Beim sogenannten Human Brain Project (HBP) handelt es sich um ein Großprojekt der EU, das möglicherweise einen ähnlich tiefgreifenden Einfluss auf die Menscheit haben wird wie einst das amerikanische Manhattan Project während des zweiten Weltkriegs. Ziel ist es, bis zum Jahre 2023 tatsächlich ein künstliches Gehirn zu bauen. Schon seit 2013 laufen die Vorarbeiten dieser Realität anstrebenden Science Fiction.

Diese Woche fand das erste Jahrestreffen an der Universität Heidelberg statt, andem die ersten Fortschritte berichtet wurden. Das auf 10 Jahre veranschlagte Human Brain Project wird von der EU mit 1 Milliarde Euro gefördert. Zunächst soll ein menschliches Gehirn auf einem „normalen“ Supercomputer simuliert werden und dann eine spezielle Hardware gebaut werden, welche die neuronalen Funktionen emulieren kann. Angepeilt wird dann der industrielle Bau künstlicher Gehirne, die so preiswert sind, dass sie traditionelle Supercomputer mit von-Neuman-Architektur in den Schatten stellen.

Bislang kooperieren 100 akademische und industrielle Partner aus mehr als 20 Ländern. Begonnen wurden bereits die Rekonstruktion von Gehirnfunktionen auf mehreren biologischen Ebenen und die Analyse von klinischen Daten bezüglich Gehirnerkrankungen. Geplant ist der Bau von sechs funktionsfähigen Einheiten schon im Jahre 2017.

Eines der Highlights des Treffens war eine Gehirnsimulation, die vom Neocortex auf das Cerebellum übertragen wurde. Es wurde eine virtuelle Plattform für neurorobotische Prototypen geschaffen, die zu Verhaltensuntersuchungen mit virtuellen Körpern ausgestattet werden können. Einige neuromorphe Chips konnten heute schon Aufgaben lösen, die bislang Menschen vorbehalten waren. Außerdem wird ein höchstauflösender Human Brain Atlas auf zellurärer 3D-Ebene aufgebaut. Wir können also gespannt sein, was uns als Nächstes erwartet.

Bild: Human Brain Project