Nach der Anfang des Jahres erfolgten Umsetzung der entsprechenden europäischen Vorschrift zur Harmonisierung und Diskriminationsfreiheit des Zugangs zu Zeit-Code-Signalen mit hoher Reichweite (Funkuhrsignale) in nationales Recht und der dementsprechenden Umstellung des Mainflinger Senders können ältere Funkuhren pro Woche im statistischen Mittel bis zu 14 Sekunden von der realen Atomzeit abweichen.

 

Hintergrund ist die Umsetzung der EU-Vorschrift für gleichen Zugang der Bürger aller europäischen Staaten zu den staatlichen Zeit- bzw. Funkuhrsignalen in die Norm DIN EN ISO 0401:2013. Einer der Sender mit der weltweit höchsten Reichweite ist DCF77, der mit einer nach heutigen Maßstäben anachronistischen Amplitudenmodulation bislang die deutsche Standardzeit kodiert übertrug. Seit heute läuft der Sender in FSK-Modulation (Frequency Shift Keying), was nicht nur weit höhere Reichweite bis hin nach Zypern erlaubt, sondern wesentlich mehr und komplexere Informationen übertragen kann. So ist das Zeitsignal ab heute nicht nur in deutsch, sondern auch in englisch und französisch kodiert.

 
Um die Kompatibilität alter Funkuhren zu gewährleisten, wird für eine Übergangszeit von fünf Jahren bis zum 01.04.2018 täglich für eine Minute zwischen 4:00 und 4:01 MEZ das bisherige amplitudenmodulierte Zeitsignal übertragen. Weil nun die bestehenden Funkuhren im statistischen Mittel nur etwa alle 14 Tage zufällig in dieser Minute empfangen, kommt die mittlere Abweichung von 14 s zustande, die von der Europäischen Kommission aber als tragbarer Kompromiss zugunsten besserer Internationalität betrachtet wird. Schließlich sei es kleinen Ländern wie Zypern finanziell nicht zuzumuten, einen eigenen staatlichen Zeitzeichensender zu betreiben.
Wer also sicher gehen will, der achtet beim Funkuhrenkauf auf das CE-Zeichen, um nicht einen demnächst inkompatiblen Ladenhüter aufgeschwatzt zu bekommen. Im Zuge dieser Umstellung wird DCF77 übrigens in ECF77 umbenannt.

 

Bild: Sendeanlage in Mainflingen von Patrick Kempf