Nach dem Einschalten ist zunächst der interne Lüfter zu hören. Er ist sicherlich kein ausgesprochener Krawallmacher, aber doch während der Arbeit beständig im Hintergrund zu vernehmen. Nach einige Sekunden erscheint ein Bild auf dem großen Schirm. Sofort erkennt man, dass dies das auffälligste Kennzeichen des Geräts ist: Der Bildschirm mit einer Auflösung von 800x480 Pixel ist schön hell, kontrastreich und besitzt einen breiten Blickwinkel. Der größte Teil der Bildschirmfläche wird von dem Signalraster in Anspruch genommen. Oben und auf der rechten Seite werden einige Einstellungen angegeben, unter den Signalen die augenblicklichen Funktionen der Softkeys unter dem Display. Durch einen Druck auf die blaue Setup-Taste erzeugt das Oszilloskop schnell ein stillstehendes und brauchbares Bild der Signale auf dem Schirm, das man bei Bedarf noch etwas variieren kann. Die meisten Tasten und Funktionen sind selbsterklärend, die getrennten Y-Einstellmöglichkeiten recht praktisch, denn man muss nicht eine Drucktaste dauernd zwischen den beiden Kanälen umschalten.

Der SDS1102X bietet eine Unzahl von Möglichkeiten, was beim Kennenlernen des Geräts für eine ausgiebige Suche in den zahlreichen Menüs sorgt. Bei Betätigung der Menütasten (rechts oben) erscheinen stets andere Funktionen über den Softkeys. Durch mehrmaliges Drücken einer Taste oder Drehen an dem universellen Drehknopf neben dem Bildschirm kann eine der Betriebsarten durch die Taste selektiert werden. Nachdem ich alle Menüs und auch einige Messmöglichkeiten ausprobiert hatte, kam ich trotz der Vielfalt der Möglichkeiten dank der übersichtlichen und logisch aufgebauten Menüstruktur doch recht schnell mit der Bedienung zurecht. Mein Rat: Lassen Sie sich Zeit beim Kennenlernen der doch vielen Funktionen und Einstellungen und lesen (tatsächlich: lesen!) Sie auch das Handbuch gründlich durch.

Das SDS1102X ist ein Basis-Oszilloskop für ein kleines Elektroniklabor, prima auf die alltäglichen kleinen und größeren Messaufgaben vorbereitet und bietet dazu noch eine Zahl schöner Extras. Die Triggerung zum Beispiel ist bemerkenswert und bietet vielseitige Einstellmöglichkeiten. So kann man etwa auf eine Flanke triggern, die zwei Spannungsschwellen überschreitet oder auf eine zweite Flanke mit einem anderen Pegel als die erste. Im Triggermenü wird für jede Möglichkeit eine deutliche Beschreibung angezeigt. Außerdem gibt es ein FFT-Fenster, das den spektralen Inhalt des Signals wiedergibt. Im Gegensatz zu vielen Mittelklasse-Oszilloskopen ist diese Funktion beim SDS1102X gut brauchbar, zumal es diverse Einstellmöglichkeiten für die X- und die Y-Achse sowie das Messfenster (Hanning, Blackman) gibt.

Zu jedem Signal auf dem Bildschirm kann eine große Zahl von Messdaten angezeigt werden. Der Anwender selbst bestimmt, welche Daten auf Knopfdruck angezeigt werden sollen. Einige Tasten auf der Frontplatte haben, wie man dies auch von vielen anderen Messgeräten her kennt, überhaupt keine Funktion, wenn man nicht die dazu gehörende Option gekauft hat (zum Beispiel das Dekodieren von seriellen Protokollen wie I²C). Übrigens: Es gibt auch eine PC-Software, um das Oszilloskop über eine USB-Verbindung oder den Ethernet-Anschluss in einem Netzwerk fernzubedienen.

Fazit: Das SDS1102X-Oszilloskop ist ein schönes Gerät, das wirklich sein Geld wert ist. Es bietet vorzügliche Spezifikationen, besitzt einen ausgezeichneten Bildschirm und ist relativ einfach zu bedienen. Für den Ventilator an der Rückseite gibt es einen kleinen Minuspunkt, er könnte für diejenigen, die eine ruhige Laborgeräuschkulisse schätzen, vielleicht ein wenig störend sein. Ein wirklicher Grund aber, das Oszilloskop deswegen nicht zu kaufen, ist dies meiner Ansicht nach nicht. Das Oszilloskop macht einen gediegenen Eindruck. Wenn man am Labortisch sitzt und eine Schaltung vermisst, so macht ein Stand-alone-Gerät doch viel mehr her als ein USB- oder Netzwerk-Oszilloskop, das vom PC oder Tablet aus bedient wird.