Mit etwas schwarzem Klebeband lässt sich jedes mit Kamera ausgerüstete Smartphone schnell in einen Strahlungsmesser umfunktionieren. Möglich macht dies die App "Radioactivity Counter" aus dem Android Market. Entwickelt wurde sie von Rolf-Dieter Klein gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum München. Eine Version für das iPhone soll in Kürze erscheinen.

 

"Jeder Kamerasensor reagiert auf Strahlung", erklärt Klein im Gespräch mit dem Newsletter "pressetext". "Normales Licht sind Photonen, Gammastrahlen sind Photonen mit erhöhtem Energiegehalt. Klebt man nun die Linse der Handykamera ab, so werden diese trotzdem registriert, da sie die Abdeckung durchschlagen." Die größten technischen Hürden, mit der die Entwickler zu kämpfen haben, sind das Grundrauschen der Chips und integrierte Bildverbesserungsmechanismen.

 

Radioactivity Counter muss je nach Gerät und Kameramodell individuell konfiguriert werden, dann sei sogar eine Messungenauigkeit im einstelligen Prozentbereich möglich, so der Entwickler. Unkonfiguriert liegt die Differenz bei 20 bis 40 Prozent.

 

"Die Motivation hinter der Entwicklung war der plötzliche Mangel an Geigerzählern nach dem Unglück in Fukushima", schildert Klein. "Wir haben uns gedacht: Da muss es doch auch einen anderen Weg geben." Das Umfunktionieren weit verbreiteter Geräte eröffnet ein großes Einsatzpotenzial für die Zukunft. "Die App könnte bei weiter Verbreitung hilfreich im Bereich der Dirty-Bomb-Detection oder beim Schutz von Großveranstaltungen sein", meint der Forscher.

 

Doch auch im Alltag lassen sich mit dem Radioaktivitäts-Aufspürprogramm interessante Experimente durchführen. So empfiehlt Klein beispielsweise alte Radium-Wecker, Uranglas-Vasen oder alte Kameras mit Thorium-Linsen unter die Lupe zu nehmen. Auch ein Scan des eigenen Essens könnte die eine oder andere Überraschung liefern, wie er selbst auf einem Trip in den Bayrischen Wald auf Video dokumentiert hat. Ebenso interessant sollen die Prüfergebnisse auf Interkontinentalflügen sein.

 

Die App liegt in einer Lite- und in einer Vollversion vor, beide sind kostenpflichtig und schlagen mit 1,29 bzw. 3,49 Euro zu Buche. Eine Version für das iPhone soll in Kürze folgen, für die Veröffentlichung im App Store fehlt nur noch die Freigabe von Apple. Auch eine professionelle Ausführung mit eigener Hardware ist in Planung, sie ist für den Einsatz im medizinischen und wissenschaftlichen Umfeld gedacht.

 

Quelle: www.pressetext.de

 

Radioactivity Counter (Vollversion) im Android Market:
http://bit.ly/RadCounter

 

Strahlungsmessung bei Pilzen (Video):
www.youtube.com/watch?v=GAWQ-YT8BvE

 

Website des Entwicklers:
http://hotray-info.de