne zusammen mit dem Raspberry Pi 3B+ und Volumio 2.522 ausprobiert, was meiner Meinung nach eine sehr gute Kombination darstellt. Und wie klingt das? Nun, was kann man dazu sagen..... Eigentlich klingt es gar nicht! Der DigiOne wirkt völlig transparent und verleiht der Musik fast keinen „charakteristischen“ eigenen Klang. Klar, stabil, nicht scharf, nicht stumpf oder dumpf. Selbst auf meinen – bescheidenen – selbstgebauten Lautsprechern höre ich einen deutlichen Unterschied zwischen der Wiedergabe über den HDMI-Ausgang des Raspberry Pi und DigiOne.

Ist der DigiOne nun das Dreifache des Preises des Raspberry Pi wert? Was mich betrifft, ja, wenn man das ganze Paket RPi plus DigiOne betrachtet, sicherlich! Für ungefähr 150 € (inklusive Gehäuse) erhält man einen erstklassigen digitalen Audioplayer mit einer Vielzahl von Funktionen und Spezifikationen, auf die so mancher High-End-Player neidisch blicken würde. Natürlich, es gibt es bessere Optionen, aber zu diesem Preis habe ich sie noch nicht gefunden.