Sieht merkwürdig aus und könnte doch (bald) Realität werden: Ein elektrisch angetriebener LKW samt Oberleitung auf einer Autobahn. Es gab schon Experimente im Hafen von Los Angeles, doch dieses neue geplante Vorhaben von Scania, Siemens und dem Bundesumweltministerium auf einer 60 km langen Teststrecke nördlich von Berlin hat andere Größenordnungen. Fahren sollen dort eine Art Mischung aus E-Lok und LKW mit einem hybriden Antrieb gestützt auf Oberleitung, Akku und Diesel.

Da Akku heute noch lange nicht die Kapazität haben, schwere Fahrzeuge über längere Strecken versorgen zu können, hat Siemens die alte Oberleitungstechnik hervorgekramt, die schon seit Jahrzehnten zuverlässig elektrische Loks antreibt. Doch LKWs können nicht gänzlich auf den Dieselmotor verzichten. Zusammen mit dem LKW-Hersteller Scania hat Siemens einige unterschiedliche Varianten mit elektrischen und Diesel-Antrieben entwickelt und getestet. Je nach Akku-Auslegung und der Leistung der Elektromotoren können LKWs unterschiedlich lange Strecken rein elektrisch zurück legen, wenn keine Oberleitungen in Reichweite sind. Sind höhere Leistungen erforderlich, wie sie z. B. beim Überholen anderer LKWs oder langsamer Fahrzeuge benötigt werden, wird der Dieselmotor zugeschaltet und die Stromabnehmer werden heruntergefahren, um die Spur wechseln zu können. Nachdem der Überholvorgang abgeschlossen ist, kehrt der LKW wieder auf die rechte Spur zurück und der Stromabnehmer fährt wieder aus, um die Energie von der Oberleitung zu beziehen.

Der geplante Testbetrieb wird dann zeigen, ob dieses Konzept in den normalen, öffentlichen Betrieb einer Autobahn integrierbar ist. Überlegungen werden schon bezüglich langer Autobahnstrecken oder zur Anbindung von Häfen an einen Bahnhof angestellt. Wie so oft bei technischen Fortschritten spielt die Ökonomie eine entscheidende Rolle: Die Ausrüstung einer Autobahn mit Oberleitungen wird etwa 2,5 Millionen € pro Kilometer kosten.