Owon HDS160: Ein vielseitiges Multimeter mit Oszilloskopfunktion – inklusive Strommessung
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Das Owon HDS160 präsentiert sich als Kombigerät – Multimeter und Oszilloskop in einem kompakten Gehäuse. Zum Lieferumfang gehören eine robuste Transporttasche, eine Schnellstartanleitung in englischer Sprache, ein technisches Datenblatt, je ein rotes und schwarzes Messkabel sowie ein USB-C-Kabel. Ein herkömmlicher Oszilloskop-Tastkopf ist hingegen nicht enthalten.
Technische Spezifikationen des Owon HDS160 Multimeters
Ein Blick ins Datenblatt zeigt, dass die Multimeterfunktionen des Geräts durchaus überzeugend sind:
- Gleich- und Wechselspannung: Messbereiche ab 60 mV (Auflösung: 1 µV) bis zu 1000 VDC bzw. 750 VAC (jeweils mit 100 mV Auflösung). Die Wechselspannungsmessung umfasst drei Frequenzbereiche: 20 Hz–45 Hz, 45 Hz–65 Hz sowie 65 Hz–1 kHz.
- Gleich- und Wechselstrom: Strommessung (DC/AC) von 600 µA (10 nA Auflösung) bis 10 A (1 mA Auflösung). Der AC-Strommessbereich umfasst eine Frequenzspanne von 20 Hz bis 1 kHz. Zu beachten ist, dass bei Messströmen von 10 A die Einschaltdauer maximal 20 % betragen darf (d.h. weniger als 2 Minuten innerhalb eines 10-Minuten-Zeitraums)
- Widerstand: von 600 Ω (10 mΩ Auflösung) bis 60 MΩ (1 kΩ Auflösung).
- Frequenz: von 60 Hz (1 mHz Auflösung) bis 60 MHz (1 kHz Auflösung), bei Sinus- oder Rechtecksignalen mit mindestens 1 Veff Amplitude.
- Kapazität: von 6 nF (0,1 pF Auflösung) bis 60 mF (1 µF Auflösung).
- Zusätzlich unterstützt das Gerät Tastverhältnismessungen im Bereich von 0,1 % bis 99,9 % (Auflösung: 0,1 %) sowie Dioden- und Durchgangsprüfungen. Die Schwelle für die Durchgangsprüfung ist einstellbar – ein praktisches Feature.
Variable Genauigkeit
Wie diese Werte zeigen, beträgt die maximale Anzeigeauflösung 60.000 Counts. (Zum Vergleich: Das Modell HDS120 bietet maximal 20.000 Counts.) Die Genauigkeit variiert je nach Messbereich, weshalb für wirklich präzise Messungen ein Blick ins Datenblatt erforderlich ist. Im Alltag ist das jedoch in der Regel nicht notwendig.
Einfaches Oszilloskop
Das integrierte Oszilloskop ist eher einfach gehalten. Es handelt sich um ein Einkanalgerät mit einer analogen Bandbreite von 1 MHz und einer Abtastrate von 5 MSa/s. Die Zeitbasis reicht von 2,5 µs bis 10 s pro Division (mit insgesamt zwölf horizontalen Divisionen). Die vertikale Skalierung reicht von 30 mV bis 500 V pro Division – ein für Oszilloskope ungewöhnlich hoher Maximalwert. Unüblich ist auch der vertikale Strombereich: von 100 µA bis 5 A pro Division. Dieses Oszilloskop kann also tatsächlich Strom messen, ohne dass ein spezieller Stromtastkopf erforderlich ist.

Die Triggerfunktionen entsprechen dem Standard: automatisch, normal und einmalig – jeweils auf steigende oder fallende Signalflanken. Die automatischen Messungen umfassen Vmax, Vmin, Vpp, Vavg, Vrms sowie die Frequenz.
Einen BNC-Anschluss für herkömmliche Oszilloskop-Tastköpfe sucht man vergeblich, was erklärt, warum keiner im Lieferumfang enthalten ist. Tatsächlich übernehmen die Multimeterleitungen auch die Funktion von Oszilloskopleitungen.
Nach alledem überrascht es etwas, dass die Owon-HDS100-Serie vorrangig als Oszilloskop mit Multimeterfunktion vermarktet wird. Treffender wäre die Bezeichnung Multimeter mit Oszilloskopanzeige – oder, wenn man es modern ausdrücken möchte: grafisches Multimeter.
Bedienung des Owon HDS16
Nach dem Einschalten über die Power-Taste startet das HDS160 zügig und ist sofort als Multimeter einsatzbereit – selbst wenn es zuvor im Oszilloskopmodus ausgeschaltet wurde. Der für Multimeter typische große Drehschalter wurde durch Drucktasten ersetzt. Die Auswahl der Messfunktion erfolgt durch einmaliges oder mehrfaches Drücken einer der vier Funktionstasten (nicht zu verwechseln mit den F-Tasten).
