Im reifen Alter von 11 Jahren erlebte ich 1960 zum ersten Mal bewusst den Eintritt in ein neues Jahrzehnt. Ich war in der fünften Klasse und wurde durch Artikel im Weekly Reader, unserer Grundschulzeitung, regelmäßig mit Vorhersagen über große Fortschritte in der Wissenschaft in den 1960er Jahren konfrontiert. Nachdem ich mich in die elektrische und elektronische Kommunikation verliebt hatte, als ich einen funktionierenden Telegrafen bauen sollte und schon das Walkie-Talkie von Captain Midnight im Samstagmorgen-Fernsehen gesehen hatte, war ich mir des Optimismus bewusst, mit der die Ablösung der Röhrentechnologie durch Transistorschaltungen vorausgesagt wurde.
 

Röhrentechnik in den 60er Jahren 

1960 waren die meisten Hi-Fi-Fans schon von Mono auf Stereo umgestiegen, und auch die Normalbevölkerung zog dies zumindest in Erwägung. Ich gewöhnte mich an den „dünneren“ Klang des neuen Tischradios mit GE-5-Röhren- mit Bakelit-Gehäuse, das unser altes Arvin-Radio ersetzt hatte, und hörte abends nach dem Zubettgehen Mittelwellen-Rocksender aus mehreren entfernten Staaten auf meinem neuen 6-Transistor-Westentaschen-Radio. Meine Ausbildung in Sachen Hi-Fi machte mit dem Elektronik-Katalog Allied Radio ihren Anfang.

Durch die Zeitschrift Popular Electronics wurde ich mit elektronischen Schaltungen und Leistungsangaben von Stereoanlagen vertraut. Die Verstärkerleistung für Stereoanlagen wurde als Summe des linken und rechten Kanals angegeben, so dass ein 20-W-Verstärker heute mit „10 W pro Kanal“ durchgehen würde. Die Leistungsangaben variierten von Hersteller zu Hersteller: Einige gaben die „Spitzenleistung“ an (etwa das Doppelte der Durchschnittsleistung), andere die „Musikleistung", die angeblich die maximale Hörlautstärke bei erträglicher Verzerrung berücksichtigte. Einige wenige gaben die „RMS-Leistung“ an - eigentlich eine falsche Bezeichnung, die besser „effektive Leistung“ heißen müsste, da sie das Produkt aus Effektivspannung und Effektivstrom bezeichnet, das der Verstärker abgeben konnte. Die meisten Röhren waren alte Bekannte aus den 1940er Jahren, wie z.B. die Doppeltriode 12AX7 von 1947, aber einige der Ausgangsröhren waren neuer. Für Verstärker mit geringer Leistung reichten ein Paar 7408er im Gegentakt (pro Kanal). Dabei handelte es sich im Wesentlichen um 6V6GT-Exemplare, die für die maximale Leistung ausgelegt waren, was zu einer höheren Anodenspannung und Strombelastbarkeit führte. Verstärker mit höherer Leistung verwendeten in der Regel den Typ 6L6GC aus den späten 1950er Jahren. Die durchschnittliche Dauerleistung für einen Gegentaktverstärker erreichte damit immerhin etwa 50 W pro Kanal.
 

Transition from tube equipment to the transistor.
Der Übergang von großen Röhrengeräten zu kleinen Transistorgeräten fand hauptsächlich in den 1960er Jahren statt.

Der bei weitem größte Markt für Röhren in den frühen 1960er Jahren waren Fernsehgeräte. Daher waren die meisten neuen Röhrenmodelle dieses Jahrzehnts für Fernseher gedacht. Die Compactrons wurden 1961 als neue Röhrenfamilie von GE eingeführt. Sie hatten einen 12-poligen Duodecar-Sockel aufgebaut und vereinten mehrere Funktionen in einem Gehäuse. Sie waren quasi das für Röhren, was ICs bei Transistoren sind. Die beiden Beam-Power-Compactrons 6JN6 und 17JN6 wurden als Audio-Leistungsverstärker eingesetzt, wobei ein Gegentakt-Paar etwa 20 W pro Kanal lieferte. Die Leistungspentode 7868 wurde in den 1960er Jahren als weitere neue Leistungsröhre, , eingeführt. Diese oft falsch als Compactron bezeichnete Röhre im T9-Format und scheint Compactrons bezüglich Größe zu ähneln, ist aber genau das nicht. Sie hat einen 9-poligen Novar-Sockel anstelle des Duodecar-Sockels. Die Strahlpentode 7027 erschien ebenfalls in den 1960er Jahren. Sie hat eine ähnliche Leistung wie die 6L6GC, aber eine andere Pin-Belegung.
 

