Der Opulo LumenPnP (Abb. 1), der früher als Index PnP von Index Machines bekannt war, ist ein Selbstbau-Bestückungsautomat (PnP steht für „Pick and Place“ = Nehmen und Platzieren). Aber was ist ein Bestückungsautomat und was kann man damit machen? Im Wesentlichen platziert er Bauteile (in der Regel SMD-Komponenten) auf einer Leiterplatte, die anschließend verlötet werden sollen.

Solche Maschinen sind nützlich, wenn Sie mehr als nur ein Dutzend Platinen bestücken müssen. Ein solcher Automat ist zum Beispiel eine praktische Lösung, wenn Sie eine kleine Serie verschiedener Platinen herstellen müssen, für die ein Bestückungsservice mit seinen Einrichtungsgebühren zu teuer wäre.
 

Lumen PnP Machine - pick-and-place machine
Abbildung 1: Opulo LumenPnP

So hilfreich diese Bestückungsautomaten auch sein können, sie kosten in der Regel um die 5.000 $, benötigen viel Platz, und die Beschaffung von Ersatzteilen oder auch nur eines Reparaturhandbuchs kann sich schwierig gestalten. Beim Opulo LumenPnP ist das anders, und der Bausatz für die Maschine (Abb. 2) kostet etwa 1.200 $.

Opulo LumenPnP Kit - pick-and-place
Abbildung 2: Opulo LumenPnP Kit

Ich habe dieses Interview im April 2022 geführt und hatte die Gelegenheit, mit Stephen Hawes, dem Erfinder des LumenPnP, Geschäftsführer und Gründer von Opulo, zu sprechen.

Mathias Claußen: Das letzte Mal haben wir Ende 2020 miteinander gesprochen. Seitdem haben Sie Ihr Projekt zu Ihrem eigenen Unternehmen weiterentwickelt. Erzählen Sie uns etwas über sich. Was ist Ihr Hintergrund?

Stephen Hawes:
Ich war bei Formlabs, der Firma für Kunststoff-3D-Druck. Das war ein toller Job, denn ich gehörte zum technischen Support-Team, das heißt, ich musste herausfinden, wie man Probleme behebt, die bei den Maschinen vor Ort auftraten, und wie man das mit Hardware macht, die sich bereits bei jemandem im Unternehmen befindet. Vor Formlabs habe ich bei Deeplocal gearbeitet, einer Werbeagentur. Aber statt Plakate oder Fernsehwerbung zu machen, haben wir Prototypen und Dinge gebaut. Und manchmal musste ich in kaum mehr als einer Woche einen Roboter oder etwas Ähnliches bauen. Und dann bin ich um die ganze Welt geflogen, nach Indien, China, Japan, in die Niederlande und einfach überallhin, um sie zu Konferenzen und Ausstellungen zu bringen. Es war also wirklich ein gutes Spektrum, das ich durch diese beiden Jobs bekommen habe, um beide Enden der Produktionsskala zu sehen.

Claußen: Nach Ihrer Zeit bei Formlabs arbeiteten Sie also in Vollzeit an Ihrem Projekt, das damals noch Index PnP hieß?

Hawes:
Ja, Index Machines war der Firmenname. Ich habe das Unternehmen am 14. April 2021 gegründet. Das Ziel war, nachdem ich meinen Job gekündigt hatte, vom Erstellen von YouTube-Videos und deren Einnahmen leben zu können,  sowie das Unternehmen rund um den Verkauf von Bestückungsautomaten aufzubauen. Ich arbeitete für mich selbst und hatte meinen Freund mit dabei. Wir versuchten das Unternehmen aufzubaunen und die Bausätze auf den Markt zu bekommen.

Claußen: Was hat Sie denn ursprünglich dazu bewogen, diese Maschine zu entwickeln??

