Als George Orwell 1948/49 seinen Zukunfts-Albtraum „1984“ schrieb, gab es noch keine Alexa und Konsorten, die sogenannten Smart Speaker von Amazon, Google und Apple. In vielen Haushalten hören sie inzwischen auf das Zauberwort, das sie aktiviert, um auf gesprochene Befehle oder Fragen mit der richtigen Aktion oder Antwort zu reagieren. Und all dies völlig anonym und computergestützt, ohne menschliches Zutun.

Mithörer

Das ist es, was wir glauben sollen. Die News-Seite Bloomberg hat aber herausgefunden, dass die drei Anbieter Amazon, Apple und Google Personal beschäftigt, das Sprachaufnahmen von Nutzern der Smart Speaker und sprachgesteuerten Apps mithört. Die Unternehmen behaupten, dass dies nur gelegentlich und einzig zum Zweck der Verbesserung der Spracherkennung geschieht.
Die Reaktionen auf diese Enthüllung zeigen aber, dass viele, ja die meisten Nutzer davon nicht die geringste Ahnung hatten.

Alexa

Die Bloomberg-Journalisten haben mit verschiedenen Mitarbeitern gesprochen, die Audioaufnahmen von „intelligenten“ Amazon-Echo-Lautsprechern und dem Alexa-Service mithören. In typischen Fällen werden diese Aufzeichnungen protokolliert, um die Spracherkennung von Amazon-Systemen zu verbessern. Die Aufnahmen sind mit einer Kundennummer, dem Vornamen des Nutzers und der Seriennummer des dazugehörenden Echo-Geräts verknüpft. Einige Mitarbeiter erzählten Bloomberg jedoch, dass sie in einem internen Chatroom „amüsante“ Soundclips austauschen würden.

Sexuelle Übergriffe

Die Mitarbeiter gaben auch an, dass sie schon beunruhigende Clips wie zum Beispiel einen potentiellen sexuellen Übergriff gehört hätten. Sie sagten jedoch, dass es nicht Aufgabe von Amazon ist, in solchen Fällen zu intervenieren.

Einstellungen

Im Fall von Amazon ist es nicht möglich, Mitarbeiter daran zu hindern, Aufnahmen zu machen oder Gespräche anzuhören, aber es ist möglich, darauf zu bestehen, dass Aufnahmen nicht für die „Entwicklung neuer Funktionen“ verwendet werden dürfen. Und man kann sich frühere Aufnahmen anhören und löschen.
Apple erklärt, dass Aufnahmen von Apple Siri mit einer willkürlichen ID-Nummer verknüpft sind und nicht auf den Nutzer zurückgeführt werden können. Die Aufzeichnungen werden nach sechs Monaten gelöscht. Es ist nicht möglich, „eigene“ Aufnahmen bei Apple anzuhören oder zu löschen.
Mit Google können Aufnahmen auf der Seite „Meine Aktivitäten“ angehört und gelöscht werden. Es ist auch möglich, die Sprachaufnahmen und Audio komplett auszuschalten.

Fazit

Selbst diejenigen, die Orwells Buch nicht gelesen haben, kennen den Ausdruck „Big Brother is watching you“. Diese Vorhersage ist zumindest teilweise wahr geworden: Die Große Schwester Alexa und andere Spione behalten uns im Auge (oder besser im Ohr)... Auch wenn dies angeblich nur dazu dient, die Technik zu verbessern, ist der Gedanke unangenehm!

Quelle: BBC