Transistortechnik in den 60er Jahren 

Obwohl der Spitzentransistor 1947 und der Sperrschichttransistor 1948 erfunden wurden, wurden eher die 1960er als die 1950er Jahre zum „Jahrzehnt des Transistors“. Der Hauptgrund dafür waren Fortschritte in der Materialwissenschaft, durch die sich Transistoren so preiswert herstellen ließen, dass sie mit Röhren konkurrieren konnten.

Bipolare Transistoren werden aus zwei Arten von Halbleitermaterial hergestellt. Reine Halbleiter - ob Germanium, Silizium, Selen, Gallium, Galliumarsenid, Galliumarsenidphosphid oder was auch immer - leiten Strom nur schlecht. Das liegt nicht daran, dass sie nur über eine begrenzte Anzahl an Ladungsträgern verfügen. Wenn eine Vakuumröhre eingeschaltet wird, werden Elektronen (negative Ladungsträger) aus der erhitzten Kathode freigesetzt und von der positiv geladenen Platte angezogen. Nur unter extremen Bedingungen wird der Strom durch die verfügbaren Elektronen begrenzt. Daher werden dem Halbleitermaterial von Transistoren Verunreinigungen hinzugefügt, die zusätzliche Ladungsträger liefern: Elektronen vom N-Typ und „Löcher“ (Leerstellen in Elektronenbahnen) vom P-Typ. Ein Transistor besteht aus zwei PN-Dioden, die Rücken an Rücken angeordnet sind. Darum gibt es PNP- und NPN-Transistoren.

Ursprünglich wurden Halbleiterbauelemente in Analogie zu Röhren verstanden: Der Emitter entsprach der Kathode, die Basis dem Gitter und der Kollektor der Anode. Es gibt jedoch zwei entscheidende Unterschiede zwischen dem Betrieb von Transistoren und Röhren:

  • Wenn die richtige Spannung an Kathode und Anode angelegt wird, leitet eine Röhre gut, was zu einem großen Anodenstrom führt. Die Röhre ist leitet also normalerweise. Ein Transistor hingegen ist normalerweise gesperrt: Erst muss durch die Emitter-Basis-Diode in Durchlassrichtung (ein kleiner) Strom fließen, damit der Transistor leitet. In einem Transistor fließt auch ohne Basisstrom ein kleiner Leckstrom, der als Abschaltstrom (collector cutoff current, ICB0) bezeichnet wird.
  • Da es sowohl PNP- als auch NPN-Transistoren gibt, kann die Versorgungsspannung (B+ in Röhrenterminologie) entweder positiv gegenüber Masse (beim NPN-Transistor) oder negativ gegenüber Masse (beim PNP-Transistor) sein. Ein NPN-Transistor kann also typische Emitter-, Basis- und Kollektorspannungen von 0 V, 0,6 V und 12 V haben. In einer PNP-Transistorschaltung wären Basis- und Kollektorspannung negativ.
 
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Bei Leistungsverstärker gab es mehrere Konstruktionsphasen.