Hawes: Es begann mit einer Kickstarter-Kampagne im Jahr 2019 für eine leuchtende Fliege, die ich „Glowtie“ nannte. (Abb. 3). Ich musste nur etwa 100 Stück herstellen. Ich habe über 3000 Komponenten von Hand platziert. Ich habe recherchiert, wie man sie bei einem Bestückungsanbieter herstellen lassen konnte, so wie es viele Platinenhersteller anbieten. Aber das hätte meine Kosten mehr als verdoppelt. Dann habe ich überlegt, ob ich mir selbst einen Bestückungsautomaten zulegen sollte. Das Einzige, was mir wirklich hätte helfen können, hätte um die 10.000 $ gekostet, und das konnte ich mir auch nicht leisten. Es ist diese komische Zwischenstufe, wo man 500 bis 5000 Einheiten pro Jahr herstellt und wo es nicht viele wirklich gute Möglichkeiten gibt, Produkte in diesen kleinen Stückzahlen herzustellen. Als ich diese Dinger zusammenbaute, hatte ich das Gefühl, dass es eine Nische zu füllen gab. Also beschloss ich, mit der Arbeit daran zu beginnen – meinem Bestückungsautomaten.

Glow tie
Abbildung 3:  Stephen Hawes mit seiner Leuchtfliege „Glowtie“

Claußen: Wie ich sehe, sind Sie in ein neues Haus umgezogen und haben das typische Startup-Ding gemacht: Sie haben Ihr Unternehmen und all seine Sachen in Ihrer Garage untergebracht.

Hawes: Ganz genau. Die Miete, die ich in der Nähe von Boston gezahlt habe, war unglaublich hoch. Als ich für Formlabs arbeitete, hatte ich gespart, um ein Haus zu kaufen, und Immobilien in Pittsburgh, Pennsylvania (wo ich jetzt lebe) sind günstig sowie meine Hypothek ist auch günstig ist. Es hat sich alles gut zusammengefügt. Es ist ein bezahlbarer Platz, den ich von dem Geld von YouTube und meinem Patron-Unterstützern bezahlen konnte. Das war genau das, was wir brauchten, um voranzukommen und uns in die Lage brachte von meiner Garage aus arbeiten zu können. Manchmal kamen Verkäufer zu einem Meeting und wir saßen einfach auf ein paar Klappstühlen in meiner Garage und haben verzweifelt versucht, so professionell wie möglich zu wirken. Aber auf Klappstühlen in der Garage zu sitzen, ist eben nicht so professionell. Aber wir mussten diese Meetings haben, und wir haben es auch irgendwie hinbekommen. Es gab ein paar lustige Situationen wie diese.

Claußen: Da Sie durch Patreon unterstützt werden und alles auf GitHub zu finden ist – wie hat die Community geholfen, den Bestückungsautomaten zu verbessern?

Hawes: Die Community hat uns ein enormes Feedback gegeben. Der einfachste Weg, Feedback von der Community zu bekommen, sind die YouTube-Kommentare, und ich lese sie alle, aber ich habe nicht die Zeit, auf alle zu antworten. Viele Leute haben unglaublich gute Ratschläge, wie man Probleme lösen kann, mit denen ich zu kämpfen habe. Manchmal sage ich im Video einfach ganz offen: „Ich weiß nicht, wie ich das lösen kann – wenn jemand eine Lösung hat, lasst es mich bitte wissen.“ All diese anderen Leute, von denen viele einen Hochschulabschluss in Elektrotechnik oder Maschinenbau haben, haben wirklich gute Ideen, wie man Probleme lösen kann. Und sie schenken mir großzügig ihre Zeit, um mir diese Ideen zu vermitteln. Nicht nur durch YouTube-Kommentare, sondern auch durch GitHub-Pull-Requests, bei denen sie Änderungen am GitHub-Repository vornehmen und darum bitten, diese wieder in das Projekt einzubinden. Auch eine Fehlermeldung auf GitHub ist eine gute Möglichkeit. Damit lassen sie uns wissen, wenn es bei einem bestimmten Anwendungsfall der Maschine ein Problem gibt. Und dann haben wir einen großen Discord-Server mit etwa 2700 Leuten. Es ist eine aktive Community voller Maker, und die Leute, die die Bausätze gekauft haben. Sie geben uns jede Menge Feedback zum Design und liefern Änderungsvorschläge, Verbesserungen und alles Mögliche.

Claußen: Während Sie in der Garage saßen, sind Sie irgendwie an Investitionskapital gekommen. Haben Sie das angestrebt? Wie ist das passiert? Waren Sie einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort?

