Raspberry Pi ist ein tolles kleines Board für den schnellen Bau von Prototypen, oder etwa nicht? Preiswert, leicht erhältlich und mit Support durch unzählige Libraries, Programme und Programmiersprachen sowie Betriebssystemen in unterschiedlichen Varianten. Aufgrund dieses umfangreichen Ökosystems – wie man solche Phänomene heute bezeichnet – verwenden viele Maker ein RPi-Board als Kern des Prototypen eines Produkts, das möglichst bald vermarktet werden soll.

Ein typischer Maker geht wie folgt vor: Auf der Basis des Prototypen und von Markt-Recherchen wird ein Verkaufspreis festgelegt und ein „Business-Plan“ entwickelt. Das Produkt wird dann stufenweise auf den Markt gebracht. Zuerst wird eine Charge von vielleicht 1.000 Stück produziert. Und wenn diese Menge fast verkauft ist, wird die nächste größere Charge gestartet, da sich das Produkt anscheinend gut verkauft. Wenn auch die zweite Produktion erfolgreich an den Mann oder die Frau gebracht wird, startet eine dritte, noch größere Produktion etc. pp. Wenn man solchen Makern in die Augen schaut, wird man da vermutlich Dollarzeichen erblicken.

Doch in solchen Szenarien liegen oft überraschende Stolpersteine verborgen: Was macht man z. B. mit dem RPi, der am Anfang so gute Dienste leistete? Auch wenn so ein RPi-Board nicht teuer ist, ist so ein Entwicklungsboard in einem Produkt für Endverbraucher nicht der Weisheit letzter Schluss. Oft wäre eine abgespeckte RPi-Version besser, also ohne den ganzen nicht in dieser Anwendung genutzten Kram.
Spätestens an dieser Stelle ziehen oft dunkle Wolken auf. Das Abspecken eines RPi-Boards ist nämlich nicht nur gar nicht so einfach, sondern vor allem ziemlich teuer. Ein maßgeschneidertes RPi-Board wird deutlich größere Kosten verursachen, als ein in enormen Stückzahlen hergestelltes Standard-Board. Von daher wird der Prototyp faktisch preiswerter ausfallen als es das fertige Produkt sein kann, wenn man nicht das extrem unwahrscheinliche Glück hat, das Produkt ebenfalls in enormen Stückzahlen herstellen und absetzen zu können. Aus diesem Grund wird sowohl der Business-Plan als auch die damit verbundenen Träume schnell zu virtuellem Schall & Rauch. Und der eben noch enthusiastische Maker kann mit seinen Planungen noch einmal von vorne anfangen und sich eine Plattform aussuchen, die realistischer für die Herstellung seiner zukünftigen Produkte ist.

Also besser intensiv Denken vor schnellem Handeln (und vorschnellem Träumen).