Die Grundschaltungen von Transistoren wurden ebenfalls in Analogie zu Röhrenschaltungen entwickelt. Transistoren in Emitter-, Basis- und Kollektorschaltung (Emitterfolger) entsprechen Röhren in Kathoden-, Gitter- und Anodenschaltung (Kathodenfolger). Ursprünglich wurden Emitterschaltungen in Leistungsendstufen verwendet - sowohl einzeln als auch im Gegentakt. Obwohl Transistoren in Emitterschaltung niederohmigere Lasten als Röhren in Kathodenschaltung treiben konnten, waren anfangs auch für Transistor-Leistungsverstärker immer noch Ausgangsübertrager erforderlich. 1953 schlug Sziklai einen komplementären und symmetrischen Leistungsverstärker vor, der einen NPN-Transistor als „oberes“ aktives Bauelement in einer Art Totempfahl-Anordnung mit einem PNP-Transistor als „unterem“ Bauelement vorsah. Beide Transistoren waren als Emitter-Folger geschaltet, hatten also eine hohe Stromverstärkung, aber eine Spannungsverstärkung von nur etwa eins. Diese Endstufen konnten direkt 8-Ω- oder sogar niederohmigere Lautsprecher ansteuern. Die notwendige Spannungsverstärkung wurde durch vorgeschaltete Stufen geliefert. Wir Hobby-Elektroniker waren begeistert von der Aussicht auf transformatorlose Leistungsverstärker. Allerdings gab es damals noch keine komplementären NPN- und PNP-Transistoren mit den erforderlichen gleichartigen Eigenschaften, sodass die Schaltung lediglich von theoretischem Interesse war. 1963 aber stellte Donald Charles Scouten einen quasi-komplementäre symmetrische Leistungsverstärker vor. Er verwendete ein normalen NPN-Darlington-Paar und ein Sziklai-Paar (Komplementär-Darlington) anstelle eines NPN- und eines PNP-Ausgangstransistors der originalen echten komplementärsymmetrischen Schaltung. Die Eingangsstufe des Darlingtons war ein NPN-Transistor und die Eingangsstufe des Sziklai-Paars ein PNP-Transistor. Diese Anordnung ersetzte die damals fehlenden parametrisch abgestimmten, komplementären NPN- und PNP-Transistoren. Es gar aber das Problem, dass der Ausgangstransistor des Darlingtons als Emitterfolger geschaltet war, während er beim Sziklai-Paar in Emitterschaltung betrieben wurde. Impedanzen und Verstärkungen dieser beiden Anordnungen stimmten daher nicht überein, so dass der quasi-komplementärsymmetrische Ausgang trotz starker Gegenkopplung nicht ganz linear war.

Obwohl heute die meisten Transistoren aus Silizium hergestellt werden, waren Germaniumtypen in den Anfängen wesentlich preiswerter und daher weiter verbreitet. Obwohl man wusste, dass Silizium fünf Vorteile gegenüber Germanium hatte, dauerte es einige Jahre, bis die Fertigungstechniken zur Herstellung von Siliziumtransistoren weit genug entwickelt waren. Zu den Vorteilen von Siliziumtransistoren gehörten:
 
  • Geringerer Leckstrom ICB0.
  • Geringere Temperaturempfindlichkeit des Kollektorstroms; daher größere thermische Stabilität.
  • Größere Toleranz gegenüber hohen Temperaturen.
  • Höhere inverse Spitzenspannungen.
  • Preiswerteres Ausgangsmaterial.

Die erforderliche Spannung, um einen nennenswerten Strom durch den Basis-Emitter-Übergang fließen zu lassen, beträgt jedoch 0,6…0,7 V für Silizium gegenüber den typischen 0,2…0,3 V bei Germanium. Silizium wurde daher als überlegen betrachtet. Mitte der 1960er Jahre hatten Siliziumtransistoren die Germaniumtransistoren weitgehend ersetzt.

Frühe transistorisierte Gegentakt-Leistungsverstärker wurden von kritischen Hörern häufig kritisiert, weil noch keine stabile Methode entwickelt worden war, welche die Wärmeempfindlichkeit von Transistoren kompensiert hätte. Infolgedessen kam es bei Halbleiter-Endstufen häufig zu Verzerrungen in der Übergangsphase, die besonders bei niedrigen Hörpegeln störend war. „Richtige“ komplementärsymmetrische Ausgangsstufen wurden erst in den 1970er Jahren üblich, als temperaturstabile Ruheströme mit geringer Übernahmeverzerrungen entwickelt waren.