Hawes: Irgendwie schon. Ich wusste immer, dass ich ein Unternehmen rund um den Bestückungsautomaten aufbauen wollte. Aber ich hatte mir immer vorgestellt, dass es aus eigener Kraft schaffen würde. Und es würde so schnell gehen wie möglich, aber so langsam wie nötig, um es einfach auf der Grundlage der Verkäufe aufzubauen. Joel Spolsky, der Mitbegründer von Fog Creek Software, Stack Overflow und Trello, hat uns eine hervorragende Gelegenheit geboten und meldete sich bei uns. Er war ein Patreon-Unterstützer von mir, und das schon seit etwa einem Jahr. Und nachdem ich ein Video gemacht hatte, in dem ich sagte: „Hey, ich werde daraus ein Unternehmen machen und Bausätze verkaufen“, meldete er sich auf Patreon, um ein Business Angel zu werden. Und wir hatten eine ganze Reihe von Anfragen von Risikokapitalgebern erhalten. Aber viele von ihnen passten nicht zu unseren Zielen für das Projekt und zu dem, was wir mit dem Unternehmen machen wollen. Joel verstand, was wir taten, und wollte, dass es in dieser Richtung weiterging. Er ist ein wunderbarer Mensch. Deshalb haben wir beschlossen, es zu versuchen. Ich habe immer ein wenig gezögert, Risikokapital zu nehmen, weil ich das Gefühl hatte, dadurch die Kontrolle zu verlieren. Ich wollte nicht darauf verzichten, das Projekt offenzuhalten. Das war für mich unglaublich wichtig. Aber das Annehmen von Risikokapital bedeutet nicht zwangsläufig, dass man seine Ideale für das Unternehmen aufgeben muss. Es ist möglich, beides zu tun. Es hat mich viel Zeit und Überzeugungsarbeit gekostet, bis ich mich tatsächlich dafür entschieden habe. Aber es war fantastisch. Joel ist ein wunderbarer Mentor und Berater. Und wir sind so viel schneller gewachsen, als wir es sonst hätten tun können. Wir hatten das nicht angestrebt. Ich hatte vor, es aus sich selbst heraus zu finanzieren, bis er sich meldete.

Claußen: Da Ihr Gerät Marlin, die Firmware für 3D-Drucker, verwendet, konnten Sie eine Konfigurationsdatei für den LumenPnP zum GitHub-Repository des Projekts hinzufügen. Das macht den LumenPnP zu einem offiziell von Marlin unterstützten „3D-Drucker“. War es schwer, das Marlin-Projekt davon zu überzeugen, einen 3D-Drucker hinzuzufügen, der kein 3D-Drucker ist?

Hawes: Das ist eine sehr gute Frage. Nein, das war nicht schwer. Scott, der leitende Entwickler von Marlin, ist ein wunderbarer Mensch und sehr hilfsbereit und freundlich. Er hat uns fantastisch dabei geholfen, unsere Konfiguration in Marlin zu integrieren. Es gab aber einige Funktionen, die von Marlin nicht unterstützt wurden, etwa die Möglichkeit, über eine RS485-Schnittstelle bzw. von einer anderen seriellen Schnittstelle über einen RS485-Bus zu kommunizieren. Damals unterstützte Marlin das nicht. Aber wir haben einen Prototyp und wir arbeiten daran, dass dieser jetzt auch in den Upstream integriert wird. Mit Marlin kann man also eine Menge Dinge machen, die nicht explizit mit 3D-Druck zu tun haben. Es funktioniert wirklich hervorragend für eine Pick-and-Place-Anwendung.

Claußen:  Da Sie gerade RS485 erwähnen, kommen wir zur nächsten Frage über die Maschine, der Gurtzuführung. Die ist derzeit noch in der Beta-Phase kann aber schon für die Bestückung eingesetzt werden, und bald offiziell für die Maschine kommen. Wie sind Sie die Konstruktion für die Gurtzuführung angegangen? Sie müssen ja das Deckband vom Gurt abziehen und jeweils nur eine Komponente in die Maschine einführen.


