Horror vor der schönen neuen Welt – oder doch eher ein Segen für die Welt der Autofahrer? Wer hat sich nicht schon darüber geärgert, wenn er in der Nacht auf einer Nebenstraße endlose Minuten darauf warten musste, dass die rote Ampel endlich auf grün umspringt, obwohl weit und breit kein anderes Auto zu sehen ist. Oder das in der Rushhour die viel befahrene vierspurige Hauptstrecke genau so lange grün ist wie die kreuzende Nebenstraße, auf der nichts los ist?
IBM will das Problem nun mit KI lösen.

Goldene Zeiten für die KI-Forschung und gleichzeitig grüne Welle für Autofahrer? Tatsächlich ist es doch schon verwunderlich, dass viele Ampeln auch heute noch durch simple und absolut sture Zeitglieder gesteuert werden, die wenn überhaupt auf einen statischen mittleren Verkehr der Kreuzungen abgestimmt sind. Zwar gibt es in vielen Großstädten schon seit Jahrzehnten eine „computergesteuerte Verkehrsführung“, bei der die wichtigsten Ampeln von einer zentralen Steuerung koordiniert werden, was immerhin „grüne Wellen“ möglich macht (auch wenn man als Autofahrer vermeintlich eher „rote Wellen“ zu erleben scheint). Außerdem können die Ampelphasen so an den sich im Tagesverlauf etc. ändernden Verkehrsfluss angepasst werden. All dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass diese Steuerungen statisch sind und sich eben nicht an den realen aktuellen Verkehr anpassen, also ganz schön oft daneben liegen, und damit den Verkehrsfluss langsamer, lärmender und weniger energiesparender machen, als das mit modernster Technik denkbar wäre.
 
USA-Paten von IBM
Bild: USA Patent 9,965,951
 
IBM hat nun ein Patent zu per KI selbststeuernden Ampelanlagen eingereicht. Die Ampeln sind dabei mit Kameras und Computersystemen ausgestattet, die den realen Verkehrsfluss erfassen und sich völlig autonom möglichst optimal darauf einstellen. Die KI bemerkt dabei sogar, wenn ein Auto z. B. wegen einem Stau oder einer Panne oder abgewürgtem Motor auf der Kreuzung stehen bleibt und verhindert eine folgende Verstopfung dieses Bereichs, indem es diesem letzten Fahrzeug genügend Zeit für das Verlassen der Kreuzung einräumt.
Das Patent besagt "Die vorliegende Erfindung bezieht sich allgemein auf das Gebiet der Verkehrssteuerung und insbesondere auf das Steuern eines Verkehrssignals durch kognitives Computing, das Echtzeitdaten an einer Kreuzung berücksichtigt.”
Ein aufwendiges Computersystem wertet die Video-Datenströme der Kameras aus und errechnet daraus den aktuellen Verkehrsfluss und steuert auf dessen Basis die Zeiten der Ampelphasen.

Im Prinzip ersetzt hier KI den vor Jahrzehnten (oder bei Ampelausfällen auch heute noch) üblichen Verkehrspolizisten, der in der Mitte der Kreuzung stehend mit Hilfe seiner Arme den Verkehr regelt. Da diese Aufgabe einen sehr begrenzten Umfang aufweist und für einen Menschen recht gut und intuitiv zu erfassen und zu bewältigen ist, eignet sie sich auch sehr gut für KI, also wirklich intelligente Computersteuerungen.