Die Verzerrungsprobleme von Halbleiterverstärkern waren jedoch noch nicht überwunden. Der finnische Forscher Matti Otala veröffentlichte 1970 in der Fachzeitschrift IEEE Transactions on Audio and Electroacoustics einen Artikel, in dem er die transiente Intermodulationsverzerrung (TIM) in Audioverstärkern beschrieb. Obwohl sie nicht auf Halbleiterverstärker beschränkt war, waren Röhrenverstärker in der Praxis im Allgemeinen weniger anfällig für diese Verzerrungsform. Innerhalb weniger Jahre nach der Veröffentlichung wussten die meisten Verstärkerentwickler, wie man TIM vermeiden konnte, und Halbleiterverstärker konnten endlich - zumindest was Messungen anging - mit Röhrenverstärkern in Sachen Klang konkurrieren.
 
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Die Entwicklung integrierter Schaltungen in den 60er Jahren 

Integrierte Schaltungen gab es zu Anfang als „Mikromodule“, aufgebaut auf Keramiksubstraten. Jack Kilby von Texas Instruments demonstrierte 1958 das erste funktionierende Modul einer integrierten Hybridschaltung. Im Jahr 1959 erfand Robert Noyce, ebenfalls von TI, das monolithische IC, das aus Silizium hergestellt wurde. Diese frühen integrierten Schaltungen enthielten nur wenige Transistoren: Ab 1964 erreichte die Small-Scale-Integration zehn oder weniger aktive Bauelemente. MSI-ICs (Medium-Scale-Integration) kamen ab 1968 dann immerhin auf 10…500 Transistoren.
 

Radio: Mittelwelle und UKW

Obwohl das UKW-Radio bereits 1933 erfunden wurde, kannte ich 1960 nur eine einzige Familie, die bereits ein UKW-Gerät besaß (Hinweis: in Europa war die Situation anders). Viele Rundfunkanstalten besaßen sowohl Mittelwelle- als auch UKW-Lizenzen, und die meisten übertrugen ihre Programme sowohl in beiden Bändern, so dass es für die Hörer kaum einen Anreiz gab, aufwändigere Empfänger zu kaufen. Der Vorteil von UKW bestand lediglich in geringerem atmosphärischem Rauschen. Die Einführung von UKW-Stereo in den USA im Jahr 1961 allerdings verlieh der UKW-Technik zusätzlichen Auftrieb. Schon um 1970 waren UKW-Stereo-Radios sehr beliebt - ich hatte sogar eines in meinem neuen Auto!
 

Tischradios für zu Hause 

1960 war der sogenannte „All-American Five“ bzw. AA5, ein Superheterodyn-AM-Empfänger, der Renner unter den kleinen Tischradios für zu Hause. Diese Radios verwendeten einen Konverter (kombinierter Oszillator und Mischer), einen ZF-Verstärker, einen Detektor/Vorverstärker, einen Leistungsverstärker und einen Einweggleichrichter. Die Röhrenheizungen waren in Serie geschaltet und die Netzspannung wurde direkt aufs innere Metallchassis gelegt, wodurch der Trafo entfiel und die Produktionskosten gesenkt wurden. Es gab auch andere Ausführungen mit vier Röhren (entweder wurde der Röhrengleichrichter durch einen Selengleichrichter ersetzt oder der ZF-Verstärker entfiel), sechs Röhren (entweder wurde ein HF-Verstärker hinzugefügt oder eine Gegentakt-Ausgangsstufe eingebaut) oder acht Röhren (eine Kombination aus HF-Verstärker, Gegentakt-Ausgangsstufe und/oder zwei ZF-Stufen). Da diese letzteren Ausführungen jedoch teurer waren, wurden sie in weitaus geringeren Stückzahlen verkauft als der AA5.

Tube to transistor: Radios shrank in size
Funkgeräten schrumpften.

Mein Westentaschenradio war das einzige Transistorradio, das ich (abgesehen von Autoradios) in den 60er Jahren besaß. Ein Grund für den langsamen Übergang zur Transistortechnologie bei Heimradioempfängern war der begrenzte Frequenzgang der frühen Transistoren, die sich zwar gut für Audioanwendungen eigneten, aber bei HF nicht besonders gut waren.

In den späten 1960er Jahren stellte der Hi-Fi-Hersteller Fisher das UKW-Tischradio Modell 100 vor, ein Transistorradio mit separaten Bass- und Höhenreglern und einem hochwertigen Lautsprecher sowie einer Anschlussmöglichkeit für einen externen Lautsprecher, der separat verkauft wurde.
 

