Bereits im Dezember 1978 veröffentlichte Elektor ein Computerterminal für den Hausgebrauch. „Selbstgebaut“ war damals der Erfolgsfaktor, denn Terminals mit Röhrenbildschirmen und Tastatur waren eine Sache der professionellen, zentralisierten Datenverarbeitung, der großen Büros und des großen Geldes. Zum ersten Mal gab es für Hobbyisten eine erschwingliche Möglichkeit, mit ihrem Küchentisch-Mikroprozessor schriftlich zu kommunizieren - mit Kommentaren und allem Drum und Dran. ASCII, Cherry und der Blinkende Cursor waren auf der Bildfläche erschienen und hielten sich dort mindestens zwei Jahrzehnte lang.

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Ein von Antoni Gendrau gebautes elekterminal (Elektor 6/2010)

Der Name „elekterminal“ geht auf die fortschrittliche Schreibweise zurück, die Mitte und Ende der 1970er Jahre in der niederländischen linksgerichteten, post-hippie-esken Redaktion von Elektor verwendet wurde. Großbuchstaben, Leerzeichen und die an Latein und Griechisch angelehnte Schreibweise wurden abgeschafft, und die niederländische Angewohnheit, Substantive und Adjektive zu einem einzigen (langen) Wort zusammenzufassen, wurde bis zum Äußersten ausgereizt. Außerdem muss man so viel wie möglich von „Elektor“ oder „Elektuur“ in den Projektnamen packen! Daher gab es kein „Elektor-Terminal“ oder „ElekTerminal“, sondern nur das „elekterminal“. Im Nachhinein wäre „elektuurminal“ sowohl lustig als auch angemessen gewesen, aber nur für das niederländische Publikum.

Original typeface
Titel und Untertitel des Projekts, wie es in der Zeitschrift vom Dezember 1978 erschienen ist.

_HELLO durch den AY-5-1013

Die Hauptbestandteile des elekterminals waren ein CRT-Controller-Chip SF.F 96364 (sic!) von Thomson-CSF (Sescosem), eine Reihe von statischen 1K×1-RAMs 2102A als Seitenspeicher und der legendäre UART AY-5-1013 alias MM5303 für die serielle Kommunikation. Der logischen Klebstoff zwischen diesen Teilen war ein 1024-Bit-ROM des Typs SFC71301E. Für viele Leser war dies damals ein exotisches Bauteil, aber glücklicherweise wurde der Inhalt des PROMs in der Zeitschrift abgedruckt, und das programmierte ROM war damals mit etwas Fortune beim Elektor-Software-Service (ESS) erhältlich. Außerdem wurde ein Äquivalent angegeben, der 74S387.

character matrix elekterminal
5x7-Zeichen-Matrix für das elekterminal.

„Far Out Specs, Man“

Die Spezifikationen des elekterminals wurden in der Zeitschrift wie folgt angegeben, zusammengefasst:

  • 1024 Zeichen pro Seite, formatiert als 16 Zeilen × 64 Zeichen
  • Plug-in-Option für die Erweiterung auf 16 Seiten
  • Baudraten: 75, 110, 150, 300, 600, 1200
  • Serielle Schnittstellenoptionen: 6- oder 7-Bit-ASCII; gerade/ungerade/keine Parität; 1 oder 2 Stoppbits
  • TTL- oder RS-232C-Spannungspegel.
  • Normales (weiß auf grau) oder invertiertes (schwarz auf grau) Videosignal.
  • Hochentwickelte, hardwaregesteuerte Cursorsteuerung und Bildlauf auf dem Bildschirm.
  • Vollduplex- oder Halbduplex-Modus.
  • Nur 21 ICs auf der Platine.
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Ein von Antoni Gendrau selbst geätztes und bestücktes elekterminal.

Das elekterminal verwendete Zeichen mit 5×7 Pixel anstatt 7×9 Pixel, denn, so hieß es in dem Artikel: „Die 7x9-Matrix ermöglicht wegen ihrer höheren Punktanzahl grundsätzlich einen feiner gerasterten Bildaufbau und daher eine bessere Lesbarkeit als die 5x7-Matrix. In der Praxis ist dies jedoch nur bei Einsatz von Video-Monitoren, nicht jedoch bei Verwendung gewöhnlicher TV-Empfänger zutreffend. Die höhere Punktanzahl der 7x9-Matrix hat nämlich eine größere Videobandbreite zur Folge. Bei den 64 Zeichen, die pro Zeile geschrieben werden, ist die Videobandbreite um einige Megahertz größer als die Empfangsbandbreite, was natürlich auf Kosten der Bildschärfe geht.“

Das elekterminal verfügte zwar über eine Option zur Ansteuerung eines „Profi“-Videomonitors, doch die meisten User entscheiden sich für den „TV-Weg“ und schlossen einen auf VHF-Kanal 2 oder UHF 21 abgestimmten TV-Modulator an. Der Modulator war entweder selbstgebaut (Elektor Oktober 1978) oder von einem Bausatzhändler oder wurde kurzerhand über einen Videorecorder eingeschleift. Die ASCII-Tastatur wurde ebenfalls in der Elektor beschrieben, und zwar einen Monat zuvor. Gemeinsam wurden das elekterminal und die ASCII-Tastatur bald unter der Bezeichnung „TV Typewriter“ zusammengefasst.

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Titelseite von Elektor Dezember 1978.

Alles $$$, kein _ERROR in 1978

Obwohl das elekterminal kein bahnbrechendes Gerät und im Wesentlichen ein „dump VDU“, ein stummes Bildschirmgerät war, eröffnete es Bastlern, Nerds und Hobbyisten den Weg zu einer standardisierten, seriellen Kommunikation mit jedem Computersystem, das über eine serielle Standardschnittstelle wie RS-232 oder sogar die 20-mA-Schleife verfügte, und das ganze zu erschwinglichen Kosten.

Das elekterminal war von Anfang an ein großer Erfolg. Seine Fähigkeiten, insbesondere das Bildschirmformat und die Datengeschwindigkeit von 1200 Baud, mögen in der heutigen Zeit steinzeitlich erscheinen, aber in Wirklichkeit waren sie die Grundlage für alle modernen Gigabit-, 4K-, 5G- oder HyperTerminal-Geräte, die Sie heute verwenden oder zu verwenden versuchen.

Was die Prototypen des elekterminals angeht, so haben sie die Räumung des Elektor-Augiasstalls im Jahr 2006 nicht überlebt. Deshalb sind die hier gezeigten Fotos aus dem lustigen Artikel von Antoni Gendrou über das elekterminal aus der Elektor-Rubrik Retronik vom Juni 2010 [2] reproduziert. Allerdings habe ich 2014 einen perfekt aufgebauten „TV Typewriter“ gesehen, und zwar im Computer History Museum im kalifornischen Mountain View. Ah, der Klang der Hall-Effekt-Tasten der Cherry-Tastatur...


Fotos von Antoni Gendrau (Spanien)


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