Als Frankenstein Anfang des achtzehnten Jahrhunderts seine Kreaturen schuf, war er von deren Aussehen enttäuscht. Heute hätte es Frankenstein viel einfacher und besser, denn er könnte auf moderne 3-D-Modellisierungtechniken zurückgreifen, um Körperteile zu kreieren. Außerdem wären so die dicken Klammern obsolet, mit denen die Einzelteile der bedauernswerten Geschöpfe Frankensteins zusammengehalten wurden. Er hätte mit moderner Technik ein einfaches Steck- und Klicksystem als Fixierung einsetzen können, das stabiler ist und optisch weniger aufträgt. Der eine Schritt davon, nämlich der „Bau“ von Körperteilen, ist gar nicht mehr so weit von der Wirklichkeit entfernt, wie Forscher der University of Pennsylvania nun demonstriert haben.
 
Bislang ist es Bioingenieuren nämlich lediglich gelungen, lebendes Gewebe in 2-D-Strukturen zu herzustellen. Die dritte Dimension stellte sich als ausgesprochen schwierig heraus. Damit Zellen nicht absterben, brauchen sie bestimmte Umweltbedingungen, welche die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen sicher stellen. Die Sauerstoffversorgung ist in 2-D-Strukturen kein Problem, doch eingezwängt in eine 3-D-Struktur „ersticken“ die Zellen normalerweise.

 

In frühen Versuchen wurden 3-D-Strukturen mit Zellen und Versorgungskanälen schichtweise aufgebaut, doch das künstliche Kreislaufsystem kollabierte schneller als erwartet. Nun haben die Forscher aber die Produktion umgedreht. Statt Strukturen mit Zellen aufzubauen, die schon durch den Druckprozess beschädigt werden, wurde zuerst das Gefäßsystem „gedruckt“. Zuerst wurden also mit einem Reprap-3-D-Drucker die Gefäße aus Zucker in eine Form gedruckt und die Form dann mit Gel gefüllt, das die lebenden Zellen enthielt. Die Zellen erledigten dann den Abbau des Zuckers, was ein funktionierendes Gefäßnetzwerk hinterließ.