Hawes: Es ist ein äußerst kniffliges Problem, das eigentlich sehr einfach zu sein scheint. Wenn man das Band nur vorwärtsbewegt, ist es nicht so schwer. Aber wenn man es auf plus/minus 100 bis 200 Mikrometer (0,1 bis 0,2 mm) genau machen muss, wird es zu einer echten Herausforderung, zusammen mit dem Abziehen der Folie. Auch was das einfache Entnehmen angeht. Die Spule muss gehalten werden, die Maschine muss eine Rückmeldung bekommen – eine Menge Dinge spielen da hinein. Als ich vor ein paar Jahren mit der Entwicklung anfing, hatte ich dieses riesige Dokument, in dem ich jedes einzelne existierende Feeder-Design untersuchte, das ich finden konnte. Ich sah mir an, wie dort vorgegangen wurde, welche Motoren verwendet wurden, wie die Kommunikationsprotokolle aussahen, wie sichergestellt wurde, dass die Bewegungsabstände stimmten, welche Encoder und optischen Sensoren zum Einsatz kamen – all solche Dinge. Ich habe quasi eine Bestandsaufnahme des aktuellen Stands der Technik bei Amateur-Feedern gemacht. Ich benutze es als umfassende Referenz und habe es ständig geöffnet, wenn ich an den Feedern arbeite. Wir haben eine Menge gelernt, indem wir eine Handvoll Prototypen gebaut und verschiedene Dinge ausprobiert haben. Im Moment funktionieren die Feeder, und wir können sie in der Produktion einsetzen. Aber ich versuche, die Zuführung zuverlässiger und gleichmäßiger zu machen. Der aktuelle Stand ist schon eine enorme Verbesserung, aber es ist noch nicht so weit, dass wir uns gut damit fühlen würden, es zu verkaufen. Alle Quellen sind immer noch online verfügbar, Sie können es herunterladen und selbst nachbauen, wenn Sie möchten. Aber wir werden noch einige Optimierungen vornehmen, bevor wir es auf den Markt bringen. Der Blick auf andere Entwürfe ist eine unglaublich gute Möglichkeit, um zu sehen, wie andere Menschen Probleme gelöst haben. Es gibt so viele Variablen, die vorgeben, wie man es bauen muss. Aber es hat Spaß gemacht, daran zu arbeiten. Und wir werden hoffentlich bald eine gute, stabile Version herausbringen.


Claußen: Sie verwenden immer noch einen AVR auf dem Feeder. Wenn Sie jetzt neu anfangen würden, würden Sie einen Raspberry Pi RP2040 dafür in Betracht ziehen?

Hawes: Wir verwenden derzeit keinen AVR mehr. Für einige der neueren Versionen des Feeders sind wir auf einen STM32 umgestiegen. Den RP2040 haben wir uns angesehen, vor allem, weil er so gut verfügbar ist. Der aktuelle Halbleitermangel war für uns eine ziemliche Herausforderung. Die Verfügbarkeit ist ein wichtiger Faktor. Ich bin gerade dabei, Änderungen an der Platine des Feeders vorzunehmen. Und der RP2040 ist etwas, das ich in Betracht ziehe. Es gibt ein paar sehr spezifische Dinge, die wir für den Mikrocontroller brauchen. Wir brauchen eine 96-bit-UID, die zur Authentifizierung in den Chip geätzt wird. So können wir nachverfolgen, welcher Feeder welcher ist, also welche tatsächliche Hardware-Einheit. Das ist ein wichtiger Teil unseres Protokolls. Man kann die Feeder zwischen den verschiedenen Slots austauschen, und die Maschine kann nachverfolgen, welcher wohin gegangen ist, was ziemlich genial ist. Es gibt also eine Reihe von Anforderungen, die wir dort haben. Aber der RP2040 ist definitiv etwas, das wir für die Feeder-Platinen in Betracht ziehen.

Claußen: Die Konstruktionsdateien für die Maschine sind auf GitHub. Jeder kann die Maschine anhand der aktuellen Dateien nachbauen. Werden Sie bei dem Unternehmen, das Sie gegründet haben, weiterhin diesen offenen Ansatz verfolgen? Oder werden Sie irgendwann sagen, dass Sie Geld verdienen müssen, und diese Offenheit aufgeben?

