Wie einige andere Linux-Distributionen baut auch das Raspberry Pi OS auf Debian auf. Debian wiederum hat kürzlich eine Aktualisierung erfahren, von Debian Buster, auf dem das Raspberry Pi OS bisher basierte, zu Debian Bullseye. Nun teilte die Raspberry Pi Foundation mit, dass das Raspberry Pi OS künftig auch auf dieser neuen Debian-Version basieren wird. Doch während das Bullseye-Release selbst hauptsächlich Veränderungen mit sich bringt, die für den Benutzer kaum sichtbar sind, wurden für das Raspberry Pi OS auf Bullseye-Basis Anpassungen an der Desktopumgebung und damit auch an den Hardwarevoraussetzungen vorgenommen.

GTK+ Version 2 geht, GTK+ Version 3 kommt

GTK+ ist ein Toolkit, das es erlaubt, Widgets und GUIs zu erstellen. Bisher hat das Raspberry Pi OS die Version 2 des Toolkits verwendet. Da GTK 2 sein Lebensende erreicht hat, musste nun die Migration auf die Version 3 des Toolkits durchgeführt werden; alle Applikationen und Tools innerhalb des Raspberry Pi OS, die das GTK nutzen, waren entsprechend zu testen und gegebenenfalls zu patchen.

Mutter - Ein(e) neue(r) Fenstermanager/in

Wer auf einem Linux, und damit auf dem unterliegenden X-Server, Fenster verwalten lassen will, braucht einen Window-Manager. Bisher wurde dieses durch openbox realisiert, einen kleinen schlanken Window-Manager. Jedoch wurde im Zuge der Umstellung auf GTK+3 der Tausch auf den Window-Manager mutter nötig. Dieser Fernster-Manager schreibt Anwendungsfenster nicht direkt in den Bildschirmspeicher; vielmehr hat jedes Fenster seinen eigenen Speicherbereich in dem es gezeichnet wird,. Anschließend wird das Ganze durch mutter zu einem Desktopbild zusammengefügt und an die GPU übergeben. Damit werden hübsch aussehende Desktopeffekte möglich. Jedoch verbraucht dieses Zeichenverfahren für den Desktop deutlich mehr RAM als bisher, so das mutter erst auf einem Raspberry Pi 4 mit 2 GB RAM eingesetzt werden kann. Wenn weniger als 2 GB RAM vorhanden sind wird weiterhin openbox eingesetzt.

KMS Video Treiber

Der KMS (kernel modesettings) Displaytreiber war bisher experimentell und ist ab diesem Release standardmäßig aktiviert. Der vorhergehende Displaytreiber war Raspberry-Pi spezifisch und stellte eine Closed-Source Komponente dar. Mit dem KMS Displaytreiber hat der Raspberry Pi nun einen Weg, das Display über die Linux APIs anzusprechen, ohne dass spezielle Anpassungen nötig sind. Mit dem Treiber als Teil des Linux-Kernels kann dieser nun auch von Dritten erweitert werden.

Ein neuer Kameratreiber

Die Ansteuerung der Kameramodule durch den Raspberry Pi erfolgt nun durch libcamera, einer Standard Linux API. Damit kommt auch hier weniger proprietärer Code zum Einsatz, so dass die Entwicklung neuer Kamerasoft- und -hardware durch Drittanbieter leichter werden sollte.

Ein neues Image

Ein neues Image mit dem aktuellen Raspberry Pi OS steht bereit. Wer dieses einsetzen will, sollte es wie gewohnt auf eine SD-Karte schreiben. An einem Upgrade für ein älteres Raspberry Pi OS auf die aktuelle Fassung wird gearbeitet.

1)  Quelle: https://staging-assets.raspberrypi.com/static/hero__container-bg-89d1baabda817d708f2a5fb82ece2c6c.svg