Autoradios

Die Ausführungen zu Tischradios gelten weitgehend auch für Autoradios der 1960er Jahre. Die Faktoren Größe und Gewicht sowie die Notwendigkeit einer elektromechanischen Stromversorgung per „Zerhacker“ für die Röhrenveranlassten die Automobilhersteller jedoch dazu, Transistormodelle anzubieten. Tatsächlich führten Chrysler und Philco 1955 ein reines Transistor-Autoradio als Option für 150,00 $ für die Oberklasse-Autos von Chrysler und Imperial ein.

In den frühen 1960er Jahren begannen einige Hersteller, transistorisierte Radios anzubieten. Die meisten dieser Geräte waren noch Hybridgeräte, die Röhren verwendeten - manchmal sogenannte „Raumladungs-Röhren“, die so konstruiert waren, dass sie mit einer 12-V-Versorgung betrieben werden konnten, was die einen Zerhacker samt Trafo überflüssig machte. In den ersten Hybridmodellen wurden Röhren als HF-Verstärker und/oder -Demodulatoren eingesetzt, da sie bei HF besser waren als Transistoren. Einige Geräte verwendeten unsymmetrische Germanium-Leistungstransistoren in Emitterschaltung mit einem Ausgangstrafo zur Ansteuerung von Lautsprechern mit 8…16 Ω. Das Becker Monte Carlo von 1963 war das erste reine Transistor-Autoradio.
 

Kleine tragbare Radios 

Tragbare Radios werden dank Edwin Armstrongs Modell seit 1923 hergestellt. 1925 erschien sogar ein einröhriges „Taschenradio“ mit 36 cm Länge und einem Gewicht von 2 kg. Dieses kleinste tragbare Röhrenradio war jedoch zu groß, um wirklich interessant zu sein. Aber 1960 waren transistorisierte „Westentaschen-Taschenradios“ seit ihrer Einführung 1954 durch Regency und Texas Instruments erhältlich, aber sehr teuer. Anfang der 1960er Jahre sanken die Preise für solche Radios, und es kamen weitere Modelle auf den Markt, darunter auch einige größere, deren Klangqualität durch Lautsprecher mit einem Durchmesser von bis zu 10 cm besser war als bei den Westentaschenmodellen.

Das Playtape war ein Zweispur-Tonbandgerät, das 1966 von Frank Stanton entwickelt und als tragbares Musikabspielgerät und Diktiergerät vermarktet wurde. Die proprietären 24-Minuten-Kassetten spielten in der Regel zwei oder vier Lieder in einer Endlosschleife ab. Das Playtape war bei Jugendlichen sehr erfolgreich, wie ich in Popular Electronics gelesen hatte. Kommerziell wurde es jedoch vom Achtspur-Player verdrängt.
 

UKW-Konverter, Hi-Fi-Tuner und Hi-Fi-Tuner-Verstärker (Receiver)

Audiophile gehörten zu den ersten, die das UKW-Radio aufgrund seines besseren Klangs und größeren Rauschfreiheit annahmen. Eine Technik, die anfangs von gelegentlich für den Empfang von UKW-Sendungen verwendet wurde, war der Einsatz eines UKW-Konverters - im Wesentlichen ein UKW-Tuner, der das Signal auf das VHF-Fernsehband umsetzt.

Home stereo systems
Stereoanlagen entwickelten sich von einzelnen Geräten zu Receivern.

1960 waren Kombinationen aus Röhren-Hi-Fi-Tuner und integrierten Verstärkern (heute als Receiver bekannt) beliebt, und es gab damals etliche Zeitschriftenartikel, die diskutierten, ob ein Anfänger einen separaten Vorverstärker, Verstärker und Tuner oder besser einen Receiver wählen sollte. Dabei ging es nicht in erster Linie um die Qualität, sondern um die Flexibilität für den Fall, dass man in Zukunft aufrüsten wollte. Natürlich gab es zu Beginn des Jahrzehnts nur Röhrenempfänger, aber 1969 waren praktisch alle neuen Empfänger mit Halbleitern bestückt. Mit dem Altec-Lansing 711B enthielt mindestens ein Fabrikat ICs im ZF-Bereich.
 