Hawes: Nein, wir sind fest entschlossen, dieses Projekt quelloffen zu halten. Es würde nicht existieren, wenn es nicht Dutzende von anderen Open-Source-Projekten gäbe und so viel Unterstützung. Und damit meine ich nicht einmal einen idealistischen, sondern einen pragmatischen Ansatz. Die Menge an Feedback aus der Community war unglaublich, was nicht möglich wäre, wenn es nicht Open Source wäre. Selbst wenn man die Quelloffenheit nur rein pragmatisch betrachtet, ist es ein eindeutiger Gewinn. Es gibt aber auch das Ethos der Sache, weshalb ich es für wichtig halte, Hardware offenzuhalten. Ich denke, dass es unglaublich wichtig ist, Dinge zu veröffentlichen. Wenn jemand ein Problem mit der Platine beheben möchte, kann er sich den aktuellen Entwurf ansehen und es tun. Letztendlich ist es mein Ziel, die Herstellung eigener bestückter Platinen zu erleichtern. Das ist es, was ich zu erreichen versuche. Wenn die Leute nicht das Geld haben, eine von uns zu kaufen, können sie sie selbst bauen. Ich will, dass sie es tun, ich will, dass sie die Maschine haben. Das ist das Wichtigste für mich. Natürlich möchte ich, dass Opulo weiterarbeitet. Wir sind die treibende Kraft hinter dem Projekt, und wenn es uns noch gibt, tragen wir noch zu diesem Ziel bei. Aber ich möchte es einfacher machen, eigene Schaltungen herzustellen. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir dieses Ziel erreichen können, wenn wir es quelloffen halten.

Claußen: Was den Verkauf Ihrer Bausätze angeht ... Jeder könnte die Maschine nachbauen oder billige Nachbauten herstellen. Es gibt Unternehmen, die gut darin sind, Hardware zu kopieren und sie mit schlechter Dokumentation zu verkaufen.

Hawes: Nachahmungen gehören dazu, wenn man in der Hardware-Industrie arbeitet. Und ich glaube tatsächlich, dass es sie auch geben würde, wenn wir nicht Open Source wären. Ich glaube nicht, dass Open Source zwangsläufig dazu führt, und es wird so oder so passieren. Aber ich sehe Nachahmungen nicht als etwas so Schreckliches an, wie viele andere Leute das nach meinem Eindruck tun. Nachahmung bedeutet, dass es einen Markt für dieses Produkt gibt und dass die Leute dieses Produkt haben wollen. Und wenn es Nachahmer gibt, bedeutet das, dass andere Menschen ein Gerät bekommen, das ihnen hilft. Nun, ich kann nichts über die Qualität sagen und darüber, wie gut es funktioniert und wie gut es unterstützt wird. Ich denke, Opulo wird sich dadurch abheben, dass wir eine unglaublich gute Dokumentation haben, dass wir ein Kundensupport-Team haben und dass wir auch diejenigen sind, die die meisten Änderungen, Aktualisierungen und Innovationen an diesem Desktop-Bestückungsautomaten vornehmen. Wenn Sie sich für ein Opulo-Gerät entscheiden, bedeutet das, dass Sie von einer Menge zukünftiger Updates und neuer Funktionen profitieren und eine viel bessere Benutzerfreundlichkeit erreichen werden. Nachahmungen sind unvermeidlich. Wir sind uns bewusst, dass so etwas passieren kann. Aber es ist auch ein Teil dieses Geschäfts. Wir werden es nehmen, wie es kommt, und sehen, was passiert.

Claußen: Sie versuchen ja jetzt, die Produktion hochzufahren, aber es ist nicht mehr so einfach wie vor zwei Jahren, Teile zu bekommen, insbesondere solche mit einem STM-Stempel darauf. Wenn Sie überhaupt welche bekommen, denke ich, dass sie teuer geworden sind?