Standardmäßig startet das Gerät im Automatikmodus. Sobald jedoch die Pfeiltaste nach oben oder unten gedrückt wird, wechselt es in den manuellen Modus. Im Spannungsmessmodus lässt sich der manuelle Bereich nicht unter 6 V einstellen – im Gegensatz zu den anderen Messarten, bei denen auch die niedrigsten Bereichsstufen verfügbar sind. Um im Spannungsmodus den mV-Bereich zu nutzen, muss zunächst die F1-Taste gedrückt werden.
Beim Umschalten in den Strommessmodus erfolgt keine Warnung. Allerdings passt sich der Messbereich automatisch an, sobald der Prüfleiter in die A- oder µA/mA-Buchse gesteckt wird – es gibt also eine Art Erkennungsmechanismus. (Dieser funktioniert nur mit isolierten Bananensteckern.) Zwischen den Strombereichen kann auch manuell über die F-Tasten umgeschaltet werden.
Im Strommessmodus gibt das HDS160 alle zehn Sekunden einen kurzen Signalton von sich – was auf Dauer recht störend sein kann. Zum Glück lässt sich diese akustische Warnung im Einstellungsmenü deaktivieren. (Der Warnton, der vor dem automatischen Abschalten im Energiesparmodus ertönt, bleibt davon unberührt.)
Oszilloskopmodus des HDS16
Das Drücken der DMM/OSC-Taste aktiviert den Oszilloskopmodus unmittelbar. Die Benutzeroberfläche ist dabei übersichtlich und intuitiv gestaltet. Mit den Auf-/Ab-Tasten lässt sich die vertikale Skalierung einstellen, Links-/Rechts regelt die horizontale Zeitbasis. Über die COMP/Trig-Taste gelangt man ins Trigger-Menü; das Triggerniveau wird mit den F3/F4.-Tasten festgelegt – nicht über Auf/Ab. Mit der MAXMIN/MEASURE -Taste werden sämtliche automatischen Messwerte gleichzeitig eingeblendet.
Screenshots
Unabhängig vom aktuellen Betriebsmodus und der Displayanzeige kann jederzeit ein Screenshot erstellt werden – einfach durch Drücken der Speichertaste (gekennzeichnet mit einem Diskettensymbol … Ich persönlich weiß noch, was das ist – aber Nutzer, die nach dem Jahr 2000 geboren wurden? Für sie ist das vermutlich ein Hieroglyphenzeichen).
Um die Screenshots anzusehen, muss das HDS160 per USB-C mit einem Computer verbunden werden. Der entsprechende USB-C-Anschluss befindet sich auf der rechten Geräteseite und ist hinter einer Schiebeabdeckung verborgen. Diese lässt sich nicht einfach so öffnen – oder besser gesagt: erst dann, wenn zuvor die Messleitungen aus den Buchsen entfernt wurden. Grund dafür ist ein integrierter Sicherheitsmechanismus, der die Buchsen blockiert, sobald der USB-Port zugänglich ist. So wird verhindert, dass das Gerät im angeschlossenen Zustand gefährliche Spannungen an einen Computer weiterleitet. Eine durchdachte Schutzmaßnahme.
Genauigkeit
Was die Messgenauigkeit betrifft, hatte ich keine kalibrierten Referenzquellen zur Verfügung, um das Owon HDS160 objektiv zu prüfen. Daher beschränkte sich mein Vergleich auf mein bestes Multimeter im Labor: ein Fluke 189. Und um es kurz zu machen – das HDS160 lieferte bei allen getesteten Spannungen, Strömen, Widerständen und Kapazitäten praktisch identische Messwerte. Die Abweichungen waren so gering, dass sich nicht sagen ließ, welches der beiden Geräte die präziseren Ergebnisse lieferte. Für mein Labor bedeutet das: ausreichend für mich.
Fazit
In Erwartung eines weiteren günstigen Kombigeräts aus Oszilloskop und Multimeter wurde ich vom Owon HDS160 positiv überrascht – denn genau das ist es nicht. Tatsächlich handelt es sich beim HDS160 um ein praktisches Multimeter mit grafischem Display, das zusätzlich über einige grundlegende Oszilloskopfunktionen verfügt.
Strommessungen mit einem Oszilloskop sind in der Regel aufwendig, wenn kein spezieller Stromtastkopf zur Verfügung steht. Mit dem HDS160 hingegen ist das denkbar einfach. Auch das Verfolgen eines Signals durch eine Schaltung gelingt mühelos, da kein Einstecken von separaten Multimeterleitungen und Oszilloskop-Tastköpfen notwendig ist. Beim HDS160 misst man Spannung oder Strom im Multimeter-Modus – und wenn man wissen möchte, ob sich der Wert über die Zeit verändert und wie, drückt man einfach die DMM/OSC-Taste. Ein Umstecken der Leitungen ist nicht erforderlich.

Die integrierten Sicherheitsfunktionen tragen zur langen Lebensdauer des Geräts bei. Durch den herausnehmbaren Akku vom Typ 18650 lässt sich diese zusätzlich verlängern. Im mobilen Einsatz kann das Gerät schnell wieder einsatzbereit gemacht werden, indem ein geladener Ersatzakku eingesetzt wird – sofern man daran gedacht hat, einen mitzunehmen.
Wenn es jetzt noch zwei Kanäle hätte…
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