In ihrer Antrittsvorlesung sprach Dr. Heleen de Conick über Systemwandel. Sie ist jetzt Professorin für Sozio-technische Innovation und Klimawandel in der Abteilung für Wirtschaftsingenieurwesen und Innovationswissenschaften der Technischen Universität Eindhoven.
 
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(Quelle: Scott Evans, Unsplash)
Nach dem IPCC-Bericht von 2018 „Global Warming of 1.5°C „, den De Conick mitverfasst hat, twitterte die BBC: „Klimabericht: Wissenschaftler drängen höflich darauf, ‘handle jetzt, ihr Idioten‘“. In diesem Bericht lautete die Schlüsselbotschaft, dass wir die Erwärmung von mehr als 1,5° bis 2040 immer noch begrenzen könnten. Jetzt lautet die Botschaft, dass wir die für 2030 erwartete Erwärmung van mehr als 1,5° begrenzen müssen. Wir befinden uns derzeit bei 1,1° der globalen Erwärmung und wir alle erleben den Wetterwechsel. Unser Zeitplan hat sich beschleunigt.
 
 
Um Klimaneutralität im Jahr 2050 zu erreichen (Europäisches Klimagesetz), brauchen wir CO₂-Neutralität bereits in 2040, sagt De Conick. Wir können dies nicht erreichen, indem wir „eine Liste von Technologien implementieren“. Stattdessen brauchen wir Systemübergänge. Ingenieure definieren Systeme durch ihre technologischen Teile, während Sozialwissenschaftler Institutionen und Normen einbeziehen. Ein erneuerbares Energiesystem benötigt ein anderes Netz, aber auch neue Gesetze für elektrische Energie, da die Nutzer zu Produzenten werden. Die Innovation, die wir brauchen, hat eine soziale Seite. Unternehmen werden sich neu erfinden oder verschwinden müssen.

Sechs zum Beschleunigen

In ihrer Rede erklärt Professor De Conick, dass wir diesen Systemwechsel ermöglichen können, indem wir sechs Bedingungen ansprechen, die einander verstärken:
 
 
1. Autorität auf mehreren Ebenen
 
2. Institutionelle Kapazitäten
 
3. Verhaltensänderung
 
4. Technologische Innovation
 
5. Politische Instrumente
 
6. Finanzen
 
 
 
Multi-Level-Autorität erfordert die Beteiligung aller Ebenen. Wir brauchen mehr Zusammenarbeit und weniger „ineffizienten Wettbewerb“, um alle Akteure über die öffentlichen/privaten Ebenen hinweg aufeinander abzustimmen und den Systemwandel zu unterstützen.
  
Wir brauchen Mitarbeiter in institutionellen Kapazitäten, die über Klimabildung und Technologiekenntnisse verfügen. „Wir brauchen Ingenieure“ und qualifizierte Vermittler und politische Entscheidungsträger, um den notwendigen Systemwandel zu beschleunigen und zu steuern.
  
Eine Verhaltensänderung kann die Emissionen auf der Nachfrageseite um 40 % reduzieren, aber es ist schwierig, das Normverhalten zu ändern. Aber wenn dies der Fall ist, ändern sich auch die öffentliche Unterstützung und das Wahlverhalten, was wiederum die Politik beeinflusst, die wiederum das Verhalten beeinflusst.
  
„Obwohl sie alle wichtig sind, sieht man, dass insbesondere Technologie- und Politikinstrumente (wie Preispunkte, Subventionen und Steuererleichterungen) bei Entscheidungsträgern beliebt sind. So verlockend es auch ist, an Technologie als einzige Lösung zu glauben, denke ich, dass es kurzsichtig ist, sich nur darauf zu konzentrieren. Es muss Hand in Hand gehen mit der Art und Weise, wie die Technologie implementiert werden kann und wird. Und es muss gerecht sein für alle Beteiligten in der Kette Entwicklung-Produktion-Vertrieb-Verwertung.“ Die Arbeit an den anderen vier Teilen des Ermöglichungspuzzles könnte „viel schnellere Veränderungen bewirken, als wir uns jetzt vielleicht vorstellen können“. Wir können zwar an Technologie glauben und Innovation durch Politik fördern, aber wir sollten uns nicht nur auf sie verlassen.
  
Finanzen sind derzeit eher ein Hindernis für Systemänderungen als ein Wegbereiter. Allerdings herrscht in der Branche eine Herdenmentalität, die sich wahrscheinlich zu einem Beschleuniger von Systemwechseln entwickeln wird, sobald die ersten Finanzakteure Erfolg haben. (Anmerkung des Autors: Dies geschieht derzeit mit Investitionen in große Projekte für erneuerbare Energie.)
  
 
Professor de Conick glaubt, dass wir dies noch erreichen können. Anpassung und Eindämmung müssen gemeinsam geschehen https://www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-3/. Große und tiefgreifende Veränderungen müssen von den Ländern mit hohen Emissionen ausgehen. Eine Veränderung wird kommen.
 
 
Sie können mehr über ihre Forschung lesen und die gesamte Antrittsrede hier sehen.
Über den Autor

Priscilla Haring-Kuipers schreibt über Technologie aus sozialwissenschaftlicher Perspektive. Sie interessiert sich besonders für Technologien, die das Gute im Menschen unterstützen, und glaubt fest an die Wirkungsforschung. Sie hat einen MSc in Medienpsychologie und betreibt die Webseite This Is Not Rocket Science.


WEEF 2022

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Das World Ethical Electronics Forum (WEEF https://www.elektormagazine.com/tags/world-ethics-in-electronics-forum 2022), das für November 2022 geplant ist, wird auf der Dynamik der letztjährigen Veranstaltung aufbauen, bei der Elektor Ingenieure und andere Vordenker diskutierten über Ethik und nachhaltige Entwicklungsziele. In den nächsten Monaten wird Elektor zum Nachdenken anregende, ethikbezogene Artikel, Interviews und Umfragen veröffentlichen. Weitere Informationen finden Sie auf der WEEF 2022-Website.

Übersetzung: Willem den Hollander