Hawes: Sie sind sehr teuer geworden. Der Hauptchip auf unserem Motherboard ist ein STM32F407. Als wir es entwickelt haben, lag der Einzelpreis etwa bei 3,89 $. Aber jetzt liegt er bei 32 $. Das ist Wahnsinn – ich glaube, 100 Stück kosten aktuell 16 $ pro Stück. Ein astronomischer Anstieg der Preise. Als das passierte, mussten wir ein paar Dinge neu bewerten. Aber ehrlich gesagt, war das eine zweitrangige Überlegung. Das Problem war meist, ob wir sie überhaupt bekommen konnten. Wir haben jetzt unser gesamtes Inventar in einer PLM-Software erfasst, aber ich hatte buchstäblich ein ganzes Chrome-Fenster mit acht Tabs geöffnet, in dem alle ICs standen, deren Beschaffung uns Sorgen bereitete. Alle 30 Minuten habe ich alle Seiten aktualisiert. Und ich sah mir viele verschiedene Anbieter an und all die verschiedenen Teile, die wir brauchen, ob sie irgendwo auf Lager waren. Und wenn ich das Geld dafür hatte, sei ich zugeschlagen. So wüssten wir zumindest, dass wir mehr für die Bausätze produzieren könnten. Es ist auch schwer zu rechtfertigen, eine Platine um einen Chip herum neu zu entwickeln, der jetzt gerade verfügbar ist. Denn in zwei Monaten könnte dieser Chip nicht mehr verfügbar sein. Und der, den Sie vorher hatten, ist vielleicht problemlos zu haben. Außerdem zwingen Sie eine ganze Open-Source-Gemeinschaft, diese Änderungen mit Ihnen durchzumachen. Davon sind nicht nur Sie und Ihre eigene Lieferkette betroffen. Es betrifft alle Menschen, die an dem Projekt beteiligt sind. Es ist sehr schwer, eine Änderung zu rechtfertigen. Bis jetzt behalten wir im Auge, welche Chips wann verfügbar sind, und hoffen, dass die Preise ein wenig sinken, damit wir nicht mit verrückten Vierfach-Kostensteigerungen konfrontiert werden. Die Möglichkeit, unsere eigenen Platinen im Haus zu produzieren und zu bestücken, ist sehr angenehm. Denn sobald wir Chips von verschiedenen Anbietern erhalten, sind wir diejenigen, die die Platinen zusammensetzen, sodass wir alle Beschaffungsvorgänge selbst durchführen können. Es war wirklich gut, dass wir alles im Haus hatten. Wir waren in der Lage, mit dem Halbleitermangel umzugehen.

Claußen: Es herrscht ein Mangel an Chips. Und damit gibt es auch das Problem, dass die Kunden nichts in den Bestückungsautomaten stecken können.

Hawes: Das betrifft nicht nur uns. Es betrifft unsere Kunden und unsere Nutzer, unsere Community. Nicht an diese Chips heranzukommen, ist hart. Ich habe beobachtet, dass viele Leute, die auf Tinder verkaufen, es weiterhin als Hobby betreiben – es ist nicht ihre Vollzeitbeschäftigung. Das hat die Menschen nicht davon abgehalten, Dinge zu entwickeln. Es bedeutet nur, dass die Menschen kreativer und raffinierter geworden sind, was die Lösung des Problems angeht. Wenn Sie die Fertigung im Haus behalten können, brauchen Sie nicht darauf zu hoffen, dass Ihr Vertragshersteller die Teile für Sie aufspüren kann. Sie können es selbst tun. Sie können diese Teile finden, sie im Haus testen und sicherstellen, dass sie funktionieren. Dieser Beschaffungsprozess ist sehr hilfreich. Obwohl es für unsere Kunden eine Herausforderung war, haben sie einen Weg gefunden, das Problem zu umgehen. Sie finden andere Chips, sie entwerfen Dinge neu, wie z. B. den SparkFun Micro Mod, bei dem man einfach ein kleines Edge-Slot-Board mit einem anderen Mikrocontroller einsetzt. Also, ja, wir haben alle irgendwie einen Weg gefunden.

Claußen: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Der Feeder für die Maschine ist eine Sache, die kommen wird. Ist noch mehr auf dem Weg?

Hawes: Im Moment haben wir Bausätze, die verfügbar sind. Das ist unser offizielles 2.0-Release, das jetzt rausgekommen ist. Das ist jetzt ein offizielles, stabiles Produkt, das man kaufen oder bauen und für konkrete Projekte verwenden kann. Und es wird nicht schwierig sein, es einzurichten und nützliche Arbeit für Sie verrichten zu lassen. Das war also unsere 2.0-Version. Und damit haben wir angefangen, Bausätze zu verkaufen.