Fernsehen

Sony stellte 1960 den ersten vollständig transistorisierten Fernseher ohne Projektion vor. In den 60er Jahren wurden die meisten aktiven Bauteile in Fernsehgeräten durch Halbleiter ersetzt, so dass am Ende des Jahrzehnts nur noch die Bildröhre, der Hochspannungsgleichrichter und der Hochspannungsregler mit Röhren operierten.

Als ich 1962 in die High School kam, hatte ich bereits ein kritisches Gehör und merkte, dass die TV-Audiotechnik zu einer Ödnis geworden war, mit leistungsschwachen, simpelsten Audio-Endstufen und extrem billigen Lautsprechern. Die Fernsehsender legten wenig Wert auf die Audioqualität, boten einen begrenzten Frequenzgang und beschnitten den Ton, anstatt Kompressoren einzusetzen, um Übersteuerungen zu vermeiden. Wenn ein Vertreter der Audiopresse einen TV-Verantwortlichen auf die schlechte Tonqualität ansprach, lautete die Standardantwort: „Der Klang der TV-Geräte ist miserabel, warum sollten wir es also besser machen?“ Wies man Hersteller von Fernsehgeräten auf den schlechten Klang hin, antworteten sie häufig: „Die Sender liefern miserable Audiosignale, warum sollten wir also den Ton in den Geräten verbessern?“

Als zum ersten Mal ICs in Fernsehern auftauchten, wurden sie zunächst im Audiozweig eingesetzt. Leider wurde diese Änderung aus Kosten- und Marketinggründen vorgenommen und führte nicht zu einer Verbesserung der Tonqualität.
 

Plattenspieler

Obwohl die meisten tragbaren Plattenspieler der 60er Jahre Röhrengeräte waren, gab es auch einige transistorisierte Modelle von Delmonico, Dynex, Emerson, Granada und Philco. Diese wurden in erster Linie mit Blick bezüglich Tragbarkeit (geringe Größe und geringes Gewicht) und nicht auf hohe Wiedergabetreue optimiert.

Ein Blick in den Katalog von Allied Radio Electronics aus dem Jahr 1960 zeigt, dass damals nur röhrenbasierte Hi-Fi-Systeme erhältlich waren. 1963 enthielt der Katalog sowohl Röhren- als auch Transistor-Stereo-Geräte sowie mindestens einen Hybrid-Stereo-Receiver (Transistor/Nuvistor). Die Geräte von H. H. Scott und Fisher waren immer noch röhrenbasiert, aber Harmon-Kardon hatte einen 50-W-Stereo-Verstärker mit Transistoren und einen dazugehörigen FM-Stereo-Multiplex-FM-Empfänger im Angebot. McIntosh stellte 1961 mit dem MC250 einen Transistorverstärker mit 50 W/Kanal vor. Der C24 - McIntoshs erster Halbleiter-Vorverstärker - folgte 1964. Im Allied-Katalog von 1969 gab es immer noch sowohl Transistor- als auch Röhren-Hi-Fi-Geräte.
 

Verstärker für Musikinstrumente

Kommerzielle Gitarrenverstärker in Röhrenbauweise, deren Wurzeln bis in die 1920er Jahre zurückreichen, sind seit den 1930er Jahren erhältlich. Ihre Leistung reichte von anfangs wenigen Watt bis zu 50…60 W 1960. Verkaufsargumenten waren die Anzahl an Reglern und die Freiheit von Verzerrungen.

Obwohl Röhrenverstärker Ende der 60er Jahre etwas in Ungnade fielen, bevorzugten viele Blues-Musiker weiterhin ihren wärmeren Klang, was zu erneuter Popularität während der Southern-Rock-Ära führte, die von den Allman Brothers ab 1969 eingeleitet wurde.
 

Halbleiter-Verstärker 

 
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Lautere, schrillere Gitarrenverstärker kommen auf.

