Weihnachten steht wieder vor der Tür und die Preise für tolle und moderne TV-Geräte sind auf ein so niedriges Niveau gefallen, dass man geneigt ist, sofort zuzuschlagen. Hersteller werben mit Eigenschaften wie 4K und HDR. Braucht man das wirklich?

Seit der Einführung von LED-Hintergrundbeleuchtung vor einigen Jahren ist nun überhaupt nichts mehr „Röhriges“ an einem Fernseher. Im Prinzip sind sie also reine Halbleiterprodukte (wenn man von etwas Blech und Plastik zur Umhüllung von Chips und dem kompletten Gerät) einmal absieht. Dies gilt umso mehr für die High-End-Produkte wie OLED-TVs, die gleich ganz auf eine Hintergrundbeleuchtung verzichten können. Nostalgiker müssen wehmütig feststellen, dass man keinen Röhrenfernseher mehr kaufen kann. Doch lohnt sich ein Neukauf, wenn man noch eine funktionierende Glotze hat?

Dass die Preise so enorm gefallen sind, ist ein Resultat der immer stärker automatisierten und damit preiswerteren Herstellung und der fortschreitenden Miniaturisierung der Elektronik. Wer schon mal einen Blick hinter die hintere Plastikabdeckung eines modernden Fernsehers riskiert hat, der wird feststellen, dass selbst die flachsten Modelle aktueller Flat-Screen-TVs im Wesentlichen aus umbauter Luft bestehen. Es gibt da noch eine Platine mit aller Elektronik, die gerade mal etwas größer als eine Hand ausfällt – und ein Netzteil. Dank der Effizienz von LEDs kann auch das ziemlich klein ausfallen. Technisch schön, aber ein wirklicher Grund für einen Neukauf ist das nicht unbedingt.

Gegen einen Neukauf bzw. Ersatz eines funktionierenden Altgeräts spricht zunächst die Ökologie: Wieso ersetzen, wenn das alte Teil noch tut? Das ökologische Argument wird allerdings deutlich schwächer, wenn man einrechnet, dass moderne Geräte weniger Strom verbrauchen und dass man funktionierende Altgeräte ja immer noch per eBay einer Weiterverwendung zuführen kann. Aber gibt es auch technologische Argumente pro Neukauf?

Das zentrale Argument, mit dem jeder Verkäufer kommt, ist sicherlich „4K“ sprich „UHD“, gemeint ist die mit 3840 x 2160 Pixel vervierfachte native Auflösung des Displays gegenüber konventionellem „Full HD“. Das zweite Argument ist dann „HDR“, ausgeschrieben „High Dynamic Range“, also große Dynamik bei den Bildkontrasten etc. Unter dem allgemeinen Begriff HDR versteht man bei Fernsehern eigentlich den offenen Standard HDR10, also die Steigerung der Helligkeitsabstufung der drei RGB-Farben auf je 10 bit (von 8 bit bei SDR). Hinzu kommen noch Features bezüglich Farbraum und Helligkeit. Daneben gibt es seit kurzem auch noch die von Samsung und Amazon (Video) propagierte Erweiterung HDR10+ und Dolby Vision, die das Bild angeblich noch besser und natürlicher machen sollen. Sowohl HDR10+ als auch Dolby Vision beinhalten auch HDR10, sind also abwärtskompatibel.

All die schönen Features nutzen aber nichts, wenn das Material das nicht unterstützt. Gängiges HD-Fernsehen bietet z. B. bei den ÖR-Sendern über Satellit und Kabel gerade einmal „720p“, also 1280 x 720 Pixel, die auch nicht schöner aussehen, wenn sie auf 4K statt auf Full HD hochgerechnet werden. Manche Privatsender bieten immerhin 1080(i), was immerhin die Auflösung eines Full-HD-Displays ausnutzt, aber bei 4K eben hochgerechnet werden muss. Doch das ist der status quo und der ändert sich.
Es gibt schon einige Satellitenkanäle, die in 4K ausstrahlen (auch wenn sie da immer noch etliches älteres 2K-Material hochskalieren) und auch im Kabel wird es in Zukunft mehr solcher Kanäle geben. Blu-Rays via silberner Scheibe oder entsprechende Games sind stark im Kommen (die aktuellen Konsolen wie Xbox und Playstation 4 können 4K). Netflix führt alle neuen Eigenproduktionen in 4K aus und Amazon Prime hat auch schon etliche 4K-Formate im Programm. Für HDR-Material gilt Ähnliches: Es wird mehr davon geben in Zukunft.

Bleiben zwei zentrale Argumente, die für den Neukauf eines Fernsehers sprechen: Kann der alte „nur“ Full HD, dann guckt man bei den 4K-Formaten irgendwann in die Nichtröhre, denn ihre Tuner können 4K-Material (anders als manche HD-Tuner mit Full-HD-Material) nicht dekodieren und passend runterskalieren. Auch bei HDR ist dann Sendepause. Zwar wird es auf absehbare Zeit immer noch 2K oder gar HD-Varianten zusätzlich geben, aber der Umstieg wird irgendwann schnell gehen. Die letztere Prognose stützt sich darauf, dass neue Fernseher mit 4K und UHD kaum mehr als Full-HD-Äquivalente kosten und diese Features schon in der untersten Preisklasse angekommen sind. So kriegt man nicht nur ein 55“-Markengerät mit 4K etc. gelegentlich schon ab 600 €, sondern gerade bei den vielen China-Geräten kann man 43“-TVs mit 4K schon unter 300 € bekommen – alle „smart“ mit Netflix- und Amazon-Apps etc. integriert. Und selbst die Oberklasse lockt mit durchaus bezahlbaren Preisen.
Ergo: Neukauf kann sich auch technisch gesehen lohnen. Bei HD-ready-Geräten mit ihren 720p ist das gar keine Frage. Und wenn schon, dann mit 4K und HDR. Bei den (noch) aktuellen Full-HD-Geräten kann man kaum noch was sparen.