Wir haben eine Menge kleiner Verbesserungen und Optimierungen vorgenommen, vor allem an den 3D-gedruckten Teilen und an der Dokumentation. Seitdem haben wir eine Menge Feedback von den Nutzern erhalten, was großartig war. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Feeder zum Verkauf anzubieten. Das ist ein großer Wunsch unserer Kunden. Wer diese Maschine verwendet, möchte sich nicht mit Strip-Feedern herumschlagen müssen. Mit ein paar Staging Plates können Sie auf jeden Fall eine große Anzahl von Teilen für den Bestückungskopf bereitstellen. Aber erst mit angetriebenen Feedern wird diese Maschine wirklich glänzen. Und wir haben bei unseren internen Tests gesehen, wie einfach es ist, das System völlig eigenständig laufen zu lassen. Es war absolut hervorragend. Daher sind angetriebene Feeder für uns ein wichtiger Faktor. Wir wollen auch nicht, dass die Leute ihre eigenen Teile drucken müssen. Der Bausatz, den wir derzeit verkaufen, nennen wir BYOP – bring your own printer. Der Bausatz enthält alles, was Sie brauchen, um Ihren eigenen LumenPnP zu bauen, aber keine gedruckten Teile. Sie drucken selbst. Wir versuchen auch, das zu korrigieren, damit sie nicht alles von Grund auf selbst zusammenbauen müssen. Und es gibt eine vormontierte Option für Leute, die nicht den ganzen Tag mit dem Zusammenbau verbringen wollen. Das sind Leute, die dieses Ding kaufen, um ein Problem zu lösen. Und wir wollen dieses Problem so einfach und reibungslos wie möglich lösen. Und wir haben eine Menge Pläne für eine Menge anderer Dinge, die wir mit F&E erforschen. Wahrscheinlich werde ich demnächst auf dem YouTube-Kanal ein paar Videos darüber machen, woran wir arbeiten wollen, aber wir fangen gerade erst an. Wir haben eine Menge anderer Dinge in Arbeit.
 

Claußen: Meine letzte Frage: Werden wir es irgendwo in Europa bekommen können? Ich meine, der Versand aus den USA ist im Allgemeinen nicht gerade billig. Wird Elektor das Gerät irgendwann verkaufen oder weiterverkaufen können?


Hawes: Das könnte sehr wohl sein. Im Moment gefällt es uns sehr gut, dass wir unser gesamtes Lager im Haus haben, denn das bedeutet, dass wir, wenn wir eine Änderung am Design vornehmen, diese schon morgen in die Produktion einfließen lassen können. Wenn wir ein ganzes Bündel von Teilen an einen Händler in Europa verschicken, sind sie vielleicht nicht mehr auf dem neuesten Stand. Wir sind noch dabei, die Idee zu prüfen, denn letztendlich wird es keine so große Verzögerung geben. Einige ganz leicht veraltete Bausätze, die eine winzig kleine Verbesserung aufweisen, werden immer noch in einem Lager liegen. Und diese Maschinen werden immer noch das Problem des Kunden lösen, egal wer sie gekauft hat. Aber uns gefiel der Gedanke, dass wir eine Änderung sofort an der Produktionslinie vornehmen können.

Und alle zukünftigen Bausätze, die von diesem Tag an verkauft werden, haben dann diese Verbesserung. Wir wägen die Vor- und Nachteile ab; außerdem müssten wir einen Großteil der Versandkosten nach Europa übernehmen. Es ist nicht so billig, wie es sein könnte. Wir prüfen immer noch die Idee, einen Vertriebspartner in Europa zu haben.


Anmerkung des Autors: Vielen Dank an Stephen Hawes für die Einblicke in die LumenPnP-Maschine und in den Prozess der Gründung seines eigenen Unternehmens. Wenn Sie an dem Bestückungsautomaten interessiert sind, finden Sie alle Informationen auf GitHub. Wenn Sie außerdem die weitere Entwicklung des LumenPnP verfolgen möchten, schauen Sie sich Stephen Hawes’ YouTube-Kanal an. Und wenn Sie eine solche PnP-Maschine haben möchten, informieren Sie sich auf der Opulo-Homepage. Als Nächstes muss ich unsere Geschäftsleitung davon überzeugen, dass das Elektor-Labor eine braucht. Vielleicht können wir eine als Weihnachtsgeschenk bekommen?

Übersetzung: Jörg Starkmuth