Astronomie ist Wissenschaft, die die Phantasie anregt. Jeder kennt die atemberaubenden Fotos des Hubble-Weltraumteleskops, und nicht wenige denken sich dabei: „So etwas will ich auch sehen, mit meinen eigenen Augen!“ Gedacht, getan: Man kauft ein Amateur-Teleskop – und wird bitter enttäuscht.

Alles dreht sich ums Licht

Die schönen Gaswolken, Spiralnebel-Galaxien und Sternhaufen befinden sich in einer so großen Entfernung, dass nur wenig ihres Lichts die Erde erreicht. Deshalb ist es wichtig, so viel wie möglich des Lichts dieser lichtschwachen Objekte zu sammeln. Es gibt zwei Möglichkeiten, das zu tun und in der Praxis kombiniert man auch diese beiden Methoden: eine Linse (wie heutzutage fast immer) oder einen Spiegel mit großem Durchmesser, der viel Licht auffangen und bündeln kann, einerseits und andererseits der Langzeitbelichtung eines fotographischen Films oder eines Bildsensors.

Und dann wird es teuer

Aus diesen Gründen weisen professionelle astronomische Teleskope Spiegeldurchmesser von etlichen Metern auf. Solche Instrumente sind für Amateure aber nicht finanzierbar. Ein gutes Amateurgerät hat einen Spiegel von 25 cm Durchmesser und ist mit Kosten von rund 600 € einigermaßen erschwinglich. Mit einem solchen Instrument kann man mit dem bloßen Auge („visuell“) viele schöne Dinge entdecken, aber sicher nicht solche Bilder, wie man es vom Hubble-Teleskop kennt. Man sieht „etwas“, wenn man weiß, wo man hinschauen muss, aber die vielen Details wird man vergeblich suchen.

Fotografie

An dieser Stelle kommt die Fotografie ins Spiel. Wenn man einen fotografischen Film stundenlang Stunden belichtet, können viele Details sichtbar gemacht werden. Heutzutage verwenden die Amateurastronomen natürlich keine Filme mehr, sondern elektronische Kameras, die auch nicht mehr stundenlang belichtet werden. Statt dessen macht man dutzende oder hunderte von kürzer belichteten Aufnahmen und legt sie per Software übereinander. Dieses Verfahren wird stacking genannt. Auf diese Art (und zweifellos mit jeder Menge Erfahrung) können sehr schöne Aufnahmen gemacht werden. Natürlich muss man auch bei diesem Verfahren über die richtige Ausrüstung verfügen: das Teleskop, eine gute Kamera mit Zubehör und vor allem eine extrem stabile Montierung (das Stativ) mit genauer Nachführung. Nur damit kann man sicherzustellen, dass das Teleskop immer auf die genau gleiche Stelle im Himmel gerichtet ist (und sie bewegt sich doch!). Und bevor Sie sich versehen, sind Sie schon wieder ein paar tausend Euro ärmer...
Außerdem ist für gute Aufnahmen ein sehr dunkler Himmel nötig, so weit wie möglich von der Zivilisation und ihrer Lichtverschmutzung entfernt. Und es ist wirklich kein Spaß, ein schweres Teleskop und die schwere Montierung in einer kalten Winternacht zu einem Fleck in the middle of nowhere zu schleppen.

Das Beste aus beiden Welten

Dem jungen Unternehmen Unistellar Optics ist es gelungen, das Beste aus den zwei Welten zu vereinen. Für etwa 1300 $ bekommt man das Teleskop eVscope – eV steht für enhanced vision – mit bescheidenen Abmessungen (11 cm Spiegeldurchmesser) und einem hochwertigen Bildsensor sowie eine Montierung mit computergesteuertem Antrieb. In dem Teleskop ist statt eines normalen Okulars mit Linsen ein Okular mit OLED-Display eingebaut.
Die Elektronik macht fortwährend kurz belichtete Bilder, legt diese durch stacking übereinander und stellt sie im Display dar. Damit wird ein Instrument mit sehr viel größeren Dimensionen simuliert. So kann man erstmalig mit eigenen Augen und in Echtzeit sehen, was bislang den (Semi-) Profis vorbehalten war.
 

Quelle: Unistellar Optics