Wir sollten nicht auf Technologien warten, die noch nicht voll entwickelt sind, damit sie uns vielleicht irgendwann in der Zukunft retten. Die Technik ist bereits für uns da; jetzt müssen wir für sie da sein.

 
(Quelle: Unsplash)

Klima-Technologie

Wir erleben überall auf der Welt immer mehr extreme Wetterereignisse. Wir könnten auf technologische Innovationen setzen, um uns aus der Klima-Ecke zu befreien, in die wir uns hineinindustrialisiert haben. Spekulative Technologien wie CO2-Abscheidung, elektrischer Flugverkehr und Geo-Engineering werden in der öffentlichen Diskussion als Dinge dargestellt, die in nicht allzu ferner Zukunft definitiv alle unsere Probleme lösen werden. Ohne dass wir jetzt etwas tun müssen.
 
Ich denke, es gibt einen ganz einfachen Grund, warum die Technik uns nicht retten wird: Sie könnte es bereits. Es gibt Unmengen an technologischen Lösungen da draußen. Erneuerbare Energien sind die offensichtlichste. Wir können Energie buchstäblich vom Himmel pflücken. Die vollständige Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energien ist sicherlich eine technische Herausforderung und würde in der Tat große Anstrengungen erfordern. Aber das hätte man schon vor einiger Zeit tun können.
 
Eine Umstellung auf erneuerbare Energien würde auch die Abhängigkeit einzelner Länder von großen Ländern mit fossilen Brennstoffen wie Russland oder Saudi-Arabien verringern. Der US-Energieminister bezeichnete kürzlich einen globalen Plan für saubere Energie als den „größten Friedensplan von allen“. Es scheint, dass Windparks und Solarfarmen überall sein sollten.

Politikwechsel

Der Grund dafür, dass wir nicht alle bereits ein Leben führen, das erneuerbare Energielösungen nutzt, um unsere Klimakrise zu verlangsamen und zu stoppen, ist menschlich. Die Politik feiert nicht unser technisches Können, indem sie bereitgestellte Lösungen so schnell umsetzt, wie wir sie entwickeln können, während sie die Optionen verbietet, die ersetzt werden können. Betrachten wir etwa die 70-jährige Innovationsgeschichte der Photovoltaik. Die größten Beiträge zu dieser Entwicklung leisteten (in dieser Reihenfolge) die USA, Japan, Deutschland und Australien. Der offene, länderübergreifende Austausch von Ideen und Ressourcen hat dazu geführt, dass Solarenergie heute an sonnigen Standorten billiger ist als der Betrieb bestehender Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen. Eine großartige Errungenschaft, aber eine stärkere Unterstützung durch die internationale Politik hätte diese Entwicklung um mindestens die Hälfte der Zeit beschleunigen können. Wir hätten schon seit Jahrzehnten vollständig mit Solarenergie und anderen erneuerbaren Energien leben können. Aber selbst heute tun wir es nicht.
 
Die ständige technologische Innovation macht erneuerbare Energien immer effizienter, verbessert die Speicherkapazität und sorgt für intelligentere Netzanschlüsse. Solche Innovationen sind absolut notwendig, aber wenn wir nicht ändern, wie wir unsere sehr beeindruckenden technologischen Lösungen anwenden – durch Gesetze und Politik – wird sich nichts ändern.
 
Auch die Entwicklungen in der spekulativen Technologie werden daran nichts ändern. „Stellen Sie sich nur vor, was die Menschheit tun kann, wenn der Klimawandel endlich die politische Aufmerksamkeit und die Finanzierung erhält, die er braucht.“ Wir haben die technologische Macht, jetzt brauchen wir die menschliche Macht.
 

Über die Autorin

Priscilla Haring-Kuipers schreibt über Technologie aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Sie interessiert sich besonders für Technologien, die das Gute im Menschen unterstützen, und glaubt fest an die Wirkungsforschung. Sie hat einen MSc in Medienpsychologie und betreibt This Is Not Rocket Science

 

WEEF 2022

Das World Ethical Electronics Forum (WEEF 2022), das für November 2022 geplant ist, wird auf den Impulsen der letztjährigen Veranstaltung aufbauen, bei der Elektor-Ingenieure und andere Vordenker über Ethik und nachhaltige Entwicklungsziele diskutierten. In den nächsten Monaten wird Elektor ethische Artikel, Interviews und Umfragen veröffentlichen, die zum Nachdenken anregen. Besuchen Sie die Website des WEEF 2022 für weitere Informationen. 


Übersetzung: Jörg Starkmuth