1961 brachte Standel mit dem Modell 82L15V den ersten kommerziellen Hybrid-Gitarrenverstärker auf den Markt, das einen transistorisierten Vorverstärker und eine 6DQ6-Endstufe mit 25 W kombinierte. Die Vanguard-Verstärker von Kay (1962) waren wahrscheinlich die ersten reinen Transistor-Gitarrenverstärker. Mitte der 60er Jahre führten mehrere Firmen Halbleiter-Verstärker ein. Die ersten Verstärker von Hartley Peavey waren Halbleiter-Verstärker, die im Gegensatz zu den damals üblichen Röhrenmodellen eine Ausgangsleistung von 200 W hatten. Kustom (1966) fand mit seinen Hochleistungs-Verstärkern mit gerollten und plissierten Naugahyde-Polstergehäusen einen Sweet Spot auf dem Markt. „Satisfaction“ von den Rolling Stones war 1965 an der Spitze der Hitparade, und plötzlich war „laut und verzerrt“ in. Der Aufschwung des Acid Rock förderte den Markt für leistungsstarke Halbleiterverstärker, und die „Halbleiter-Verzerrungen“ wurden hier Musikrichtung nicht als störend empfunden. So erfreuten sich Halbleiter-Verstärker in den 60er Jahren einer starken Nachfrage.
 

PA-Anlagen 

Die PA-Industrie hat ihren Ursprung hauptsächlich in den 1960er Jahren. Zu Beginn verfügten die meisten Schul- und Gemeindetheater, wenn überhaupt, nur über minimale Beschallungsanlagen. Um 1970 waren so gut wie alle neueren Systeme von Bogen, University oder DuKane mit Halbleitern bestückt.

Beschallungsanlagen in Sportstadien wurden in den 60er Jahren fast ausschließlich für Sprache konzipiert und bestanden oft aus einem Bogen-, University- oder Altec-Röhrenverstärker und zu vielen Druckkammer-Hornlautsprechern. Als ich 1970 meinen Abschluss an der Wake Forest University machte, hatte die Schule ein Full-Range-Horn-Cluster von Altec auf dem Sportplatz installiert, das von Transistorverstärkern gespeist wurde.

Als die Festival-Sound-Legende Bill Hanley zum ersten Mal mit dem Newport Jazz Festival in Verbindung gebracht wurde, bestand die Elektronik aus McIntosh-Röhrenmischern und 200-W-Verstärkern. Als Hanley 1969 das Soundsystem für Woodstock bereitstellte, verwendete er transistorisierte Mischpulte von Shure, Röhrenmischer von Altec und die 350-W-Hybrid-Endstufen MC3500 von McIntosh. Als Bühnenmonitore dienten die Transistor-Endstufen DC300 von Crown. Die meisten Lounge-Bands benutzten zu dieser Zeit Halbleiter-Power-Mixer von Peavey oder Kustom.
 

Schlussbemerkungen

Die 1960er Jahre waren eine schwierige Zeit für Elektronikliebhaber. Es wurde nicht nur eine völlig neue Technologie entwickelt oder gar zwei, wenn man ICs als separat zählt, sondern es gab auch neue Wege, Schaltungen zu entwerfen, und neue Probleme zu bewältigen (thermisches Durchgehen, Übernahme-Verzerrung, TIM-Verzerrung etc.), die eine ständige Aktualisierung des eigenen Wissens erforderten. Hinzu kam die öffentliche Akzeptanz von UKW-Radio und Stereoanlagen sowie die ständigen Diskussionen unter „Experten“ über die relativen Vorzüge von Stereo-Komponenten gegenüber Receivern, Röhren gegenüber Transistoren (und später FETs gegenüber BJTs). Es war wohl die beste und die schlechteste aller Zeiten.



Dr. Richard Honeycutt begann etwa 1965 mit der Reparatur elektronischer Geräte und erwarb 1969 seine Funk-Lizenz. Seit 1968 arbeitet er in Teilzeit in der Rundfunktechnik und in der Reparatur von Audioelektronik, zusätzlich zu seiner Vollzeittätigkeit im Bereich Akustik- und Audiosystem-Design und einer 20-jährigen Lehrtätigkeit im Bereich Elektronik an Hochschulen. Seine Bücher Acoustics in Performance (Elektor 2018) und The State of Hollow State Audio (Elektor 2020) sind bei www.elektor.de erhältlich.