Das menschliche Gehirn kann störende Empfindungen wie zum Beispiel unseren Herzschlag so stark unterdrücken, dass man es durchaus mit einem steilflankigen Filter vergleichen kann. Dieser noch relativ unbekannte Mechanismus verhindert, dass interne Geräusche des Körpers mit den aus der Außenwelt stammenden Geräuschen, die wir wahrnehmen, vermischt werden; ein Phänomen, das zum Teil auch mit Angststörungen in Verbindung gebracht wird.

Wissenschaftler der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) haben ein bestimmtes Gebiet im menschlichen Gehirn entdeckt, das für die Verarbeitung interner und externer Sinneseindrücke zuständig ist. Sie fanden heraus, dass visuelle Reize weniger gut wahrgenommen werden, wenn diese im Rhythmus des Herzschlags auftraten. Mit anderen Worten: Das Gehirn unterdrückt Informationen, die mit dem Herzschlag synchronisiert sind.

Nach Ansicht von Roy Salomon, Mitarbeiter des Labors kognitiver Neurowissenschaften (Laboratoire de neurosciences cognitives ) funktioniert unser Auge nicht wie eine Videokamera, die alle am Bildsensor (der Netzhaut) eintreffenden Informationen wahrnimmt. Unser Gehirn lässt uns vielmehr eine bestimmte Art von Information bewusst werden und unterdrückt dabei gleichzeitig andere Reize: Eine bestimmte Hirnregion, der Insuläre Cortex, überwacht die durch den Herzschlag verursachten Sinnesempfindungen. Externe Sinnesreize, die nicht mit diesem Rhythmus übereinstimmen, werden vom Insulären Cortex nicht abgeschwächt und daher vollständig wahrgenommen. Der Grund für diese selektive Blindheit ist noch unbekannt, aber einige Forscher haben dazu bereits interessante Ideen formuliert.